Zwilling der Venus Naher erdähnlicher Planet entdeckt
11.11.2015, 19:41 Uhr
Hier in einer künstlerischen Darstellung: ein erdähnlicher Planet, der um seine Sonne kreist.
(Foto: David A. Aguilar/dpa)
Er ist nicht weit von unserem Sonnensystem entfernt: Astronomen sichten einen Planeten, der in etwa so groß und massereich ist wie die Erde. Seine Atmosphäre könnte der der Venus ähneln. Und wie steht es um Leben auf dem Exoplaneten?
So nah wurde noch kein anderer erdähnlicher Planet gesichtet: Der Exoplanet mit der Katalognummer GJ 1132b liegt in unserer direkten kosmischen Nachbarschaft. Nur 39 Lichtjahre ist er von unserem Sonnensystem entfernt. GJ 1132b ist in etwa so groß und massereich wie die Erde. Das berichten Forscher um Zachory Berta-Thompson vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) im britischen Fachblatt "Nature". Für Leben - die Frage, die sich immer stellt - ist es auf dem fernen Planeten zu heiß. Es herrscht dort eine Hitze wie in einem Backofen: 230 Grad Celsius. Für eine stabile Atmosphäre aber sind diese Temperaturen geeignet.
In nur 2,25 Millionen Kilometern Entfernung kreist GJ 1132b sehr eng um seinen Heimatstern, einen roten Zwerg. Diesem ist er damit 25 Mal dichter als Merkur, der innerste Planet unseres Systems, der Sonne. Alle 1,6 Tage zieht der GJ 1132b von der Erde aus gesehen vor seinem Heimatstern vorbei und schattet ihn damit ein wenig ab. Diese regelmäßige Mini-Finsternis war es, die zur Entdeckung des Exoplaneten führte. Er verdunkelt den Stern jedes Mal um 0,3 Prozent, was den Forschern die Größe des Planeten verriet.
"Keine Chance auf flüssiges Wasser"
Zudem zerrt GJ 1132b mit seiner Schwerkraft an seinem Heimatstern. Der schwankt dadurch hin und her. Aus der Stärke der Schwankung ließ sich die Masse des Exoplaneten berechnen. GJ 1132b ist demnach 16 Prozent größer als die Erde und besitzt 60 Prozent mehr Masse. Er hat also eine ähnliche Dichte und muss daher ebenfalls ein Gesteinsplanet sein.
Obwohl der rote Zwergstern von GJ 1132b nur ein Fünftel so groß ist wie unsere Sonne und lediglich ein Zweihundertstel so viel Licht abstrahlt, wird es auf dem Exoplaneten heiß. Das liegt an der engen Umlaufbahn. "Es gibt keine Chance für flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche", berichtet Berta-Thompson. "Aber er ist viel kühler als die anderen Gesteins-Exoplaneten, die wir kennen." Die Forscher nehmen daher an, dass GJ 1132b eine Atmosphäre ähnlich der Venus in unserem Sonnensystem besitzen könnte, die sich dank der vergleichsweise geringen Entfernung mit Teleskopen analysieren ließe. "Unser größtes Ziel ist die Entdeckung eines Zwillings der Erde", betont Ko-Autor David Charbonneau vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik. "Auf dem Weg dahin haben wir einen Zwilling der Venus entdeckt."
Quelle: ntv.de, asc/dpa