Mensch kein "Glücksfall"? Studie: Leben im All nicht so unwahrscheinlich wie gedacht
18.02.2025, 16:25 Uhr Artikel anhören
Bisher wurden noch keine Signale von außerirdischen Zivilisationen entdeckt - dabei könnte intelligentes Leben häufiger sein als gedacht, meint ein US-Forscherteam.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Sind wir doch nicht allein? Laut einer Studie sollten Zivilisationen wie die Menschheit im Universum eigentlich keine Rarität sein. Denn aus Sicht der Forscher ist die Entwicklung des Menschen kein seltener Glücksfall - sondern eher der übliche Lauf der Dinge.
Eines der größten Rätsel der Menschheit ist die Frage, ob wir allein im All sind. Jedenfalls scheint intelligentes Leben auf den ersten Blick nicht sehr verbreitet zu sein - schließlich haben wir noch nie ein Signal von einer fremden Zivilisation erhalten. Aber vielleicht hat das auch andere Gründe, denn eine im Fachmagazin "Science Advance" erschienene Studie von US-Forschern legt nahe, dass intelligente Lebensformen wie der Mensch doch deutlich häufiger vorkommen als gedacht.
Das Forscherteam der Penn State University wirft dafür eine Theorie über den Haufen, laut der die Entwicklung von intelligentem Leben eine Reihe von sehr unwahrscheinlichen Schritten beinhaltet. Diese "Schwierigen Schritte ("Hard Steps"), wurden von dem Physiker Brandon Carter beschrieben.
Das "Hard Steps"-Modell besagt, dass unser evolutionärer Ursprung aufgrund der Zeit, die der Mensch im Vergleich zur Gesamtlebensdauer der Sonne für seine Entwicklung auf der Erde benötigte, höchst unwahrscheinlich ist. Daher sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass es außerhalb der Erde menschenähnliche Wesen gibt, äußerst gering.
Umweltbedingungen - der wahre Showstopper?
Carter vermutet, dass die Evolution deshalb so lange benötigte, weil sie erst einige "Schwierige Schritte" meistern musste, bevor das Leben intelligente Formen annehmen konnte. Andere Forscher haben diese Schritte später etwa als die Entwicklung von Leben aus toter Materie, die Entwicklung von Photosynthese, die Evolution der Eukaryoten (die eine bestimmte Art von zellulärer Komplexität aufweisen) und die Evolution der Tiere beschrieben.
Doch die Forscher um Daniel Mills halten nichts von der Idee "Schwieriger Schritte". Aus ihrer Sicht ist es nicht das Leben, das so lange benötigt, vielmehr sind es die Umweltbedingungen auf einem Planeten, welche es dem Leben überhaupt erst möglich machen, zur nächsten Entwicklungsstufe aufzusteigen.
Warten auf den Sauerstoff?
Sie nennen ein Beispiel: Komplexes Leben, wie etwa Tiere, benötigt einen bestimmten Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre. Die Sauerstoffanreicherung der Erdatmosphäre durch photosynthetisierende Mikroben und Bakterien war ein natürlicher Evolutionsschritt für den Planeten, der ein Zeitfenster für die Entwicklung neuerer Lebensformen schuf, erklärte Mills laut einer Mitteilung seiner Universität.
"Wir argumentieren, dass intelligentes Leben möglicherweise keine Reihe von Glücksfällen erfordert, um zu existieren", sagte Mills. Der Mensch habe sich nicht früh oder spät in der Erdgeschichte entwickelt, sondern pünktlich, als die Bedingungen dafür gegeben waren. "Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, und vielleicht können andere Planeten diese Bedingungen schneller erreichen als die Erde, während andere Planeten noch länger brauchen könnten."
Forscher: Erde erst seit kurzem für Menschen bewohnbar
Mills und seine Kollegen schlagen vor, dass der Zeitpunkt der menschlichen Ursprünge durch die aufeinanderfolgende Öffnung von "Bewohnbarkeitsfenstern" im Laufe der Erdgeschichte erklärt werden kann. Diese Fenster öffneten sich die durch Veränderungen der Nährstoffverfügbarkeit, der Meeresoberflächentemperatur, des Salzgehalts der Ozeane oder der Sauerstoffmenge in der Atmosphäre. Angesichts all dieser wechselwirkenden Faktoren, so die Forscher, sei die Erde erst seit kurzem für die Menschheit bewohnbar - es sei einfach das natürliche Ergebnis dieser Bedingungen.
"Diese neue Perspektive deutet darauf hin, dass die Entstehung intelligenten Lebens vielleicht doch nicht so unwahrscheinlich ist", sagte Jason Wright, Professor für Astronomie und Astrophysik und Mitautor des Papiers. "Statt einer Reihe unwahrscheinlicher Ereignisse könnte die Evolution eher ein vorhersehbarer Prozess sein, der sich entsprechend den globalen Bedingungen entfaltet. Unser Rahmen gilt nicht nur für die Erde, sondern auch für andere Planeten, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass es anderswo Leben gibt, das dem unseren ähnelt."
Quelle: ntv.de