Tatütata vom Einsatzwagen Woher kommt die Bezeichnung Martinshorn?
10.04.2018, 10:58 Uhr
Die Deutsche Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin stattet vor allem Feuerwehren mit Martinshörnern aus.
(Foto: imago/Agentur 54 Grad)
Vor allem in Großstädten sind die typischen Warntöne von Polizei-, Feuerwehr- oder Rettungswagen unüberhörbar. Die besondere Tonfolge kommt aus dem Martinshorn. Doch woher hat dieses Signalinstrument seinen Namen?
Tatütata macht die Feuerwehr. Das weiß doch jedes Kind. Das, was diese typischen Töne erzeugt, wird Martinshorn genannt. Woher dieser Name kommt, wissen dagegen nur wenige Erwachsene. Zeit für eine Klärung: Das Martinshorn, das im Fachjargon als Folgetonhorn bezeichnet wird, ist das Produkt der "Deutschen Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin", einem Traditionsunternehmen für Kompressor-Tonfolgeanlagen, das seit Jahrzehnten diese unüberhörbaren Folgetonhörner als "Teil der Warnanlagen für berechtigte Einsatzfahrzeuge" herstellt.

Noch immer sind die Martinshörner mit rund 85 Prozent Anteil Umsatzspitzenreiter des Weltmarktführers.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Den Begriff "Martin-Horn" und das Patent dazu hatte sich die Firma, die seit 1880 im sächsischen Markneukirchen Ruf- und Jagdhörner, Kavallerie- und Fanfaren-Trompeten herstellte, bereits 1932 schützen lassen. Das Unternehmen entwickelte damals gemeinsam mit Feuerwehr- und Polizeidienststellen ein Horn, das als Sondersignal für bevorrechtigte Wegebenutzer als "Warnvorrichtung mit einer Folge verschiedener Töne" gesetzlich vorgeschrieben wurde. So war das Martinshorn geboren und mit ihm auch das bindende "s", das sich schnell zwischen Martin und Horn umgangssprachlich einschlich.
Kaiserfanfare und Schalmeien
Doch schon vor diesem Bestseller stellten das Unternehmen und sein Gründer Max B. Martin Produkte her, die landesweit bekannt waren. Vor allem die sogenannte Kaiserfanfare, die die Ankunft eines Wagens der kaiserlichen Familie mit dem Vierklang in Es-Dur - b' es' g' b' - angab, das als "bald hier, bald dort" übersetzt wurde, war legendär. Oder die sogenannten Martinstrompeten, auch Schalmeien genannt, die schon 1905 als 8-tönige, später auch als 16-tönige einfache Blasinstrumente vor allem in Kapellen von freiwilligen Feuerwehren, Turn- und Sportvereinen oder Arbeiterverbänden gespielt wurden, waren in den 1920er- und 1930er-Jahren überaus beliebt.
Das nicht nur in Deutschland bekannte Martinshorn, das die genormte Tonfolge A1, A1 – D2, D2 durch sogenannte Membran-Schallbecher abgibt, wird seit 1952 in Philippsburg in Baden-Württemberg gefertigt. Die Unternehmer-Familie Martin wanderte 1952 infolge der Enteignung aus dem Vogtland nach Philippsburg aus und baute dort ihre Firma neu auf. Heute arbeiten mehr als 40 Mitarbeiter unter Leitung von Herr und Frau Brender beim Weltmarktführer in diesem Bereich. Er heißt mit Vornamen Martin, seine Frau Viola ist eine geborene Martin und die Urenkelin vom Erfinder des Martinshorns.
Übrigens: Eine Tonfolge aus vier Tönen und einer Lautstärke von unüberhörbaren 126 Dezibel soll alle Verkehrsteilnehmer dazu auffordern, den Einsatzfahrzeugen freie Bahn zu gewähren. Der Vierklang aus dem Martinshorn dauert in Deutschland drei Sekunden. Das Einsatzhorn gibt es ab 1000 Euro aufwärts. Der Gebrauch von Folgetonhörnern ist allerdings seit 1970er-Jahren Privatpersonen untersagt. Mit dem heiligen Martin und dessen Nächstenliebe hat das Martinshorn nichts zu tun.
Quelle: ntv.de