Frage & Antwort

Frage & Antwort Was bringt Züge durcheinander?

Wegen veränderter Wagenreihung kommt es immer wieder zu Wanderungen auf den Bahnsteigen.

Wegen veränderter Wagenreihung kommt es immer wieder zu Wanderungen auf den Bahnsteigen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Jeder, der öfter im Fernverkehr mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, kennt das: Kurz vor Eintreffen des Zuges die Durchsage: "... verkehrt heute in umgekehrter Wagenreihung". Dann setzt meist ein ziemliches Gewusel auf dem Bahnsteig ein. Mittlerweile bemüht sich die Bahn um präzise Auskunft, was aber nicht immer gelingt. Denn es gibt viele Möglichkeiten, wie der Zug abweichend gereiht sein kann, und ich habe wohl schon alle Varianten erlebt. Aber warum kommt es überhaupt und so häufig dazu, dass die Wagen anders gereiht sind? (fragt Andreas B. aus Frankfurt)

Bahn fahren ist immer ein Erlebnis. Manchmal kann es aber auch anstrengend, nervig und ärgerlich sein. Zwischen Zugausfällen, Verspätungen und Überfüllungen tritt als kleineres Übel immer mal wieder die abweichende Reihung der Wagen auf. Jeder, der mehrmals im Jahr mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, hat damit schon einmal zu tun gehabt, denn ein Viertel aller Züge erreicht die Bahnhöfe in einer abweichenden oder umgekehrten Wagenreihenfolge als geplant. Aber wie kommt es zu diesem Phänomen?

"Zuerst einmal muss man zwischen mehreren Dingen unterscheiden", erklärt eine Bahnsprecherin. "Unter 'abweichende Wagenreihung' werden verschiedene Sachverhalte zusammengefasst. Es können Wagen fehlen oder zu viel sein, es kann ein ganzes Zugteil fehlen, oder die Reihenfolge der Wagen ist verändert." Am häufigsten kommt die Umkehrung der Wagenreihenfolge vor.

Auch Züge gehen kaputt

Neue Radsätze lagern im Deutsche Bahn Instandsetzungswerk Wittenberge.

Neue Radsätze lagern im Deutsche Bahn Instandsetzungswerk Wittenberge.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn Fernverkehrszüge bereitgestellt werden, dann kommen sie normalerweise aus einer Werkstatt oder einem Depot. Von dort holt ein Mitarbeiter den Zug ab, fährt ihn zum Startbahnhof und übergibt ihn an den Lokführer. Erst am Startbahnhof steigt auch das weitere Zugpersonal zu.

Bei einem sogenannten lokbespannten Zug, also zum Beispiel einem Intercity oder Eurocity, können an einem Wagen vor der Bereitstellung technische Mängel festgestellt worden sein. Dann muss der Wagen oftmals ausgetauscht werden. Das ist mit Rangier- und Zeitaufwand verbunden. Erfolgt das kurzfristig, ist die Wagenreihung eine andere als geplant. Dadurch wird es unmöglich, Platzreservierungen zu halten, da der neue Wagen mit großer Wahrscheinlichkeit mit anderen Sitzplatznummern ausgestattet ist.

Es kann aber auch sein, dass sich der für den Zug geplante Wagen in Reparatur befindet und dort nicht rechtzeitig fertig geworden ist. Dann muss schnellstmöglich Ersatz her, der allerdings nicht immer am "richtigen Ende" eines Zuges angekoppelt werden kann. Auch das führt zu einer Änderung der Wagenreihung.

Besonderheiten beim ICE

Anders ist es beim Intercity-Express (ICE). Die Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn sind Ganzzüge. Das bedeutet, bei einem ICE kann man nicht ohne Weiteres nur einen Wagen austauschen. Wenn überhaupt, dann können beim ICE zwei Halbzüge gekoppelt werden. Wenn dadurch eine andere Sitzplatzverteilung entsteht oder Reservierungen nicht mehr angezeigt werden können, spricht man auch von "geänderter Wagenreihung".

Das ist der Plan: Wagenstandsanzeiger geben Auskunft.

Das ist der Plan: Wagenstandsanzeiger geben Auskunft.

(Foto: JuergenG, wikipedia)

Doch auch ICE kommen in umgekehrter Reihenfolge als geplant in den Bahnhöfen an. Das kann an Umleitungen liegen, die gefahren werden müssen. Zum Beispiel: Ein ICE fährt von Berlin über Leipzig nach München. Leider ist aber im Raum Leipzig eine Störung aufgetreten und der ICE fährt außerplanmäßig über Halle (Saale). Nun ist Leipzig aber ein Kopfbahnhof. Da der ICE nun in Leipzig nicht "kopfgemacht hat", also nicht gedreht wurde, fährt er auf seinem gesamten weiteren Weg mit umgekehrter Wagenreihung.

Erschwerend kommen beim ICE die verkürzten Intervalle der technischen Untersuchung der Radsätze hinzu. "Dadurch kommt es zu einer geringeren Fahrzeugverfügbarkeit", erklärt die Sprecherin. Die Radsätze müssen nämlich seit 2008 zehn Mal häufiger geprüft werden als vorher. Das kostet Zeit.

Drehfahrten sind aufwendig

"Prinzipiell könnte man bei jedem Zug mit einer sogenannten Drehfahrt die ursprüngliche Wagenreihung wieder herstellen, allerdings ist das ein aufwendiges Manöver, das die Personalressource von mindestens einem Triebfahrzeugführer bindet und länger als eine Stunde dauert", erklärt die Bahnsprecherin weiter. Aus diesen Gründen ist eine Drehfahrt eher selten möglich.

Die planmäßige Reihung der Wagen kann man auf dem Bahnhof auf sogenannten Wagenstandsanzeigern und auf dem Zugzielanzeiger sehen. Sie geben nicht nur Auskunft über die Wagenreihung, sondern helfen den Passagieren auch, sich auf langen Bahnsteigen besser zu orientieren. Für die meisten ICE gibt es im Internet eine grafische Darstellung der Sitzplätze. Hier können Reisende ihren Wunschsitzplatz buchen. Ob sie diesen dann auch nutzen können, hängt letztlich von der korrekten Wagenreihung ab.

Übrigens: Reisende, deren Platzkarte wegen "abweichender Wagenreihung" verfällt, können sich ihr Geld für die Reservierung erstatten lassen.

Quelle: ntv.de

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