Seltenes medizinisches Phänomen Ärzte finden parasitären Zwilling in Kinderhirn
16.03.2023, 10:12 Uhr (aktualisiert)
Auf den Fotos sieht man die Anlage von Extremitäten und Fingern.
(Foto: American Academy of Neurology)
Ein einjähriges Mädchen in China zeigt motorische Auffälligkeiten. Außerdem ist ihr Kopf vergrößert. Als die Ärzte die Bilder der Computertomografie von ihrem Kopf sehen, trauen sie kaum ihren Augen - und operieren.
Ärzte haben in China im Kopf einer Einjährigen einen Fötus entdeckt, den sie operativ entfernten. Über den Fall des sehr seltenen medizinischen Phänomens mit der Bezeichnung "Fetus in Fetu", kurz FIF, berichtete das Team im Fachblatt "Neurology" bereits im Dezember 2022. Dabei handelt es sich um eine Doppelfehlbildung, bei der ein Fötus oder mehrere Föten in den anderen einverleibt werden. Weltweit sind weniger als hundert derartige Fälle bekannt.
Die Einjährige wurde wegen motorischer Verzögerungen und einem vergrößertem Kopfumfang in ein Krankenhaus gebracht und dort untersucht. Die Ärzte machten mit Computertomografen Aufnahmen von ihrem Kopf und sahen bereits in diesen Aufnahmen einen fötusähnlichen Einschluss, den sie in einer anschließenden Operation entfernten, untersuchten und genetisch analysierten. Sie stellten dabei fest, dass es sich tatsächlich um einen Fötus handelte, der genetisch ein Zwilling des Mädchens war.
Fötus wandert in seinen Zwilling
Schätzungen zufolge kommt es in einer von 500.000 Geburten zum parasitären Zwilling. Er entsteht, wenn sich ein fehlgebildeter Fötus während der Schwangerschaft in den Körper seines Zwillings bewegt. Dieser Fötus ist selbst nicht überlebensfähig, kann aber immer größer werden und verschiedene Zelltypen ausbilden und so zur Gefahr für Betroffene werden. Weltweit sind bisher weniger als 200 Fälle bekannt.
Erst im vergangenen Jahr wurde ein FIF-Fall eines Säuglings in Indien bekannt. Ein erst wenige Tage altes Mädchen fiel den Ärzten durch einen besonders auffällig gewölbten Bauch auf. Bei den darauffolgenden Untersuchungen entdeckten die behandelnden Mediziner acht Föten im Bauch der 21 Tage alten Kleinen. Das Mädchen wurde operiert und alle acht Föten entfernt, berichtete "Daily News Post India".
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 14. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jaz