Leben

Bewusster Verzicht auf Essen Kann Fasten Krankheiten heilen?

Intervallfasten hilft nicht nur beim Abnehmen.

Intervallfasten hilft nicht nur beim Abnehmen.

(Foto: imago/Westend61)

Nahrungsverzicht wird immer öfter als alternativer Weg zur Linderung oder gar Heilung von chronischen und akuten Krankheiten angesehen. Besonders Intervallfasten ist im Trend. Doch was taugt Fasten wirklich für die Gesundheit? Ein Arzt liefert Antworten.

Prof. Dr. Michalsen ist Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin.

Prof. Dr. Michalsen ist Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin.

(Foto: imago/Rolf Kremming)

Das Fasten bringen viele Menschen mit Religion in Verbindung. Menschen mussten aber schon vor Jahrtausenden aufgrund von Hungerperioden über längere Zeiträume ohne Nahrung auskommen. Heutzutage wird das Fasten - abseits vom Osterfasten oder Ramadan - auch für die Gesundheit eingesetzt. Zumindest lassen sich einige Krankheiten damit lindern. "Das Fasten ist eine Art Erholung, eine Art Neustart, für den Körper", sagt der Internist, Ernährungsmediziner und Fastenarzt Prof. Dr. Michalsen gegenüber ntv.de. Das Gehirn benötigt ständig Glucose als Energielieferant, am Anfang des Fastens wird Glucose dann aus Bausteinen der Proteine, den Aminosäuren, gewonnen. Dann hilft sich der Körper mit einem gut eingespielten biologischen Reserveprogramm."Der Körper beginnt die notwendige Energie durch den Abbau sener Fettreserven zu gewinnen. Hierzu werden zahlreiche Hormone aktiviert. Der Körper fängt auch an, Zellbestandteile zu reparieren und hierdurch Energie zu gewinnen.", führt Michalsen aus. Weiterhin werden die Fettsäuren zu Ketonkörpern umgebaut. Sie können leichter als Fettsäuren von den Muskelzellen aufgenommen und zur Energiegewinnung genutzt werden und dienen vor allem dem Gehirn als Ersatz für die fehlende Glucose . Die Ketonkörper sorgen auch dafür, dass das Hungergefühl während des Fastens ausbleibt. Dieses taucht laut Michalsen meist nur in den ersten 24 bis 48 Stunden auf. Während des Fastens hat auch der Darm eine Pause, sodass die Darmschleimhaut zur Ruhe kommt und sich die Zuammensetzung der Darmbakterien verbessern kann.

Nicht geeignet ist Fasten für Schwangere, Stillende, sowie Menschen mit einer aktuellen oder vergangenen Essstörung. Weiterhin sollten Personen, die unter Gicht oder Gallensteinen leiden, ebenfalls auf Fasten verzichten.

Vom Heil- und Intervallfasten

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Unterschieden wird zwischen Heil- und Intervallfasten. Von einer Heilfastenkur spricht man ab einer Fastendauer von drei Tagen. Sie kann bis zehn Tage, unter ärztlicher Überwachung sogar bis 3 Wochen andauern. Währenddessen nimmt der Fastende je nach Fastenform zwischen 200 und 600 Kalorien täglich zu sich, oft in Form von Saft oder Gemüsebrühe oder Getreidebrei. Das verhindert laut Michalsen den Muskelabbau: "Wenn man eine Nulldiät macht mit nur Wasser oder Tee, dann verliert man Muskeln" sagt er. Setzt man das Fasten zur Therapie von Krankheiten ein, sollte es ausschließlich mit ärztlicher Begleitung erfolgen.

Diese Fastenmethode setzt der Ernährungsmediziner bei seinen Patienten vor allem bei Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, der Sekundärprävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Schmerzen, Burnout sowie entzündlichen Krankheiten (zum Beispiel Rheuma) ein. "Das heilt die Erkrankungen nicht, aber führt zur Verbesserung des Befundes", sagt er. Häufig ernähren sich die Betroffenen nach so einer Fastenkur insgesamt gesünder, sodass sich die Symptome weiter verbessern.

Beim Intervallfasten dagegen wird tage- oder stundenweise auf Nahrung verzichtet: "Also man isst nicht den ganzen Tag Kekse, einen Coffee-to-go und abends noch Chips, sondern man konzentriert das Essen auf einen bestimmten Zeitraum", sagt Michalsen. Weit verbreitet ist dabei die 16-zu-8-Methode: "Das Nachtfasten ist gesetzt, dann kann man am nächsten Morgen oder am Abend davor Stunden dazu buchen. Man versucht entweder später zu frühstücken oder früher am Abend zu essen und keine Snacks zu sich zu nehmen", erklärt der Experte weiter. Das Intervallfasten soll vor allem die Gewichtsabnahme und einen besseren Schlaf fördern. Auch schon ein 14:10 Fasten führt meistens zu einer Gewichtsabnahme bei Übergewicht. Das liegt auch an der dann häufig reduzierten Anzahl der Mahlzeiten. "Laut wissenschaftlichen Studien nimmt man mit zwei Mahlzeiten insgesamt weniger Kalorien zu sich, als wenn man drei Mahlzeiten isst", so Michalsen. Das gelte selbst dann, wenn man beim Abend- oder Mittagessen "richtig reinhaut". Besser ist es aber abends weniger zu essen und vor allem bei Frühstück und Mittagessen "zuzuschlagen".

Bewegung als Unterstützung

Sportliche Aktivitäten und im Prinzip jede Form von Bewegung sind ein wichtiger Bestandteil beim Fasten. Dabei sollten sich aktive Phasen mit entspannenden Erholungsphasen abwechseln. Wer Sport macht, verbessert die Fettverbrennung, stärkt sein Immunsystem, stabilisiert den Kreislauf und verbessert seine Körperwahrnehmung. Ebenso wird die Muskulatur beansprucht, sodass die Muskeln vor schnellem Muskelabbau geschützt werden. Weiterhin trägt die Bewegung dazu bei, dass man besser gelaunt ist, weniger friert und natürlich vom Essen abgelenkt ist.

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Prinzipiell ist es dem Fastenden überlassen, welche sportlichen Aktivitäten er ausübt. Besonders beliebte Sportarten beim Fasten sind Wandern, Walken, Radfahren, Badminton (hier geht es zum Badmintonschläger Vergleich), gemäßigtes Krafttraining und gymnastische Übungen. Auf Kampfsport und andere, den Kreislauf enorm belastende Aktivitäten sollte man jedoch besser verzichten. Generell muss immer die individuelle körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der Anzahl der Fastentage berücksichtigt werden. Ein Arzt kann hier eine professionelle Einschätzung liefern. Zur Entspannung bieten sich Atemübungen, die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, sowie Yoga oder Tai-Chi und im besonderen die Meditation an.

Es geht beim Fasten also generell darum, die Lebensqualität zu verbessern. Bei einigen Krankheiten lassen sich die Beschwerden deutlich lindern - bis hin zur Symptomfreiheit. Die Grunderkrankung kann allerdings nicht durch diese Methode alleine geheilt werden.

Quelle: ntv.de

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