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"Mini-Monster" falsch zugeordnet Eiförmiges Stachelwesen doch kein Vorfahr des Menschen

Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen von Saccorhytus coronarius.

Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen von Saccorhytus coronarius.

(Foto: NIGPAS/dpa)

Saccorhytus coronarius erinnert optisch überhaupt nicht an Menschen, sondern eher an Monster: Es ist eiförmig, hat Stacheln und einen riesigen Mund. Wissenschaftlich wurde das Tierchen aber bislang zu den frühesten Vorfahren der Menschen gezählt. Völlig falsch, wie sich jetzt herausstellt.

Ein stacheliges, an ein Mini-Monster erinnerndes Wesen mit großem Mund und ohne Anus gehört - anders als bislang gedacht - nicht zu den frühesten Vorfahren des Menschen. Das schreibt ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature". Demnach seien Fossilien von Saccorhytus coronarius aufgrund einer Fehlinterpretation bestimmter Körperöffnungen fälschlicherweise der Tiergruppe der Neumünder (Deuterostomia) zugewiesen worden, zu der auch wir Menschen gehören.

Saccorhytus coronarius ist doch kein Neumünder, zu deren Gruppe die Menschen gehören.

Saccorhytus coronarius ist doch kein Neumünder, zu deren Gruppe die Menschen gehören.

(Foto: Philip Donoghue et al/dpa)

Aufwendige Röntgenaufnahmen Hunderter Fossilien hätten nun gezeigt, dass das Tierchen stattdessen den sogenannten Häutungstieren (Ecdysozoa) zuzuordnen ist, zu denen Insekten, Spinnen und Bärtierchen gehören. Ein von dem Forscherteam veröffentlichtes 3D-Modell von S. coronarius zeigt ein eiförmiges Wesen mit einem mittig sitzenden Schlund, der einen großen Teil der Körperfläche einnimmt. Sein Körper ist besetzt mit vielen kleinen und einigen größeren Stacheln. Das Tierchen hat laut Studie wohl am Meeresboden gelebt und konnte vermutlich weder kriechen noch krabbeln. Nahrungsaufnahme und Kotabgabe erfolgten über den Mund.

Doch keine Kiemenporen wie bei Neumündern

Der erste Fund von S. coronarius stammt aus der chinesischen Provinz Shaanxi. Die Gesteinsschicht, aus der das Fossil stammt, wird auf gut 530 Millionen Jahre datiert. Das Fossil hat einen Durchmesser von etwa einem Millimeter. Um seinen Mund herum hat es Löcher. Diese wurden zunächst als sogenannte Kiemenporen gedeutet, ein urtümliches Merkmal von Neumündern. Doch diese Interpretation der Öffnungen war falsch, wie die Forscher um Zhang Huaqiao vom Nanjing-Institut für Geologie und Paläontologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften nun zeigen.

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Sie sammelten Hunderter weiterer Fossilien derselben Art, die zum Teil viel besser erhalten waren als frühere Funde. Von diesen machten die Forscher Röntgenaufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln und ließen damit einen Computer ein 3D-Modell von S. coronarius bauen. Das Forscherteam konnte zeigen, dass die angeblichen Kiemenporen in Wahrheit Sockel von Stacheln waren. "Wir glauben, dass diese Saccorhytus halfen, seine Beute zu fangen und zu verarbeiten", meint Co-Autor Huaqiao Zhang.

Dass S. coronarius keinen Anus hat, ist eine Besonderheit. Die Forscher gehen davon aus, dass die Vorläufer von S. coronarius einen Darmausgang hatten, sich dieser aber wieder zurückentwickelte. Wie bei Tieren der Anus entstand - und teilweise auch wieder verschwand - ist wichtig, um die Evolution von Tieren und ihren Körpern zu verstehen.

Quelle: ntv.de, Valentin Frimmer, dpa

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