Midsize-Pick-ups für Europa SUV-Alternativen zeigen sich auf der IAA
17.09.2015, 09:47 Uhr
Mit seinem wuchtigen Kühlergrill erinnert der Ford Ranger mehr an seine großen amerikanischen Brüder.
(Foto: Holger Preiss)
In Deutschland wurden Pick-ups bis dato eher belächelt. Noch mehr als die SUV haben sie das Image von dreckschleudernden Arbeitstieren. Auf der IAA eher übersehen, verbirgt sich hier jedoch ein Potenzial, das die Hersteller schon auf dem Schirm haben.
Wer an Pick-ups denkt, hat sofort die US-amerikanischen Wuchtbrummen mit Dachscheinwerfern und Bullenfänger im Hinterkopf. Unter der Haube wummert ein V8 und kleiner Menschen brauchen zum Besteigen eine Stehleiter. Solche Ungetüme sind in Deutschland Exoten. Aber wenn man die IAA so durchschreitet, wird deutlich, dass die mittelgroßen Pick-ups perspektivisch auch den hiesigen Markt erobern sollen.
Goldesel neben den SUV

Nissan schafft mit dem Navara die Grundlage für Pick-ups von Renault und später Mercedes.
(Foto: Holger Preiss)
Für die Hersteller jedenfalls könnten die Pick-ups, wenn das Publikum sie erst einmal für sich entdeckt hat, zu wahren Goldeseln werden. Die Technik ist einfach und robust, was Entwicklungs- und Produktionskosten niedrig hält. Zudem sind die Modellzyklen deutlich länger als bei normalen Pkw. Generationswechsel gibt es oft erst nach zehn statt nach sechs bis acht Jahren. Dass der Pick-up wirtschaftlich immer interessanter wird, zeigen auch die Pläne von Mercedes. Die Stuttgarter wollen noch vor 2020 erstmals in ihrer Geschichte ein eigenes Modell in dieser Klasse auf den Markt bringen. Das soll dann auf dem Navara von Kooperationspartner Nissan basieren. Auch Allianzpartner Renault plant einen entsprechenden Ableger, wie die Studie Alaska Concept belegt. Bereits 2017 könnte das Serienmodell folgen.
Unmerklich hat sich der Pick-up mit kleinen Stückzahlen bereits jetzt seinen Weg in Europa gebahnt. Um aber bei den abenteuerlustigen Privatkunden bestehen zu können, muss mehr in die Ausstattung investiert werden. Und auch die Karosserieversion der Doppelkabine dürfte hier in vielen Fällen den Vorzug bekommen. Noch vor der Jahrtausendwende wurden Pick-ups vorzugsweise mit zwei oder drei Sitzplätzen ausgeliefert. Ein weiterer Moment, der dem Pick-up Schwung geben dürfte, ist der anhaltende Boom bei den SUV. Je mehr weichgespülte Softroader an die Stelle von echten Geländewagen treten, desto attraktiver könnten die kernigen Alternativen werden.
Vorsprung für einige Hersteller
Und so präsentiert sich auf dem Ford-Stand in Frankfurt der Deutschland-Bestseller des Segments in neuem Outfit. Der zuletzt optisch verhalten vorfahrende Ranger trägt jetzt einen wuchtigen Kühlergrill, der deutlich an seine großen amerikanischen Brüder erinnert. Mit diesen mächtig motorisierten "Full Size"-Modellen haben er und Klassenkameraden wie der VW Amarok allerdings nur wenig zu tun.
Diese mittelgroßen Pick-ups spielen in den USA keine Rolle, sind jedoch in Südamerika, Asien, Afrika und Australien wahre Erfolgsmodelle. 2014 wurden allein in Brasilien rund eine halbe Million Fahrzeuge zugelassen. In Thailand gehören beispielsweise vier von zehn Neuwagen dieser Gattung an. Und der Toyota Hilux ist in mehr als 40 Ländern der Welt das meistverkaufte Kraftfahrzeug überhaupt. 2016 kommt die neueste Generation auch nach Europa. Entsprechend wichtig sind die Modelle für die Hersteller, auch wenn die deutsche Messekundschaft an Neuheiten wie dem gelifteten Ranger, dem neuen Nissan Navara und dem ebenfalls komplett überarbeiteten Mitsubishi L200 vorbeieilen dürfte.
Für den deutschen Markt hat Mitsubishi dem L200 eine serienmäßige Klimaanlage mitgegeben. eine Beigabe, die bei den gewerblich genutzten Pick-ups bis dato selten zu finden ist. Nissan stattet den Navara künftig mit Einzelradaufhängung an der Hinterachse aus. Damit büßt der Japaner zwar etwas von seiner Robustheit ein, ist aber deutlich angenehmer zu fahren. Auch das ist ein wichtiger Punkt, um in Zukunft neue Käuferschichten zu gewinnen.
Quelle: ntv.de