Wissen

Sedimente aus der Tiefsee Million Jahre alte DNA in der Antarktis gefunden

Eisberg.jpeg

Die DNA aus der Tiefsee vor der Antarktis gibt Aufschluss über das Leben im Meer vor einer Million Jahren.

(Foto: Thomas Ronge)

Vor der Küste der Antarktis entdeckt ein Forschungsteam das Erbgut von Lebewesen, die vor einer Million Jahre gelebt haben. Es ist damit die älteste bisher in Meeressedimenten gefundene DNA. Der Fund könnte auch Erkenntnisse über die Folgen des derzeitigen Klimawandels liefern.

In der Tiefsee nahe der Antarktis hat ein Forschungsteam unter der Leitung der University of Tasmania Erbgut entdeckt, das bereits eine Million Jahre alt ist. Es handelt sich nach Angaben der Forscherinnen und Forscher damit um die älteste marine DNA, teilte die Universität Bonn mit, deren Forschende an der Entdeckung beteiligt waren. Die Studie dazu ist in der Fachzeitschrift "Nature Communications" erschienen. Laut den Forschenden zeigen die Erkenntnisse, dass DNA in Sedimenten (SedaDNA) der Tiefsee den Weg zur Untersuchung langfristiger Reaktionen von Meeresökosystemen auf den Klimawandel eröffnen kann.

Bohrturm.jpeg

Die DNA aus dem Meeresboden wurde während der IODP-Expedition 382 "Iceberg Alley and Subantarctic Ice and Ocean Dynamics" im Jahr 2019 gewonnen.

(Foto: Michael Weber)

"Dies ist die mit Abstand älteste authentifizierte marine SedaDNA", erklärt Linda Armbrecht, Leiterin der Studie von der University of Tasmania. Unter den entdeckten Organismen befanden sich Kieselalgen, deren DNA bis zu einer halben Million Jahre zurück nachweisbar war. Die analysierten Sedimente waren während einer Expedition im Jahr 2019 gewonnen worden.

Die Analyse alter Sediment-DNA ist eine neue Technik, die dabei hilft, zu entschlüsseln, welche Lebewesen zu welchem Zeitpunkt in der Vergangenheit im Meer existiert haben. Außerdem können die Zeiten größerer Veränderungen in der Zusammensetzung im Sediment mit Klimaveränderungen in Verbindung gebracht werden. Diese Erkenntnisse können helfen, Vorhersagen darüber zu treffen, wie die Meeresbewohner um die Antarktis auf den derzeitigen und künftigen Klimawandel reagieren werden.

Kieselalgen zu warmen Phasen reichlich vorhanden

Die Daten offenbarten, dass Kieselalgen während warmer Klimaperioden reichlich vorhanden waren. Die letzte derartige Veränderung im Nahrungsnetz der Scotiasee fand vor etwa 14.500 Jahren statt. "Dies ist eine interessante und wichtige Veränderung, die mit einem weltweiten und schnellen Anstieg des Meeresspiegels und einem massiven Eisverlust in der Antarktis aufgrund der natürlichen Erwärmung zusammenhängt", sagte Michael Weber, Zweitautor der Studie von der Universität Bonn. Die Erwärmung habe offenbar zu einem Anstieg der Meeresproduktivität um die Antarktis herum geführt.

Die Erkenntnisse werden laut den Forschenden auch dazu beitragen, die gegenwärtigen und künftigen Veränderungen des Meereslebens rund um den gefrorenen Kontinent zu bewerten. Die Antarktis ist eine der durch den Klimawandel am stärksten gefährdeten Regionen der Erde. Die Erforschung der vergangenen und gegenwärtigen Reaktionen des polaren Meeresökosystems auf Umwelt- und Klimaveränderungen sei daher von entscheidender Bedeutung, heißt es in der Mitteilung der Universität Bonn.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 06. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, kst

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen