Frage & Antwort

Statt Pille oder Kondom Wie sicher kann man mit Coitus interuptus verhüten?

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Immer mehr Paare setzen auf Coitus interruptus als Verhütungsmethode, sind Fachleute sicher. Belastbare Daten dazu gibt es aber nicht.

Immer mehr Paare setzen auf Coitus interruptus als Verhütungsmethode, sind Fachleute sicher. Belastbare Daten dazu gibt es aber nicht.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gegenwärtig stehen viele verschiedene Verhütungsmethoden zur Verfügung. Manche Paare setzen dennoch auf die Unterbrechung des Geschlechtsverkehrs. Doch wie sicher ist die Methode?

Es gibt mittlerweile viele Verhütungsmethoden beim Sex - Coitus interruptus ist mit Sicherheit eine der ältesten. Wie viele Menschen in Deutschland auf die Rauszieh-Methode setzen, ist schwer zu sagen, es gibt nur wenige Daten dazu. In einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben nur ein Prozent der befragten Erwachsenen an, Coitus interruptus als Verhütungsmethode zu nutzen. Die Befragung ist allerdings von 2003. In einer Befragung aus dem Jahr 2007 waren es unter ein Prozent, im Jahr 2011 etwa null.

Das meistverwendete Verhütungsmittel bei sexuell aktiven Erwachsenen und Jugendlichen ist jüngsten Umfragen der BZgA zufolge das Kondom, gefolgt von der Pille. Letztere gelten als relativ sichere Verhütungsmittel - aber wie ist das beim Coitus interruptus?

"Sollte nicht empfohlen werden"

Die Frauenärztin Sabine Segerer geht davon aus, dass tatsächlich mindestens fünf Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen in Deutschland Coitus interruptus anwenden, wahrscheinlich sogar deutlich mehr. "Die Dunkelziffer ist sehr hoch", meint sie.

Die Ärztin ist eine der Autorinnen der Leitlinie für nicht-hormonelle Empfängnisverhütung, die die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) mit herausgegeben hat. Der Rat der Expertinnen ist eindeutig: "Coitus interruptus soll nicht als Verhütungsmethode empfohlen werden", heißt es in der Leitlinie.

Jede fünfte Frau wird schwanger

"Das Wichtigste an einer Verhütungsmethode ist natürlich die Sicherheit und da ist der Coitus interruptus das Schlechteste, was man machen kann", sagt Segerer. Bei typischer Anwendung dieser Methode komme es bei etwa einem Fünftel der Frauen innerhalb eines Jahres zu einer ungewollten Schwangerschaft. Zum Vergleich: Bei der typischen Anwendung von Kondomen werden laut BZgA innerhalb eines Jahres 60 bis 130 von 1.000 Frauen schwanger, also zwischen 6 und 13 Prozent.

Außerdem gebe es beim Weglassen von Kondomen keinen Schutz vor Geschlechtskrankheiten, so Segerer. Als wesentliche Ursache für eine Schwangerschaft trotz Coitus interruptus werde oft der sogenannte Lusttropfen genannt, erklärt die Frauenärztin. Der Lusttropfen ist ein Sekret, das bei sexueller Erregung noch vor einem Samenerguss aus dem Penis austritt - und eigentlich keine beweglichen Spermien enthält.

Einfluss von Lusttropfen umstritten

In einigen Studien wurden trotzdem Spermien im Lusttropfen nachgewiesen, wie es in der Leitlinie heißt. Allerdings sei nicht überprüft worden, ob die Studienteilnehmer tatsächlich nur Flüssigkeit aus dem Lusttropfen abgaben und nicht doch auch schon Sperma dabei war.

Möglich sei auch, dass mit dem Lusttropfen Spermienreste herausgeschwemmt würden, die von einer zurückliegenden Ejakulation im Samengang liegenblieben. "Die Lebensdauer von Spermien kann bei fünf Tagen liegen", erklärt Segerer. Eine andere Erklärung liegt ihr zufolge aber deutlich näher: "Ich denke eher, dass es an einer Ejakulation liegt, die dann doch schon stattfindet, und nicht an dem Lusttropfen." Will heißen: Manchmal ziehen Männer den Penis nicht rechtzeitig vor dem Samenerguss raus.

Übrigens: Der Coitus Interruptus wurde als eine der ältesten bekannten Formen der Empfängnisverhütung bereits in der Bibel erwähnt. Im Alten Testament wird diese Methode im Buch Genesis beschrieben, wo Onan seinen Samen "auf die Erde fallen ließ", um keine Nachkommen zu zeugen.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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