Mäuse orientieren sich besser Kohlenmonoxid schützt bei Schlaganfall
13.06.2015, 09:33 Uhr
Wer schlagartig heftige Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen.
(Foto: imago/Science Photo Library)
Kohlenmonoxid ist ein giftiges und gefürchtetes Gas. Bei einem Schlaganfall könnte es sich sogar als unterstützendes Heilmittel erweisen und mit gehirnschützenden Eigenschaften aufwarten.
Etwa 10.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich eine Subarachoidal-Blutung im Gehirn. (Subarachoidal: unterhalb der Arachnoidea, einem Teil der weichen Hirnhaut, gelegen.) Bei dieser Form des Schlaganfalls tritt Blut aus einer geplatzten Arterie im Gehirn aus und gelangt in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum.
So kommt es zu einer Reizung von Blutgefäßen des Gehirns und der Hirnhäute. Ein Stauung von Hirnflüssigkeit mit Druckerhöhung im Schädel ist typisch für einen komplizierten Verlauf.
Plötzlich eintretender, sehr heftiger Kopfschmerz ist das zentrale Symptom einer SAB. Nackensteife kann hinzukommen. Besonders betroffen sind Frauen zwischen 45 und 55 Jahren. Nur jeder zweite Patient überlebt eine SAB länger als ein Jahr. Viele leiden langfristig unter Einschränkungen der Hirnfunktion.
Kohlenmonoxid ist ein gefährliches Atemgift, das unbemerkt über den Blutkreislauf in den Körper eindringt und sogar Hirnschäden auslösen kann. Doch auch bei Kohlenmonoxid macht die Dosis das Gift. Geringe Mengen des Gases können das Gehirn sogar schützen. Das haben Forscher des Universitätsklinikums Freiburg in Kooperation mit Kollegen des Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) und der Harvard Medical School in Boston (USA) im Fall einer bestimmten Form des blutungsbedingten Schlaganfalls (SAB) bei Versuchen an Mäusen festgestellt.
Für ihre Untersuchung verglichen die Forscher zwei Gruppen von Mäusen, die sich nach einer Hirnblutung erholten. Eine Gruppe wurde eine Woche in normaler Atemluft gehalten, die andere Gruppe erhielt über den gleichen Zeitraum täglich eine Stunde lang zusätzlich eine geringe Menge Kohlenmonoxid. Danach wurden alle Tiere auf ihr räumliches Erinnerungsvermögen getestet. Die Tiere, die regelmäßig Kohlenmonoxid bekamen, schnitten bei dem Test deutlich besser ab als die Tiere aus der Gruppe mit der normalen Atemluft. Daraus schlossen die Forscher, dass die Schädigungen des Hirngewebes und die kognitiven Einschränkungen durch die Gabe von Kohlenmonoxid verringert werden.
Kohlenmonoxid baut Gift ab
Der Großteil der Schäden nach einer Hirnblutung wird durch das Molekül Häm verursacht. Häm ist in den roten Blutkörperchen für den Transport des Sauerstoffes wichtig, außerhalb der Zellen allerdings hochgiftig. Das Gehirn wird vor Häm nach einer Blutung durch spezielle Gehirnzellen, sogenannte Mikroglia, geschützt. Mikroglia entgiften Häm. Dabei wird Kohlenmonoxid freigesetzt. Das entstandene Gas ist aber nicht nur ein Abbauprodukt, sondern wirkt sich selbst positiv auf den Häm-Abbau aus. Das konnte das Forscherteam in zuvor durchgeführten Untersuchungen an Zellen und Tieren beweisen.
Ob Kohlenmonoxid in geringer Dosierung auch Menschen bei der Erholung nach einem Schlaganfall unterstützen kann, muss in zukünftigen Untersuchungen erst noch geklärt werden.
Quelle: ntv.de, jaz