Wissen

Trotz menschlichem Eingreifen Mehr Wild- im Hausschwein als gedacht

Schweine sind intelligente und gesellige Wesen.

Schweine sind intelligente und gesellige Wesen.

(Foto: imago/Westend61)

Hausschweine sichern die Salami am Morgen, den Braten am Mittag und die Currywurst am Abend. Die Tiere sind über Jahrtausende vom Menschen domestiziert - dachte man jedenfalls bisher.

Hausschweine haben sich in ihrer jahrtausendelangen Entwicklung immer wieder mit Wildschweinen gepaart. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Laurent Frantz von der Universität in Wageningen (Niederlande). Die Wissenschaftler hatten das Erbgut von mehr als 700 Schweinen analysiert, darunter europäische und asiatische Hausschweine sowie Wildschweine verschiedener Regionen.

Hausschweine halten sich gern im Freien auf und erkunden ihre Umgebung.

Hausschweine halten sich gern im Freien auf und erkunden ihre Umgebung.

(Foto: imago/Mint Images)

"Herkömmlich wird vom Prozess der Domestikation angenommen, dass er von Menschen eingeleitet wird, wenige Tiere einbezieht und auf Fortpflanzungsisolation zwischen wilden und domestizierten Formen beruht", schreiben Frantz und Kollegen im Fachjournal "Nature Genetics". Die Genomanalyse bei den Schweinen zeige ein anderes Bild: In der Entwicklungsgeschichte des Hausschweins seien mehrmals Gene wilder Populationen ins Erbgut gezüchteter Artgenossen gelangt.

"Inseln der Domestikation"

Die Auswahl der Menschen habe einer Angleichung von Wild- und Haustieren jedoch entgegengewirkt und im Hausschweinerbgut "Inseln der Domestikation" geschaffen. Diese betreffen demnach vor allem mehrere Entwicklungsprozesse für Knochen und Körpergröße, Zähne und das Nervensystem.

Die Wissenschaftler speisten die Daten der Erbgutuntersuchungen in Computersimulationen ein. Die Unterschiede in den Genomen der Populationen ergaben verschiedene Wahrscheinlichkeiten für mehrere Entwicklungsmodelle. Das Modell einer strikten Trennung zwischen Wild- und Hausschweinen ist demnach nicht ganz auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich. Sehr hoch liegt die Wahrscheinlichkeit bei einem Modell, in dem es zu mehreren Zeiten Paarungen zwischen europäischen und asiatischen Wild- und Hausschweinen gab.

Eine weitere, sehr wahrscheinliche Variante bezieht eine bisher unbekannte Gruppe von Schweinen ein, über die die Gene ausgetauscht wurden. Dabei könnte es sich um eine ausgestorbene Schweinepopulation handeln, spekulieren die Wissenschaftler. Für das zuerst in Anatolien gezüchtete europäische Hausschwein seien die gefundenen Daten sehr beweiskräftig, schreiben Frantz und Kollegen. Beim asiatischen Hausschwein könne die Domestikation ähnlich abgelaufen sein, jedoch seien die Ergebnisse nicht ganz so klar.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen