T-Rex-Skelett "Tristan Otto" Der König der Dinos erobert Berlin
17.12.2015, 06:48 Uhr
Vor 66 Millionen Jahren war er der König der Saurier, nun erobert er die Hauptstadt: Mit "Tristan Otto" kommt erstmals das Originalskelett eines Tyrannosaurus Rex nach Berlin. Allein der Schädel wiegt 180 Kilo. Die Erwartungen an das Monstrum sind hoch.
Der Killer trägt Schwarz. Der Tyrannosaurus Rex namens "Tristan Otto" oder das, was von ihm übrig ist, erinnert nur wenig an Skelette wie man sie aus Filmen kennt. Dunkel schimmern seine Knochen, bedrohlich reckt er seinen Kopf Fotografen, Kamerateams und Reportern entgegen. Mit rund vier Metern Höhe und zwölf Metern Länge dominiert er die neue Schau zum Thema T-Rex, die Besuchern im Berliner Naturkundemuseum offensteht.
Als "Schatz", "wundervolles Biest" und eines der am besten erhaltenen Skelette von T. Rex weltweit kündigte es Museumsdirektor Johannes Vogel schon im Sommer an. Dass der Eigentümer, ein in London lebender Sammler, seinen "Tristan" gerade hier zeigt, werten in Berlin viele als Anerkennung. Doch bis es so weit war, sorgte der Dino auch für eine Menge Arbeit: Aus 300 Teilen puzzelten Mitarbeiter ihn zusammen, 170 davon sind original. An Lego fühlte sich einer erinnert. "Tristan" musste für mehrere Millionen Euro versichert werden, die Presse wurde im Vorfeld weitgehend ausgeschlossen.
Künftig soll "Tristan" dagegen Dinofans aus aller Welt anlocken - wohl für mindestens drei Jahre. Schon während der nahenden Feiertage rechnet das Haus mit einem Ansturm. Es rät zum Ticketkauf vorab. Normalerweise werde erst geforscht und dann ausgestellt, sagt der Projektleiter der T.-Rex-Schau, Uwe Moldrzyk. Anders ist es bei "Tristan": "Das Publikum soll die Ausstellung wachsen sehen." Sein genaues Alter, seine Krankheiten, seine Umwelt und seinen Speiseplan etwa wollen die Forscher am Museum künftig besser verstehen.
Schwellungen am Kiefer
Schon bekannt ist, dass der bissige Dino wohl unter Zahnproblemen litt und Schwellungen am Kiefer hatte. Multimediale Installationen zeigen etwa bisherige Erkenntnisse. Doch im Zentrum der Schau steht das Skelett - nach Museumsangaben das derzeit einzige originale in Europa. Etwas größer und besser erhalten ist aber etwa das Skelett von T-Rex Sue, das in Chicago zu sehen ist. Auch in den Niederlanden ist für 2016 eine Schau mit dem König der Dinos angekündigt.
Auf 50 bis 70 beziffern Experten die Zahl der Funde zum T-Rex weltweit. "Ganz oft sind es aber einzelne Knochen oder Fragmente, die nur Experten dieser Art zuordnen können", sagte der Paläontologe Kai Jäger von der Universität Bonn. "Tristan", insbesondere den Schädel, wertet er als "außergewöhnlich".
"Tristan Otto" wurde 2012 in den USA gefunden und ist circa 66 Millionen Jahre alt. Besonders ist, dass er überhaupt der Öffentlichkeit gezeigt wird: Viele Fossilien seien in Privathand und nicht einmal Wissenschaftlern zugänglich. Museen zeigten auch oft Reproduktionen, weil die Originalteile durch den Druck des Gesteins zerdrückt oder eingedellt seien.
Interessante Öffnungen am Schädel

Mit rund vier Metern Höhe und zwölf Metern Länge dominiert Tristan Otto die neue Schau im Berliner Naturkundemuseum.
(Foto: dpa)
In Berlin können Besucher das imposante Gebiss künftig genau unter die Lupe nehmen. Denn der rund 180 Kilo schwere Original-Schädel ruht in einem extra Schaukasten, während eine Nachbildung das Skelett komplettiert. Andernfalls wäre das Dino-Skelett ziemlich kopflastig: Zu Lebzeiten konnte ihn der T-Rex nur mit Hilfe eines dicken, langen Schwanzes balancieren. Das Knochengerippe lässt dessen Ausmaß nur erahnen. Die ausgeklügelte Natur kann teils auch der Laie gut erkennen: "Interessant sind die Öffnungen am Schädel", meint Fachmann Jäger. Diese seien nicht nur für die Augen vorgesehen, sondern machen den Schädel auch leichter.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka, die die Schau eröffnet hatte, sprach von einem "spektakulären Fund". Das von Bund und Ländern getragene Museum stelle damit erneut unter Beweis, dass es für "einmalige Sammlungen, exzellente Forschung" stehe - und für "Ausstellungen, die es vermögen, Menschen zu begeistern."
Kleiner Wermutstropfen dabei: Für den Laien ist die Mischung von Originalen und etwas glatteren Reproduktionen auf den ersten Blick nicht unbedingt erkenntlich. Das sei dem Wunsch des Sammlers geschuldet, sagte der für Szenografie zuständige Benedikt Esch.
Quelle: ntv.de, Gisela Gross, dpa