Verdünnen für echte Kenner Wasser macht aus Whisky mehr
17.08.2017, 17:03 Uhr
Ob die neuesten Erkenntnisse den Streit von Eis oder kein Eis für guten Whisky beilegen, bleibt abzuwarten.
(Foto: imago/Ikon Images)
Whisky steht für stilvolles Trinken. Whisky-Liebhaber verfügen über weitreichende Spezialkenntnisse. Dass nach neuesten Erkenntnissen der gute Tropfen mit Wasser gestreckt werden sollte, wissen bisher nur wenige. Doch dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Wer seinen Whisky mit etwas Wasser verdünnt, begeht keinen Frevel, sondern gibt sich als echter Experte zu erkennen. Das Wasser hat eine geschmacksvermittelnde Wirkung. Es bleibt eher an der Oberfläche und unterstützt so Geschmack und Geruch der Spirituose. Das haben schwedische Forscher herausgefunden.
Whisky wird - kurz gesagt - aus Getreidemaische hergestellt. Nach der Destillation hat der Whisky zunächst einen Alkoholgehalt von etwa 70 Prozent, erläutern Björn Karlsson und Ran Friedman vom Linnaeus University Centre for Biomaterials Chemistry (Kalmar/Schweden). Während der mindestens dreijährigen Reife in Holzfässern sinke der Alkoholgehalt auf etwa 65 bis 55 Prozent.
Vor der Flaschenabfüllung werde der Alkoholgehalt des Whiskys dann durch Verdünnung mit Wasser auf etwa 40 Volumenprozent eingestellt. Manche Whisky-Liebhaber gäben schließlich noch einige Tropfen Wasser direkt vor dem Trinken ins Glas, weil dies den Geschmack verbessere. Warum das so ist, sei aber bislang unklar gewesen. Karlsson und Friedman haben dafür nun eine mögliche Erklärung gefunden.
Tests mit Computersimulationen
Für den besonderen Geschmack von Whisky sind unter anderem das genaue Herstellungsverfahren und die Wahl des Holzfasses verantwortlich. Der besondere rauchige Geschmack vieler Whisky-Sorten gehe auf bestimmte chemische Verbindungen zurück, sogenannte Phenole, allen voran ein Stoff namens Guajacol.
Die Wissenschaftler simulierten am Computer, welche Verbindungen Guajacol, Wasser und Alkohol (Ethanol) bei unterschiedlichen Alkoholkonzentrationen miteinander eingehen. Dabei fanden sie heraus, dass sich bis zu einem Alkoholgehalt von etwa 45 Prozent das Guajacol eher an der Grenzschicht zwischen Flüssigkeit und Luft befindet und dort vermehrt freigesetzt wird. Dadurch könne der Stoff direkt Geruch und Geschmack des Whiskys beeinflussen, schreiben die Forscher. Steigt der Alkoholgehalt auf 59 Prozent oder mehr, sinkt der geschmacksvermittelnde Stoff hingegen eher ab.
Dies sei eine Erklärung dafür, warum sich das Verdünnen eines edlen Whiskys durchaus lohnen könne. Allerdings müsse man dabei vorsichtig sein - es gebe eine sehr feine Balance zwischen der Verbesserung des Geschmacks ("dilute to taste") und dem Ruinieren des Drinks ("dilute to waste").
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachblatt "Scientific Reports". Sie könnten helfen, Spirituosen weiter zu verbessern.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa