Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 200 Wirken schnelle Autos aufs Testosteron?

Die Wagen sind rasend schnell, aber auch besonders eng. Was wirkt da wie auf den Mann?

Die Wagen sind rasend schnell, aber auch besonders eng. Was wirkt da wie auf den Mann?

(Foto: picture alliance / dpa)

Es gibt ja vieles, das Männerherzen höher schlagen lässt: schnelle Autos, coole Smartphones, neue Rechner ... Wirkt sich dieses wunderbare "Spielzeug" eigentlich auf den Testosteronspiegel aus? Steigt der womöglich mit der Begeisterung für tolle Technik? (fragt Stefanie P. aus Wilhelmshaven)

Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon. In den Hoden gebildet, ist es für die Spermienproduktion verantwortlich. Es wirkt sich auf den Bartwuchs und den Muskelaufbau des Mannes aus und beeinflusst auch seinen Knochen-, Zucker- und Fettstoffwechsel. Ein Testosteronmangel kann - unter anderem - zu Erektionsstörungen führen, ein erhöhter Testosteronspiegel dagegen steigert die Libido und wird oft von aggressiverem Verhalten begleitet.

Übergewicht und Testosteronmangel bedingen sich neuesten Erkenntnissen zufolge gegenseitig.

Übergewicht und Testosteronmangel bedingen sich neuesten Erkenntnissen zufolge gegenseitig.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie viel Testosteron sich im Blut eines Mannes nachweisen lässt, hängt nicht zuletzt von seinen Genen ab. Forscher der Universität Greifswald fanden jüngst heraus, dass die Höhe des männlichen Testosteronspiegels zum Teil erblich bedingt ist. Außerdem weiß man, dass Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes oft mit einem Mangel an dem Sexualhormon verknüpft sind.

Sollte man einer solchen Testosteronflaute tatsächlich – wie unsere Leserin mutmaßt – durch eine Fahrt im Sportcoupé entgegenwirken können? Wenigstens für kurze Zeit? "Nein", sagt Thomas Eversmann, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Endokrinologen. "Es gibt viele Bedingungen, die sich positiv oder negativ auf den Testosteronspiegel auswirken. Aber schnelle Autos, Telefone, Computer und dergleichen ändern normalerweise gar nichts."

Aktivität stimuliert

Die Endokrinologie, auf die Eversmann spezialisiert ist, beschäftigt sich mit der Lehre von den Hormonen, vom Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden zum Beispiel in der Schilddrüse, Hirnanhangdrüse und eben den Hoden oder Eierstöcken "endokrin" ausgeschüttet, das heißt, nach "innen" ins Blut abgegeben. Zu den "exokrinen" Drüsen dagegen gehören die Speichel- oder Schweißdrüsen, die ihre Sekrete nach "außen" absondern.

Fitness zahlt sich aus - in mehrfacher Hinsicht.

Fitness zahlt sich aus - in mehrfacher Hinsicht.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie Eversmann einräumt, ist es durchaus möglich, den Testosteronhaushalt in Schwung zu bringen. Doch dafür, betont er, seien langfristige Einflüsse nötig. So kann regelmäßiger Sport – in gesundem Maß – die Testosteronproduktion ankurbeln und auf diesem Wege auch die Potenz steigern. "Für einen älteren Mann", so Eversmann, "ist die zweite Lebensabschnittsbegleitung oft deshalb so positiv stimulierend, weil er durch sie wieder aktiver wird und sich mehr bewegt."

Im ungünstigen Fall kann die Partnerschaft aber auch zum Nachlassen der Libido führen - dann nämlich, wenn der Mann mit seiner Lebensgefährtin Probleme hat, die anhaltenden Stress verursachen. "Stress", warnt der Endokrinologe, "lässt den Testosteronspiegel sinken." Gehören Anspannung und Überbelastung zum Alltag, setzt der Körper entsprechende Prioritäten: Unter solchen Bedingungen geht es ihm in erster Linie um die eigene Lebenserhaltung. Die Fortpflanzung spielt dann eine untergeordnete Rolle.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Auch Schichtdienst, der den Biorhythmus durcheinanderbringt, wirkt sich ungünstig auf die Testosteronbildung aus, ebenso Arbeiten, die bei hohen Temperaturen verrichtet werden müssen, etwa am Hochofen. Es ist kein Zufall, dass sich die Hoden – anders als die weiblichen Eierstöcke – außerhalb des Körpers befinden. Sie brauchen eine Umgebung, die kühler ist als 37 Grad Celsius. Bleibt diese Voraussetzung über einen längeren Zeitraum unerfüllt, können hormonelle Probleme die Folge sein.

Gleichermaßen nachteilig ist es, wenn die Hoden immer wieder starkem Druck ausgesetzt sind und die Versorgung der Nerven gestört ist. Beides ist bei längeren oder häufigen Radtouren der Fall. Und auch Formel-1-Fahrer, die wiederholt stundenlang im engen Autositz eingepfercht sind, erweisen ihrer Spermienproduktion damit oft nicht gerade einen Gefallen.

Auf Umweltgifte reagiert der männliche Organismus zum Teil empfindlicher als der weibliche.

Auf Umweltgifte reagiert der männliche Organismus zum Teil empfindlicher als der weibliche.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Bildung der quirligen Samenzellen leidet zunehmend auch unter anderen Faktoren: den Umweltgiften. "Es ist eindeutig", sagt Eversmann, "dass die Spermienzahl beim Mann unter schädlichen Umwelteinflüssen abnimmt. Er wird impotenter in entsprechend belasteten Gebieten."

Die Testosteronproduktion, die grundsätzlich einem Tag-Nacht-Rhythmus gehorcht, ist somit über diverse Mechanismen von außen beeinflussbar. Von Depressionen bis zu den Neurotransmittern gibt es einiges, was sich auf den kompliziert gesteuerten Hormonhaushalt auswirkt. Das System lässt Einflüsse zu. Sind sie deutlich und dauerhaft, reagiert es mitunter und passt sich an. Nur so empfindlich, dass es sich von Kleinigkeiten beeindrucken ließe, ist es nicht. "Schon im Altertum", hebt der Endokrinologe hervor, "haben Männer, die besonders potent sein wollten, nachzuhelfen versucht: Die einen aßen Haifischflossen, die anderen jagten Nashörner, und sie fanden noch vieles andere, das sie Aphrodisiakum nannten. Aber", sagt Eversmann, "diese Hilfsmittel sind sinnlos, denn eines ist klar: Sie haben keinerlei Testosteronwirkung." Und so ist es auch mit den Autos.

Quelle: ntv.de

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