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Anzahl schon in 30 Jahren verdoppelt Starke Regenfälle immer häufiger

Wieder und wieder warnen Umwelt- und Wetterexperten vor den Folgen des Klimawandels. Doch selten werden sie so konkret: Bis 2040 könnte sich in vielen Gebieten Deutschlands die Anzahl extremer Niederschläge nahezu verdoppeln. Eine erschreckende Aussicht, denn dadurch würden auch Schäden durch Überflutungen drastisch zunehmen.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Wegen des Klimawandels wird es in  Deutschland in 30 Jahren deutlich mehr starke Regenfälle und  Überschwemmungen geben. Das ist das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungsprojektes, an dem unter anderem das Technische Hilfswerk (THW), das Umweltbundesamt  und der Deutsche Wetterdienst (DWD) beteiligt waren. "Insbesondere in küstennahen Gebieten könnte sich deren Anzahl, verglichen mit dem Zeitraum 1960 bis 2000, sogar verdoppeln", sagte Paul Becker, Vizepräsident des DWD.

Als extreme Niederschläge gelten Regenmengen von je nach Region 10 bis 100 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden. Die Sommer könnten zwar niederschlagsärmer, die Regenfälle aber auch hier umso heftiger werden. Bis Ende des Jahrhunderts könnten gar Durchschnittstemperaturen wie in Venedig auftreten, sagte Becker.

Der bisherige Regen-Tagesrekord wurde am 12. August 2002 mit 312 Litern pro Quadratmeter in Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) gemessen. Bisher fallen in Deutschland laut Wetterdienst pro Jahr im Schnitt 789 Liter pro Quadratmeter. Daran werde sich in der Summe bis zum Jahr 2100 nicht viel ändern, meint Becker. "Allerdings werden die Sommer trockener und die Winter nasser."

Mangel an Hilfskräften

Der Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, berichtete, dass durch den demografischen Wandel immer weniger ehrenamtliche Helfer zur Bewältigung von Naturkatastrophen bereitstünden.

Das THW verbuchte im vergangenen Jahr 846.000 Einsatzstunden durch "Wetterereignisse".

Das THW verbuchte im vergangenen Jahr 846.000 Einsatzstunden durch "Wetterereignisse".

(Foto: picture alliance / dpa)

Hinzu kämen die Folgen der Bundeswehrreform. Wo es früher 50 Panzerbataillone gegeben habe, seien es künftig nur noch 3. Bei Wetterkatastrophen sei es daher künftig nicht mehr so leicht, rasch Bergepanzer zu bekommen. Auch die Zahl freiwilliger Feuerwehrleute könne dramatisch schrumpfen. Derzeit werde geprüft, das Warnsystem für den Zivilschutz zu einem modernen Informations- und Warnsystem auch für regionale Unwetterlagen zu erweitern, sagte Unger.

Auch das THW wies auf dieses Problem hin. Schon 2010 seien durch "Wettereignisse" mit 846.000 Einsatzstunden doppelt so viele angefallen wie noch 2009, gab der Leiter der Abteilung Einsatz, Volker Strotmann, zu bedenken. Von Dezember bis Januar habe sich das THW durchgehend in wetterbedingten Einsätzen befunden - erst wegen des Schneefalls, dann wegen der Schneeschmelze. Insgesamt wurden vom THW in diesem Zeitraum 155.000 Arbeitsstunden geleistet.

"Ergebnisse erhöhen Handlungsdruck"

Nach Angaben des Umweltbundesamtes müssten die Kommunen angesichts der vermehrten Wetterkapriolen dafür sorgen, dass möglichst viel Regen versickern kann, damit Flüsse nicht so anschwellen. Zudem müsse die Deichsicherheit erhöht werden "Die Ergebnisse der Untersuchung erhöhen den Handlungsdruck, die Vorsorge gegenüber den Folgen des unvermeidbaren Klimawandels zu verstärken", sagte Präsident Jochen Flasbarth. "Klimaschutz ist die Vorsorgemaßnahme Nummer eins."

Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP

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