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Schwarzer Tod Die Pest ist zurück

Eine Pestbeule bei einem Erkrankten in Madagaskar.

Eine Pestbeule bei einem Erkrankten in Madagaskar.

(Foto: Institut Pasteur de Madagascar)

In Madagaskar breitet sich die Pest aus. Die hochgradig ansteckende Infektionskrankheit gilt als Krankheit des Mittelalters, die heute eigentlich nur vereinzelt auftritt und gut behandelt werden kann. Doch nun fordert sie wieder viele Todesopfer. Woher kommt die Seuche?

Kaum eine andere Seuche hat in der Geschichte der Menschheit so viel Angst und Schrecken verbreitet wie die Pest: Zwischen 1347 und 1353 raffte der Schwarze Tod in Europa Millionen Menschen dahin. Damals soll ein Drittel der gesamten Bevölkerung daran gestorben sein.

Pest-Bakterien unter dem Elektronenmikroskop.

Pest-Bakterien unter dem Elektronenmikroskop.

(Foto: Robert-Koch-Institut)

Die Pest wird durch ein Bakterium ausgelöst, das 1894 vom Schweizer Alexandre Yersin entdeckt wurde. Ihm zu Ehren wurde die gesamte Bakterien-Gattung Yersinia pestis benannt. Mit dem hochgradig ansteckenden Pest-Erreger können sich sowohl Menschen als auch Tiere infizieren. Sie werden entweder durch Insekten, in den meisten Fällen durch die Bisse von Flöhen, oder durch Tröpfchen angesteckt.

Der Übertragungsweg vom Tier auf den Menschen wird als Zoonose bezeichnet. Pestkranke Ratten, aber auch Murmeltiere, Eichhörnchen und andere Nagetiere werden von Flöhen gebissen, die damit den Erreger aufnehmen. Der Pesterreger verstopft allerdings den Magen-Darm-Trakt der Flöhe, sodass sich kein Sättigungsgefühl einstellen kann, also wird eine nächste Ratte gebissen. Dabei wird der Erreger durch Erbrechen in den Kreislauf des Nagers gebracht und dieser infiziert. Wenn sich dieser Vorgang mehrfach wiederholt, kommt es oftmals zu einem großen Sterben unter den Nagetieren. Das wiederum führt dazu, dass die Flöhe auf andere Wirte ausweichen müssen, auch auf Menschen.

Schnelle Antibiotika-Therapie hilft

Wird ein Mensch von einem infizierten Floh gebissen, zeigen sich nach bis zu sieben Tagen Symptome wie bei einer schweren Grippe, dann schwellen Lymphknoten zu dicken Beulen an. Sie können bis zu zehn Zentimeter Durchmesser haben.

Bei früher Diagnose sind die Heilungschancen durch Antibiotika sehr hoch. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Beulenpest zur Lungenpest führen. Diese wird, ähnlich wie eine Grippe, durch Tröpfchen übertragen und breitet sich schnell aus. Sie kann eine Inkubationszeit von nur 24 Stunden haben und unbehandelt schnell zum Tod führen. Gelangen Yersinia-pestis-Bakterien in die Blutbahn, kommt es zur sogenannten Pestsepsis, die unbehandelt innerhalb von 36 Stunden zum Tod führt.  

Neben Beulen- und Lungenpest gibt es die sogenannte abortive Pest. Sie gilt als die harmlose Variante der Erkrankung. Infizierte bekommen meist nur leichtes Fieber und leichte Schwellungen der Lymphknoten. Wer diese Krankheit einmal überstanden hat, ist gegen alle Formen der Pest wahrscheinlich ein Leben lang immun. Anders verhält es sich dagegen bei den Schutzimpfungen gegen die Pest. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel können nur drei bis sechs Monate Immunität gegen die Beulenpest gewähren und sind zudem schlecht verträglich. Gegen die Lungenpest gibt es keine Impfung.

Ausbruch auch in Deutschland?

Ein Ausbruch der Pest in Deutschland ist extrem unwahrscheinlich. Theoretisch könnten infizierte Ratten und Flöhe auf Frachtschiffen ankommen oder ein zurückkehrender Urlauber könnte die Krankheit einschleppen. Doch selbst diesen unwahrscheinlichen Fall sehen Experten gelassen. Mit funktionierendem Gesundheitssystem wäre ein Pest-Ausbruch schnell unter Kontrolle, heißt es bei der Weltgesundheitsorganisation.

Madagaskar mit rund 25 Millionen Einwohnern ist seit Jahren das Land mit den weltweit meisten gemeldeten Pest-Erkrankungen, vor allem von Beulenpest. Grund sind vielerorts die schlechten Verhältnisse vor allem in Armenvierteln. Berge von Müll sind die besten Voraussetzungen für die Vermehrung von Ratten und damit auch für eine Ausbreitung der Pest.

Wird aus einem Dorf ein Fall gemeldet, rücken die Gesundheitsbehörden an, um gegen Ratten vorzugehen, Häuser zu desinfizieren und mit Insektiziden einzusprühen. Nahe Angehörige von Pest-Erkrankten müssen vorsorglich Antibiotika einnehmen. Pest-Tote werden mit Chlorlösung gewaschen und mit Kalk eingerieben, denn selbst sie können die Infektion weitergeben. Bestattungsrituale wie die sonst übliche mehrtägige Totenwache im Haus des Verstorbenen sind bei Pest verboten. Die Leichen müssen weit weg von Friedhöfen begraben werden.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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