Kompakt-SUV neu aufgelegt BMW will mit dem X1 höher hinaus
17.07.2015, 10:34 Uhr
Erst suchen die Ingenieure nach Gleichgewicht, dann der Fahrer des BMW X1.
(Foto: BMW/Fabian Kirchbauer)
An SUV ohne Allradantrieb hat man sich fast schon gewöhnt. Dass BMW in diesem Segment jetzt auch noch mit Frontantrieb und Dreizylinder im X1 punkten will, lässt aufhorchen und bedingt die Frage: Ist das noch ein SUV?
"Nein", sagt selbst BMW, denn nach Lesart des Herstellers handelt es sich bei den eigenen Produkten nicht um Sports Utility Vehicle, sondern um "Sport Activity Vehicle, also "SAV". Wem der X1 bisher etwas zu weichgespült aussah, dürfte Gefallen an dem Nachfolger finden, denn die um 1,5 Zentimeter kürzere und 5,3 Zentimeter höhere Karosserie lässt das Auto markanter und robuster erscheinen. Aufgewertet sollen sich nicht zuletzt die Insassen fühlen: Die Sitzposition der vorne Platzierten ist um 3,6 Zentimeter erhöht, die der hinteren Passagiere sogar um 6,4 Zentimeter. Zur kraftvollen Präsenz des neuen X1 trägt die maskuline Frontgestaltung bei. Der Motorendeckel reicht jetzt bis an die Chrom-Einfassungen der BMW-Nieren heran, die ihrerseits an Größe zugelegt haben.

Auch ohne Offroad-Paket kann mit dem BMW X1 so manche raue Piste genommen werden.
(Foto: BMW/Uwe Fischer)
Jung, modern, vielseitig, sportlich und geländetauglich sind die wichtigsten Attribute, die der Hersteller dem Newcomer zurechnet. Zusätzlich soll der X1 noch praktischer sein als bisher (zum Beispiel durch die umlegbare Beifahrersitzlehne) und Freude durch mehr Beinfreiheit im Fond machen (die Rückbank ist um 13 Zentimeter verschiebbar). Der Kofferraum wuchs um glatte 200 Liter auf 505 Liter und erreicht sein Maximum durch Umlegen der Sitzbank bei 1550 Litern.
Der Dachspoiler am Heck ist jetzt durch zusätzliche Winglets begrenzt – das sind senkrechte Flügelkappen, die etwa bis zur Hälfte der Scheibenhöhe herunter ragen. Die LED-Rückleuchten sind ebenfalls größer dimensioniert und in der markentypischen L-Form ausgearbeitet. LED-Technik ist beim Tagfahrlicht Standard, bei den Scheinwerfern Option. Die Scheinwerfergläser sind im Unterschied zum Vorgänger weit ins Kotflügelblech hineingezogen.
Einstieg mit dem Dreizylinder
Lange wird es wohl nicht mehr dauern, dann ist der BMW X1 Millionär. Rund 730.000 Exemplare wurden seit dem Start 2009 weltweit von dem Modell verkauft. Auf seinem Nachfragehöhepunkt erreichte der X1 in seinem Segment einen Marktanteil von zehn Prozent. Da möchte er möglichst wieder hin, was schwieriger geworden ist, denn inzwischen haben diverse andere Hersteller mit eigenen Kompakt-SUV nachgelegt. In Deutschland läuft der höher gelegte Fünftürer nach wie vor gut. Obwohl zur Ablösung anstehend, sortierte er sich mit knapp 10.000 Neuzulassungen mittig zwischen Audi Q3 und Mercedes GLA ein.
Der Vortrieb wird von einem gänzlich neuen Motorenangebot sichergestellt, darunter zwei Dreizylinder, jeweils als Otto- und als Dieselmotor. Diese Fahrzeuge gehen ab November dieses Jahres als Fronttriebler ins Rennen um die Kundschaft, und verfügen als Benziner über 136 PS und 150 PS. Der Dreizylinder-Diesel wird optional mit 4x4-Antrieb angeboten. Alle Triebwerke stammen aus der aktuellen Motorenfamilie, die standardmäßig auf 500 Kubikzentimeter Zylindervolumen aufbauen. So haben die Dreizylinder 1,5 Liter, die Vierzylinder zwei Liter Hubraum. Die grundsätzlich mit automatischem Allradantrieb ausgerüsteten Vierzylinder-Modelle haben wahlweise 190 PS oder 231 PS – ohne Unterschied nach verwendeter Kraftstoffart.
Zwar ist der X1 nicht als Geländewagen anzusehen, doch um eine gewisse Beweglichkeit jenseits befestigter Straßen zu garantieren, ist das Fahrwerk gegenüber dem Active Tourer erheblich modifiziert. Die Bodenfreiheit wurde auf knapp 20 Zentimeter angehoben, die Ein- und Ausfederwege um jeweils 10 Zentimeter vergrößert. So macht er auch auf künstlichen Hindernissen eine gute Figur, dank des niedrigen Schwerpunkts meistert er sogar die 35-Grad-Schräge. Trotz größerer Produktsubstanz gegenüber dem Vorgängermodell gelang es nach Herstellerangaben, rund 60 Kilogramm Gewicht einzusparen. Unter anderem kommen die um bis zu 17 Prozent sparsameren Motoren mit einem kleineren Tank aus, der jetzt 51 Liter fasst.
Jetzt auch mit Head-Up-Display
Sparsamster X1 in der sechs Varianten umfassenden Antriebspalette wird das Modell sDrive18d sein, das auf 100 Kilometer Strecke nicht mehr als 4,3 Liter Diesel verbrauchen soll. Damit hat es die 100g-CO-Hürde nur knapp gerissen und kommt auf 114 Gramm je Kilometer. Schnellste Solisten im Sextett sind die 25i- bzw. 25d-Modelle, die in rund 6,5 Sekunden auf 100 km/h sprinten und ihre Endgeschwindigkeit bei 235 km/h erreichen.
Der neu gestaltete Innenraum unterstreicht die Fahrerorientierung der Funktions- und Bedienelemente. Zur optischen wie räumlichen Trennung der Zuständigkeitsbereiche ist die rechte Wand der belederten Konsolen-Einfassung schräg angehoben worden. Am Schalthebel, so die Botschaft haben nur die Hand des Fahrers oder der Fahrerin etwas zu suchen. Das neu ins Optionspaket aufgenommene Head-Up-Display erfreut durch die Tatsache, dass es ohne Hilfsscheibe auskommt und den X1 so klar vom Active Tourer abgrenzt. Fahrrelevante Informationen werden wie bei X3 und X5 direkt auf die Windschutzscheibe projiziert.
Außerdem kann der BMW X1 nun mit aktiver Geschwindigkeitsregelung inklusive Stop & Go-Funktion, Spurhaltewarnung, Stauassistent sowie Auffahr- und Personenwarnung mit City-Anbremsfunktion bestellt werden. Hinzu kommt eine Auswahl an Apps zur individuellen Erweiterung der Komfort-, Navigations- und Infotainmentfunktionen. Ringsum herrscht die solide BMW-Aufgeräumtheit, die den Premium-Anspruch untermauern soll.
Auf Testfahrt mit dem X1 xDrive25i kann man sich über die dezente Geräuschkulisse, die spontane Gasannahme sowie das schnörkellose Lenkverhalten freuen. Die hohe Sitzposition fördert die Übersicht, das im Comfort-Modus zeitig schaltende Steptronic-8-Gang-Getriebe eine kraftstoffsparende Fahrweise. Allerdings kann man in die Nähe der von BMW ermittelten Verbräuche um 6,5 Liter nur kommen, wenn man auf die Einlösung des BMW-Versprechens "Freude am Fahren" verzichtet. Andernfalls ist mit eher acht Litern und darüber zu rechnen.
Der günstigste X1 im Sortiment ist das Modell sDrive 18i, für das BMW in Grundausstattung 29.950 Euro verlangt. Ab Werk werden Klimaanlage und Leichtmetallfelgen sowie Radio, Nebelscheinwerfer, Licht- und Regenssensor mitgeliefert. Da die beiden Topmodelle über die gleiche Motorleistung verfügen, verlangt BMW konsequenter Weise auch ein identisches Entgelt pro PS: Der xDrive 25i und sein Diesel-Pendant kosten jeweils 46.600 Euro.
Quelle: ntv.de