Bodenständige Familienkutschen Drei japanische SUV für faires Geld mit einem Hauch Nutzwert


In der letzten Ausbaustufe ist der Juke erwachsener geworden und nicht mehr so verspielt wie früher.
(Foto: Nissan)
Man könnte meinen, es gebe keine bodenständigen und bezahlbaren Autos mehr. Stimmt nicht ganz, die drei Japaner Nissan Juke, Toyota Corolla Cross und Subaru Solterra beweisen das Gegenteil. Was haben sie gemeinsam und was nicht?
Was ist eigentlich ein günstiger Neuwagen? Um Preise einordnen zu können, sei eine kleine Exkursion erlaubt: Vor Corona hat der eine oder andere Hersteller mit Neuwagenpreisen von unter 10.000 Euro geworben, Hauptsache vierstellig. Diese Zeiten sind vorbei. Derzeit batteln sich Dacia und Mitsubishi um die Krone des günstigsten automobilen Einstiegs. Beide Konzerne wollen um 12.000 Euro sehen für ihre in der Technik nicht gerade fortschrittlichen Klein- respektive Kleinstwagen. Einen Familienurlaub könnte man mit ihnen zwar bestreiten, indes unter Komfort-Zumutungen. Eine Klimaanlage bleibt für diesen Kurs bloß frommer Wunsch.

Knalliges Gelb gefällig? Der Nissan Juke hat etwas Jugendliches. Sein günstiger Preis könnte junge Familien ansprechen.
(Foto: Nissan)
Haushalte mit budgetbedingt lediglich einem Fahrzeug könnten ein bisschen mehr Platz schon ganz gut gebrauchen und natürlich mehr Komfort, denn irgendwann naht ja doch auch mal der Urlaub. Und es muss oder soll schließlich nicht immer das Flugzeug sein.
Daher hat ntv.de drei mehr oder weniger familientaugliche Japaner verglichen, die konzeptionell zwar Gemeinsamkeiten aufweisen, sich allerdings auch voneinander unterscheiden und darüber hinaus verschieden teuer sind. Dennoch gehen sie allesamt als bodenständige automobile Ware durch.

Mit viel Infotainment und gut erreichbaren USB-Buchsen dürfte dieser Japaner Digital Natives ansprechen.
(Foto: Nissan)
Am günstigsten steigt man mit dem Nissan Juke samt 114 PS starkem Benzinmotor ein zu kompetitiven 24.790 Euro. Die von ntv.de getestete Hybridvariante ist mit 143 PS merklich stärker, kostet aber auch 4700 Euro mehr. Damit erkauft man sich allerdings eine gewisse Souveränität und das Automatikgetriebe ist hier frei Haus an Bord. Doch dazu später mehr.
Der Nissan wirkt jugendlicher als Subaru und Toyota
Beim Kandidaten Nummer zwei handelt es sich um ein eigentlich recht exotisches Toyota-Exemplar, wenn man davon absieht, dass der Praktiker zumindest in Köln hin und wieder als Taxi gesichtet werden kann.

So ein großmäuliger Kerl, wie der Kühlergrill glauben machen möchte, ist dieser bodenständige und praktische Toyota überhaupt nicht.
(Foto: Toyota)
Das ab 36.190 Euro erhältliche kompakte SUV wirkt mit seinen 4,46 Metern schon erwachsener als das mit 4,21 Metern komprimierte Kleinwagen-SUV. Und während der günstigere, aber dafür optisch peppigere Nissan in der eng bebauten Stadt segensreich ist ob seiner überschaubaren Abmessungen, geht es im 2,5 Zentimeter breiteren (1825 Millimeter) und konservativer gezeichneten Toyota einen Tick luftiger zu. Allerdings sind beide keine Transportmonster: Für den Familienurlaub bitte weiche Taschen packen zum Zusammenknautschen, denn in beiden Fällen beträgt das Kofferraumvolumen je nach Ausführung unter 500 Liter bei aufgestellten Lehnen.
Bleibt die Frage: Welchen Motor nehmen? Der Juke mit 114 PS (Einliter-Dreizylinder) und Schaltgetriebe reicht für den Alltag, aber mit 143 PS Systemleistung - so ist auch der hier besprochene Testwagen konfiguriert - wird der Antrieb souveräner. Unter der Haube steckt ein 1,6 Liter großer Saug-Vierzylinder mit 94 PS, zu dem sich ein 49 PS starkes Elektroaggregat gesellt. Letzteres wird aus einem 1,2 kWh großen Akku gespeist.
Dann wäre da noch ein drittes Triebwerk im Bunde, und zwar ein Startergenerator mit immerhin 20 PS. Diese gemischte Power wird durch ein spezielles Getriebe geschickt, das aus zwei plus vier Gängen etliche Übersetzungskombinationen zaubert.
Angefahren wird immer elektrisch, dadurch vermag der Fronttriebler besonders geschmeidig anzufahren. Eine Eigenschaft, die übrigens auch für den Corolla Cross gilt. Nur, dass die Kollegen aus Nagoya ein gänzlich anderes System entwickelt haben. Das sogenannte E-CVT nutzt ein Planetengetriebe, an dem Verbrenner (hier 152 PS) plus Elektromotor (113 PS) hängen. Die Übersetzungen ergeben sich aus dem Generatorwiderstand. Klingt wild, fühlt sich aber sämig an in der Praxis. Schaltrucke? Existieren nicht, während es beim Nissan schon mal welche gibt, wenn auch nur in ganz leichter Form. Unter voller Last verharrt die Drehzahl aber immer noch einen Tick zu lange oben, was bei einem tendenziell plärrigen Zweiliter-Vierzylinder kein schönes Geräusch macht. In dieser Disziplin macht das Nissan-Getriebe wiederum einen besseren Job.

Der Corolla Cross hat das gleiche Display spendiert bekommen wie der Subaru Solterra.
(Foto: Toyota)
Der Corolla-Cross-Testwagen verfügt übrigens noch über eine zweite Elektromaschine mit 41 PS - zuständig, um die Hinterachse anzutreiben. Es bleibt bei strammen 197 PS Systemleistung, wenngleich der Kompakte nicht wirklich sportlich wirkt. Obschon ein beherzter Tritt auf das rechte Pedal den erwachsen wirkenden Japaner hurtig nach vorn schnellen lässt. Naturgemäß wesentlich auch nachdrücklicher als den etwas müde wirkenden Juke. Während der Allrad-Corolla-Cross binnen 7,6 Sekunden auf 100 km/h stürmen soll, lässt sich der Hybrid-Juke hierfür gemütliche zehn Sekunden Zeit. Im Alltag spielt das freilich eine untergeordnete Rolle.
Alle drei Allrounder sind keine Laderraumvolumen-Champions
Beide Kandidaten wollen keine Wettbewerbe gewinnen. Auch der dritte hier im Vergleich möchte das nicht, den ntv.de als Beispiel für einen bodenständigen Elektro-Japaner ausgewählt hat. Oder sollte man vielmehr sagen: unsichtbarer Japaner? Das mit dem Toyota bZ4X (Name schwierig auszusprechen) baugleiche Mittelklasse-SUV geizt zwar nicht mit Designspielereien, sticht aber dennoch nicht großartig aus der Masse hervor. Features wie ein markanter Kühlergrill, mit Kunststoff abgesetzte Radhäuser, einprägsame Sicken sowie eigenwillig nach unten auslaufende Rückleuchten mögen raffinierte Ideen sein, aber machen noch kein emotionales Auto. Im Gegenteil, der Solterra wirkt eher konservativ. Ist ja auch okay.
Nutzwert hingegen bietet der Solterra mit seinem recht geräumigen Innenraum durchaus. Und zwar in Form von viel Platz; eigentlich wäre der Solterra ein solide-komfortabler Tourer, wenn da nicht noch ein anderer Haken wäre. Aber darüber wird noch zu sprechen sein. Zunächst die Anmerkung, dass der mit 2,85 Metern Radstand gesegnete Allrounder auch nicht gerade vor Kofferraumvolumen strotzt. Etwas mehr als 400 Liter passen in das Heckabteil. Geht klar, ist aber weit entfernt von Spitzenklasse.
Ach ja, wem beim Blick auf das Solterra-Display (12,3 Zoll) etwas bekannt vorkommt - richtig, im Corolla Cross wird exakt das gleiche Bauteil eingesetzt. Und 12,3 Zoll gibt es auch beim Nissan Juke, allerdings im 16:9-Format. Hier wirkt der Monitor auch eine Spur filigraner. Kombiinstrumente als reine Displayfläche ausgeführt sind in allen drei Fällen Selbstverständlichkeit. Beim Thema Bedienkomfort nimmt sich das unterschiedliche japanische Trio nichts - bei allen drei Modellen kämpft man mit dem Abschalten der Piep- und Vibrationsassistenten per Lenkradtaste. Daran muss man sich schon gewöhnen. Dafür ebenfalls dreifach erfreulich: Die Steuerung der Klimaautomatik erfolgt per physischem Tastenfeld - der Passagier muss also nicht in die Menütiefen.
Der Subaru macht den komfortabelsten Eindruck
Noch ein Wort zum Fahrkomfort: Hier gewinnt der elektrische Solterra gefühlt klar mit sanftem Fahrwerk und reichlich Platz. Wobei auch der Corolla Cross als fein abgestimmter Allrounder mit einem gerüttelt Maß an Komfort durchgeht. Der Juke ist hier deutlich straffer, allerdings rangiert er als Kleinwagen segmentmäßig auch am weitesten unten innerhalb der Vergleichspartner. Nun ist der Solterra hier zwar der feinste Tourer, jedoch mit dem Hasenfuß, dass man ihn im Falle leerer Energiereserven nicht binnen weniger Minuten volltanken kann wie die beiden Hybride.

Auch der Solterra bietet etwas für Infotainment-Fans mit viel Display. An die Touchflächen unterhalb des Monitors muss man sich erst gewöhnen.
(Foto: Subaru)
Subaru gibt zwar eine Peakladeleistung von 150 kW an, doch in der Praxis erweist sich die rund 2,1 Tonnen schwere Mittelklasse als Lademuffel. Bei Kälte können auch schon mal 40 Minuten vergehen, bis die Batterie wieder halbwegs brauchbare Strommengen aufgenommen hat. Und mit der Reichweite - in der Praxis eher unter 400 Kilometer - ist es auch nicht allzu weit her. Dafür spurtet der 218-PS-Allradler mit 6,9 Sekunden feuriger auf 100 km/h als der mit 1,6 Tonnen deutlich leichtere Corolla Cross. Der noch einmal 200 kg leichtere Juke sprintet zwar nicht so gut wie der Corolla Cross, ist mit 4,7 bis 4,9 Litern WLTP-Verbrauch (gemittelt) allerdings effizienter als der Toyota (5,3 Liter).
In puncto Anschaffungskosten ist das größte Auto mit elektrischem Antrieb freilich das teuerste. Allerdings hat Subaru den Solterra im Laufe der Zeit preislich deutlich reduziert. Während er in den ersten Preislisten noch bei knapp 60.000 Euro notierte, liegt der Grundpreis heute bei 49.990 Euro. Und damit nicht genug: Auf der Website bewirbt der Konzern sein elektrisches Modell immer wieder mit zeitlich begrenzten Rabatt-Aktionen. Damit lässt sich der Preis noch einmal drücken auf etwas über 40.000 Euro mit Glück. Oder sogar unter diese Schwelle? Hierfür braucht es wohl Verhandlungsgeschick. Das ist immer noch ordentlich Geld, aber ein Corolla Cross kommt je nach Ausstattung ebenfalls in diese Region.
Da ist der kleinere Juke deutlich günstiger, aber eben auch nicht ganz so komfortabel. Als Familienallrounder funktioniert er gefühlt aber gerade noch - am besten selbst mal Probe fahren. Das gilt für die anderen Offerten natürlich genauso, die allesamt japanische SUV sind mit ordentlichen Platzverhältnissen, einem passablen Preis-Leistungs-Verhältnis, solider Qualitätsanmutung und ansehnlicher Zuverlässigkeit.
Quelle: ntv.de