Test mit Scheinmedikament Überzeugte Ärzte heilen besser
22.10.2019, 08:39 Uhr
Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist während einer Behandlung extrem wichtig.
(Foto: imago images / PhotoAlto)
Glaubt ein Arzt an das Gelingen einer Behandlung, kann das die tatsächliche Heilung eines Menschen positiv beeinflussen. Das haben US-Forscher mithilfe eines interessanten Experiments herausgefunden.
Der Glaube kann Berge versetzen - auch bei Therapien, wie eine aktuelle Studie bestätigt. Patienten haben demnach weniger Schmerzen, wenn ihre Ärzte selbst an die Wirksamkeit der Behandlung glauben. Deren Überzeugung spiegele sich im Gesichtsausdruck wider, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature Human Behaviour". Die Ergebnisse könnten hilfreich für eine bessere Arzt-Patienten-Kommunikation sein, hoffen die Forscher.
Das Team um Luke Chang vom Darmouth College in den USA hatte Versuchsteilnehmern eine Rolle als "Arzt" oder "Patient" zugewiesen. Die "Ärzte" wurden informiert, dass es um die Wirkung einer Schmerzsalbe gehe, die auch demonstriert wurde: Elektroden wurden an den Unterarmen der falschen Mediziner platziert, erhitzt und lösten so einen Schmerzreiz aus. Anschließend trugen die Versuchsleiter eine Creme namens "Thermedol" auf, von der gesagt wurde, dass sie stark schmerzlindernd wirke. In Wahrheit wurde lediglich die Temperatur der Elektroden heruntergeregelt, die Creme selbst war ein Placebo, ein wirkungsloses Scheinmedikament.
Im nächsten Schritt sollten die falschen Ärzte "Thermedol" und eine Kontrollcreme in einem ähnlichen Setting an Patienten testen. Beide Cremes waren Placebos - dennoch empfanden die Patienten bei gleichem Schmerzreiz "Thermedol" als hilfreicher. Dies zeigte sich nicht nur in ihren Aussagen, sondern auch in der Analyse ihres Gesichtsausdrucks sowie ihrer Hautreaktion. Zudem bewerteten sie die "Ärzte" als einfühlsamer, wenn diese "Thermedol" auftrugen.
Glaubten die falschen Mediziner also selbst an die Wirksamkeit der schmerzlindernden Creme, empfanden ihre Patienten wirklich weniger Schmerzen. Kameras auf den Köpfen der Patienten gaben Hinweise auf die Ursache des Effekts: Die Aufnahmen ließen kleinste Veränderungen im Gesichtsausdruck der behandelnden "Ärzte" erkennen. Sie sendeten womöglich nonverbale Informationen, die ihre Überzeugung ausdrückten, welche Behandlung sie für sinnvoll erachten, erläutern die Forscher. Möglicherweise behandle ein Arzt den Patienten auch aufmerksamer und einfühlsamer, wenn er von einer wirksamen Therapie ausgehe.
Quelle: ntv.de, joh/dpa