Seltenes Phänomen im Death Valley Geheimnis um "Wandernde Felsen" gelüftet
17.09.2014, 16:28 Uhr
Ein lange Zeit ungeklärtes Phänomen: Was hat diesen Brocken vorangetrieben?
Seit fast hundert Jahren versuchen Forscher herauszufinden, wie die Steine und Felsblöcke auf dem Racetrack im Death Valley in Bewegung geraten. Manche von ihnen sind 350 Kilo schwer – und ziehen trotzdem eine deutlich erkennbare Schleifspur hinter sich her. Nun ist klar, wieso.
Auf dem Racetrack Playa, einem ausgetrockneten See im Death Valley, dem trockensten Nationalpark der USA, liegen auf brüchig-lehmigem Boden gut 160 Steine verstreut. Manche sind kleiner, andere so groß wie Felsbrocken. Manche sind vergleichsweise leicht, andere bringen es auf 350 Kilogramm. Doch egal wie groß sie sind und egal wie schwer, die Steine haben etwas gemeinsam: Sie bewegen sich. Sie verändern ihre Position. Erkennbar wird das an den Schleifspuren, die die Felsen hinter sich hierziehen. Manchmal sind diese Spuren geradlinig, ein andermal gewunden oder zickzack. Sie können kurz sein oder auch tausend Meter lang.
Seit beinahe hundert Jahren setzt man sich mit dem Mysterium der "Wandernden Felsen" im Tal des Todes auseinander. Welche Kräfte stecken dahinter? Die Erklärungen, die man fand, waren zum Teil skurril: Aliens sind da am Werke, hieß es. Sie verschieben die Steine und hinterlassen den Erdlingen auf diese Weise Botschaften. Eine andere Theorie kreiste um unterirdischen Magnetismus. Die seriöse Forschung vermutete schnell, dass kräftige Winde und vielleicht auch Regen die zentrale Rolle spielen müssen. Doch genaue Zusammenhänge blieben unklar.
Langweiliges Experiment, spektakulärer Abschluss

So stellten sich den Forschern die Spuren der Steine am 20. Dezember 2013 dar.
(Foto: Richard D. Norris et al., http://www.plosone.org)
Nun haben Wissenschaftler das Rätsel gelöst. Das Team um Richard und James Norris von der University of California in San Diego hat die Felsen mithilfe von GPS und Zeitrafferkamera über zwei Jahre hinweg beobachtet. Die Forscher beschrieben das Experiment zunächst als eines der langweiligsten überhaupt, denn lange Zeit tat sich gar nichts. Doch im Dezember 2013 schließlich konnten die Forscher die Bewegung von 60 Steinen dokumentieren. Manche von ihnen bewegten sich mehr als 200 Meter weit – mit der gemächlichen Geschwindigkeit von 2 bis 5 Metern in der Minute. Meteorologische Instrumente erhoben die dazugehörigen Wetterdaten.
Mit dieser Datenfülle war es den Forschern möglich, das große Mysterium zu erklären: Unter bestimmten, seltenen Bedingungen bildet sich auf dem Racetrack Playa eine dünne Eisschicht, gerade mal drei bis sechs Millimeter dick. In der Morgensonne beginnt das Eis zu schmelzen. Dann zerbricht es in unzählige kleine Schollen, die auf Teichen treiben oder von Rinnsalen umgeben sind. Weht nun ein leichter Wind, geraten die Schollen in Bewegung. Und die Steine? Norris konnte es mit der Kamera festhalten: Das Eis schiebt die Steine vor sich her. Sie werden durch den Druck der Schollen bewegt. Das hinterlässt Spuren, die zunächst mit Tauwasser gefüllt sind und in dem Schlick nicht auffallen. Doch einmal ausgetrocknet, entstehen die charakteristischen Rinnen, die verräterischen Bahnen der "Wandernden Steine".
Bei diesem Zusammenspiel von Eis und Schmelzwasser ist kein Sturm nötig, um selbst große Brocken ins Rutschen zu bringen. Ein Lüftchen von drei Windstärken reicht aus. Dass all diese Bedingungen erfüllt sind, geschieht allerdings nur alle paar Jahre oder gar Jahrzehnte. Doch eines ist nun bewiesen: Aliens braucht es für die "Wandernden Felsen" ganz und gar nicht …
Quelle: ntv.de