Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 325 Wirkt Tee nach fünf Minuten beruhigend?

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US-Präsident Barack Obama als Teebeutelhalter.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Es heißt doch immer, nach drei Minuten Ziehzeit ist Schwarzer Tee belebend, nach fünf Minuten beruhigend. Stimmt es, dass man durch die Ziehzeit die Wirkung von Schwarzem Tee beeinflussen kann? (fragt Karl G. aus Göttingen)

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Muntermacher: Tee enthält bis zu 4,5 Prozent Koffein.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

"Schwarzer Tee enthält von Natur aus zwischen drei bis viereinhalb Prozent Koffein, das sich durch das heiße Wasser allmählich aus den getrockneten Teeblättern löst", erklärt Dr. Thomas Henn, Bereichsleiter des Labors der TeeGschwender GmbH. Je länger der Tee im heißen Wasser bleibt, umso mehr Stoffe lösen sich daraus - neben dem Koffein auch Vitamine, Spurenelemente, Aroma- und Polyphenole (umgangssprachlich als "Gerbstoffe" bezeichnet). Diesen Prozess kann man bei der Zubereitung beobachten, denn je länger Tee zieht, umso stärker und dunkler wird er. Also: Desto heißer das Wasser und länger die Ziehzeit, umso mehr Inhaltsstoffe lösen sich aus dem Tee.

Verantwortlich für die belebende Wirkung des Tees ist das Koffein. Bei längeren Ziehzeiten beim Schwarzen Tee sind allerdings auch mehr Gerbstoffe gelöst, die sich zwar ähnlich wie Koffein gut im Wasser lösen, dafür aber mehr Zeit brauchen. Wenn Schwarzer Tee länger als fünf Minuten zieht, wird er durch die gelösten Gerbstoffe bitterer. "Die Menge des gelösten Koffeins verändert sich nach fünf Minuten allerdings nicht mehr", betont Henn. Nach der längeren Ziehzeit könnten die Polyphenole die Wirkung des Koffeins vermindern. Das wirkt dann eher etwas weniger belebend als bei kürzeren Ziehzeiten, eine beruhigende Wirkung kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Damit kann die beruhigende Wirkung von Schwarzem Tee getrost zu den Mythen gezählt werden.

Doch warum hält sich der Mythos so hartnäckig?

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Verschiedene Teesorten in einem Probierzimmer einer Teeimport-Firma.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Es kommt nicht oft vor, dass sich Teetrinker ihr Lieblingsgetränk in einem Pappbecher beim Bäcker kaufen, um ihn schnell auf dem Weg zur Arbeit zu trinken. Teeliebhaber sind meist bedacht auf Ruhe und Genuss. Das chinesische Sprichwort "Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergisst" gibt einen Hinweis auf die mentale Haltung, die beim Teetrinken entstehen kann und die eventuell als beruhigende Wirkung missinterpretiert wird. Aber es gibt noch einen anderen Grund.

Eine Tasse Schwarzer Tee hat im menschlichen Körper eine andere Wirkung als der Genuss eines Kaffees. Verantwortlich dafür sind die verschiedenen Koffeinkonzentrationen in den beiden Heißgetränken, aber auch die Gerbstoffe im Schwarzen Tee - und an dieser Stelle kommen Ziehzeit und Wirkweise wieder ins Spiel.

Im Tee ist mehr Koffein

Auch wenn Kaffeebohnen weniger Koffein als Teeblätter enthalten, ist in einer Tasse Kaffee doppelt oder dreifach so viel Koffein wie in einer Tasse Tee. Für die Zubereitung von Kaffee benötigt man nämlich wesentlich mehr Pulver (rund fünf Gramm pro Tasse) als für die Zubereitung einer Tasse Tee (ein bis zwei Gramm). Aus diesem Grund kommt es auch zum sogenannten Koffeinkick nach dem Kaffeegenuss. Man ist schnell wach, wird allerdings relativ schnell wieder müde.

Das Koffein aus dem Tee dagegen macht wegen der geringeren Konzentration langsamer und weniger intensiv wach. Hat der Tee so lange gezogen, dass sich Gerbstoffe gelöst haben, gehen Koffein und Gerbstoffe eine Verbindung ein. In diesem Fall wird das Koffein auch langsamer ans Blut abgegeben. So bleibt man länger wach. Je nach körperlicher Konstitution und Lebensgewohnheiten kann es vorkommen, dass der langsam steigende Koffeinpegel im Körper als Wachmacher gar nicht wahrgenommen wird und deshalb der lange gezogene Schwarze Tee fälschlicherweise als "Ruhigmacher" bezeichnet wurde.

Übrigens: Eigentlich gibt es nur sechs "echte" Arten von Tee: Schwarzer, Grüner, Gelber, Weißer, Oolong und Pu Erh. Alle diese Tees werden aus den Blättern des Camellia sinensis gewonnen. Ihnen werden unzählige Teesorten wie beispielsweise Darjeeling zugeordnet. Kamillen-, Hagebutte- oder Pfefferminztees dagegen gehören eher zu den sogenannten Suden. Die Bezeichnung als Tees hat sich allerdings auch bei diesen teeähnlichen Erzeugnissen durchgesetzt.

Quelle: ntv.de

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