Wissen

Perspektive zur Aids-Heilung Enzym deaktiviert HI-Virus

Ein Protein des HI-Virus sorgt normalerweise dafür, dass das Enzym Apobec inaktiv ist.

Ein Protein des HI-Virus sorgt normalerweise dafür, dass das Enzym Apobec inaktiv ist.

(Foto: imago/Science Photo Library)

Obwohl sie seit Jahrzehnten mit HIV infiziert sind, bricht die Krankheit bei zwei Patienten nie aus. Grund dafür ist ein Enzym, das das Virus nicht zerstört, sondern seinen Ausbruch blockiert. Forscher wittern eine mögliche Heilungsmethode für Aids.

Für Aids-Kranke gibt es womöglich eine Perspektive für eine Heilungsmethode: Wissenschaftler in Frankreich fanden einer Studie zufolge heraus, dass die offensichtliche Spontanheilung von zwei HIV-infizierten Männern auf die Integration des veränderten, inaktiven Virus-Gencodes in deren DNA zurückging. "Diese Beobachtung ist ein denkbarer Ansatz für eine Heilung", sagte Didier Raoult von der Medizinfakultät im südfranzösischen Marseille.

Die zwei Patienten waren mit dem HI-Virus infiziert, einer von ihnen schon seit rund 30 Jahren. Dennoch brach bei ihnen nie die Krankheit aus und sie wurden auch nie behandelt. Das Virus konnte mit den üblichen Tests in ihrem Blut nicht nachgewiesen werden, stellten die Autoren der Studie im Fachmagazin "Clinical Microbiology and Infection" fest.

Die Analysen der Forscher erlaubten es, das im Genom der Patienten gefundene Virus nachzubilden. Dabei konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass das HI-Virus durch eine Unterbrechung der Informationen aus den Genen des Virus ausgeschaltet war. Das Virus konnte sich daher nicht vervielfältigen, blieb aber im Inneren der DNA der Patienten erhalten. Die Unterbrechungen bei dem Virus gehen den Forschern zufolge auf ein Enzym namens Apobec zurück, das im Kampf gegen Aids erforscht wird, das aber normalerweise durch ein Protein des Virus inaktiviert wird.

Mögliche Resistenz

Die Studie eröffnet nach Ansicht der Autoren die Möglichkeit, eine Heilung durch die Nutzung dieses Enzyms oder die Stimulierung des Enzyms anzustreben. Auch könnten so bei neu infizierten Patienten die Aussichten auf eine Spontanheilung geprüft werden. Nach Einschätzung von Raoult könnten die Erkenntnisse auch die bisherigen Heilungsansätze ändern, die ausschließlich darauf ausgerichtet seien, den Körper von dem HI-Virus zu befreien.

Die Wissenschaftler waren der Annahme nachgegangen, dass das HI-Virus sich ebenso verhält wie andere Retroviren, die sich in der DNA von Tieren und Menschen festsetzen. So hatten Forscher festgestellt, dass Koala-Bären gegen ein Virus resistent geworden waren, das sie neutralisiert und in ihre DNA integriert hatten. Diese Resistenz wird auch an die Nachkommen vererbt. Die französischen Wissenschaftler gingen daher davon aus, dass es logischerweise auch beim HI-Virus solche Resistenzen geben müsse.

Quelle: ntv.de, lsc/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen