Fundsache, Nr. 1044 Höhlen von Urzeit-Erdmännchen
21.10.2011, 14:11 Uhr
Erdmännchen im Opelzoo bei Kronberg (Taunus).
(Foto: picture alliance / dpa)
In Marokko herrschten vor 240 Millionen Jahren widrige Zustände: sengende Hitze, ausgetrocknete Flüsse und eisige Nächte. Um sich davor zu schützen, bauten Wirbeltiere, die man als Urzeit-Erdmännchen bezeichnen könnte, ein ausgeklügeltes System unterirdischer Höhlen, die Forscher aus Deutschland nun entdecken. Nun sind sie auf der Suche nach einem Skelett des Tieres.
Unterirdische Höhlensysteme aus der Frühzeit der Dinosaurier haben Forscher der Freiberger Bergakademie in Marokko entdeckt. In ihnen habe eine Art "Urzeit-Erdmännchen" gelebt, teilten die Wissenschaftler mit. "Wir brauchen noch Skelette, um die Tiere identifizieren zu können", sagte Jan Fischer vom Bereich Paläontologie der Universität. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin "Palaios" veröffentlicht.
Die Freiberger Experten sprechen vom "ältesten Nachweis gemeinschaftlicher Wohnbauten von Wirbeltieren" in damaligen äquatorialen Breiten - vor rund 240 Millionen Jahren lag Marokko noch nah am Äquator. Die Forscher lieferten auch einen klimatischen Steckbrief des Gebietes. Demnach war Marokko im Mittleren Trias eine von ausgetrockneten Flüssen durchzogene Ebene mit spärlichem Bewuchs, langen Dürreperioden, sengender Hitze am Tag und klirrend kalten Nächten.
Über die Tiere wird noch spekuliert
Entsprechend ausgeklügelt waren die unterirdischen Höhlen der Tiere: "Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Bau waren wie in einer Klimaanlage geregelt", hieß es. Die Kammern seien in tonreichem, feuchtem Boden angelegt worden. Fischer geht davon aus, dass die Gänge von Tieren stammen, die in Kolonien lebten. Im Trias gab es noch keine Säugetiere. Die Vermutungen richten sich daher auf Vorläufer, die schon warmblütig und behaart waren, oder aber echte Reptilien wie Leguane oder Warane.
Insgesamt fanden die Freiberger Forscher und ihre marokkanischen Kollegen im Hohen Atlas (Gebirgskette) zwischen Agadir und Marrakesch mehr als 60 der Höhlensysteme. Einige davon befanden sich in sehr gutem Zustand. Die Bauten waren mit mindestens zwei Eingängen ausgerüstet, die über flach absteigende, spiralig verdrehte Tunnel in ein weit verzweigtes System von Kammern mündeten. Das Projekt mit Kollegen der marokkanischen Chouaib Doukkali Universität El Jadida soll 2012 fortgeführt werden.
Quelle: ntv.de, dpa