Frage & Antwort

Frage & Antwort Haben Zwillinge identische Fingerabdrücke?

Rund 1,2 Prozent aller Schwangerschaften sind Zwillingsschwangerschaften.

Rund 1,2 Prozent aller Schwangerschaften sind Zwillingsschwangerschaften.

(Foto: imago stock&people)

Haben Zwillinge identische Fingerabdrücke? (fragt Jonas K. aus Hildesheim)

Zwillinge haben viele Vorteile: In der Kindheit ist immer ein gleichaltriger Partner zum Spielen da, in der Schulzeit können Hausaufgaben zusammen gemacht werden und bei einem Vaterschaftstest könnte man als eineiiger Zwilling die Schuld auf den anderen schieben. Bedeutet das auch, dass sie bei einer Straftat nicht einmal Handschuhe bräuchten?

Daktyloskopie

Die Methode, mithilfe von Fingerabdrücken Kriminelle zu überführen oder Betrug zu verhindern, ist das älteste aller biometrischen Verfahren und wird seit 1860 angewendet. Es wird als Daktyloskopie bezeichnet und wurde von Sir William James Herschel, einem britischen Kolonialbeamten in Bengalen, entwickelt.

Wegen der Einzigartigkeit der Fingerabdrücke wird es bis heute zur erkennungsdienstlichen Behandlung eingesetzt.

"Nein", sagt Sandra Clemens vom Bundeskriminalamt Wiesbaden, "denn die Fingerabdrücke sind auch bei eineiigen Zwillingen nicht identisch." Die Ursachen dafür sind nicht etwa, wie man vielleicht vermuten könnte, Verletzungen oder Narben an den Fingerspitzen. Die unverkennbaren Unterschiede entstehen bereits bei der Entwicklung der Embryonen im Mutterleib.

"Auch wenn die Ähnlichkeiten der Fingerabdrücke bei eineiigen Zwillingen größer sind als bei Geschwistern oder nichtverwandten Menschen, die Unterschiede reichen bei einer kriminaltechnischen Untersuchung aus, um die Identität zu beweisen", betont die Expertin und stützt damit den Grundsatz der Einzigartigkeit in der Natur.

Fingerabdrücke sind eindeutig zu zuordnen

Fingerabdrücke zeigen die sogenannten Papillarleisten an den Fingerspitzen. Papillarleisten sind die reliefartigen, nebeneinander verlaufenden Erhebungen, die aber nicht nur an den Fingerspitzen, sondern auch an Handflächen, Fußsohlen und Zehenunterseiten zu finden sind. Sie grenzen sich von den furchenartigen Vertiefungen der Haut ab. Die Fläche an diesen Stellen wird auch als Leistenhaut bezeichnet.

Wie sich die Papillarleisten zueinander verhalten, ob sie sich gabeln, parallel verlaufen oder an welcher Stelle sie unterbrochen werden, entscheidet sich bis zum vierten Embryonalmonat. Eine Fülle von Faktoren, die in der Gebärmutter vorherrschen, nimmt in dieser frühen Zeit der Schwangerschaft Einfluss darauf. Und ebenso, wie sich bei eineiigen Zwillingen auch die Kopfform, die Lidspalten oder Pigmentflecken verschieden entwickeln können, so entstehen eben auch die verschiedenen Fingerabdrücke bei ihnen, die sie, wie jeder andere Mensch, bis zum Tod behalten.

Übrigens: Der Wirkstoff Capecitabin, der bei Krebs zum Einsatz kommt, hat eine ungewöhnliche Nebenwirkung. Er lässt bei den Behandelten die Fingerabdrücke verschwinden, weil es das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom auslösen kann. Dabei entzünden sich die Handflächen und die Fußsohlen so stark, dass Hände und Füße anschwellen, Blasen Geschwüre und schließlich Narben bilden.

Quelle: ntv.de

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