Leben

Von Anus-Massage bis Gleitgel So wird der Analverkehr für beide gut

Analverkehr sollte beiden Spaß machen.

Analverkehr sollte beiden Spaß machen.

(Foto: imago/Westend61)

Analsex gilt - vor allem durch Pornos - mittlerweile als gängige Sexualpraktik. Jede dritte Frau hatte ihn schon, sei es aus Neugier oder für ihren Partner. Dabei gehen Erwartung und Realität oft auseinander. Fakt ist: Ohne Vertrauen läuft gar nichts.

Im Grunde begann alles mit einem etwas abgedroschenen Spruch: "'Huch, vertan!', sprach der Hahn und stieg von der Gans". Anja war seit etwa einem halben Jahr mit Stefan zusammen. Der Sex zwischen ihnen war stürmisch und leidenschaftlich und manchmal gab es Tage, an denen sie nicht die Finger voneinander lassen konnten. Eines Nachts, sie hatten sich zuvor einen Film angeschaut und vielleicht, so sieht Anja es heute, ein bisschen zu viel Wein getrunken, schliefen sie miteinander. Sie hatten beide große Lust und Anja mochte es, dass Stefans Stöße, der hinter ihr kniete, schneller und härter waren als sonst. Doch auf einmal stieß er sie versehentlich in ihren Anus. Die Lust war unverzüglich vorbei, Anja schrie vor Schmerz auf. Auch Stefan erschrak.

Tagelang, so schildert es Anja, habe sie danach nicht richtig und nur unter starken Schmerzen sitzen können, sie habe unter Durchfall gelitten und sogar überlegt, zum Arzt zu gehen, weil sie das Gefühl hatte, sich "wie eingerissen" zu fühlen. Doch bald schon war "der Ausrutscher" vergessen und beide lachten drüber. Eines Tages aber fragte Stefan, ob sie nicht Lust habe, einmal mit ihm Analverkehr auszuprobieren. Frauen seien da "viel enger" und der Sex würde oft als "noch intimer" empfunden.

Anja hatte zuvor nicht über Analverkehr nachgedacht und nie das Verlangen, aber sie ist eine neugierige junge Frau. Also las sie vorab ein bisschen Lektüre: angefangen von Analduschen über Analdehnung bis zur besten Stellung für Anfänger. Sie mochte es, wenn Stefan sie an dieser so sensiblen Stelle mit den vielen Nervenenden streichelte und wusste von ihren Freundinnen, dass auch diese mit ihren Partnern schon Analsex praktiziert hatten, wenn auch eher "als Geschenk".

Guter Analsex braucht Vertrauen

Dies birgt ein Problem. Ich will einmal versuchen, das ein wenig aufzudröseln. Selbstverständlich kann Analsex, richtig praktiziert, Freude und Lust bereiten. Jedes Paar, das neben dem vaginalen oder oralen Sex auch analen Sex hat (bei heterosexuellen Paaren ist eben meist die Frau die Empfangende), kann diese Praxis für sich selbst als etwas Erfüllendes, Lustvolles und sehr Intimes sehen. Denn sie zeigt auch, wie groß das Vertrauen zwischen zwei Menschen sein kann. Was in der öffentlichen Diskussion aber leider oft untergeht, ist eben jenes Vertrauen, das für guten Analsex unablässig ist. So wird gerade jungen Frauen suggeriert, es sei gang und gäbe, heutzutage Analverkehr zu praktizieren. Das gehöre einfach dazu und überhaupt: Wenn die Frau dabei nicht auch Lust verspüre, sei sie entweder verkrampft, sexuell verklemmt oder frigide.

Es sind immer die gleichen Argumente: Jede(r) macht das doch heutzutage. So fühlen sich viele unter Druck gesetzt und meinen, wenn die Frauen in den Pornos anal penetriert werden, gehöre das zum Sex eben einfach dazu. Und Lust hat - zumindest in den meisten Pornos - in erster Linie mit der Lust des Mannes zu tun.

Was man in den Filmen natürlich nicht sieht, weil unsexy, dass Analverkehr eben nicht einfach so ausgeübt wird, wie es offensichtlich den Anschein hat. Der Mann sagt: "Oh, ja, Baby, es ist so geil, du bist so schön eng, ich spüre dich!", und die Frau stöhnt und erwidert: "Oh, ja, Baby, tiefer!" Dass Frauen, vor allem jene, die in der Pornoindustrie tätig sind, sich vor einem Dreh intensiv vorbereiten, indem sie manchmal tagelang darauf achten, was sie essen, Abführmittel und/oder Analduschen benutzen, wird oft tabuisiert. Alles ist immer schön sauber, glattrasiert und entleert, sodass der Penis ins herrliche Hintertürchen quasi nur noch hineingleiten muss.

Nicht jeder besitzt Fachkenntnisse

Guter Analverkehr ist eben nicht zack und los. Zu dieser Sexualpraktik gehört viel mehr, worüber aber leider eher weniger gesprochen wird. Es ist nahezu paradox, dass dieses Wissen demnach einfach vorausgesetzt wird. Dabei ist es alles andere selbstverständlich, dass vor allem junge Frauen Fachkenntnisse über ihren Anus und ihren Enddarm besitzen. Oder, dass sie sich nicht schämen oder schuldig fühlen müssen, wenn beim Analsex ein Malheur passiert. Oder sie weder Freude verspüren noch einen Orgasmus haben.

So berichtet beispielsweise die 24-jährige Pia, die mit ihrem Partner ebenfalls anal am Start ist, am Anfang sei es sehr schmerzhaft gewesen, weil Max und sie es im Doggystyle versucht hätten und sein Penis einfach viel zu schnell zu tief in sie eindrang. Max sei aber sehr liebevoll und behutsam, das trage natürlich dazu bei, dass sie ihren Schließmuskel locker lassen könne und nicht verkrampfe.

Natürlich gehört wie bei anderen Sexpraktiken das Liebesstudium dazu. Learning by Doing sozusagen. Aber auch die 39 Jahre alte Elisabeth sagt, anfangs nicht gewusst zu haben, dass es eben nicht ausreicht, lediglich Spucke zu benutzen, sondern ein gutes Gleitgel sowie das Dehnen des Anus mit den Fingern oder das Stimulieren mit einem Butt-Plug (Po-Stöpsel) äußerst hilfreich seien. Erst durch längeres lustvolles Probieren habe sie herausgefunden, dass sie bei der Reiterstellung tatsächlich mehr Lust verspüre als bei der Löffelchenstellung.

Jede Frau, die - ob aus eigener Lust oder für ihren Partner - Analsex praktiziert, sollte wissen, dass es vollkommen okay ist, wenn es nicht gleich klappt. Dass gerade am Anfang ein langsames Tempo und nicht zu heftige, tiefe Stöße wichtig sind. Dass der Schließmuskel zärtlich massiert, liebkost und vorsichtig gedehnt werden sollte. Und jeder Mann sollte sich auf seine Partnerin einlassen, ihr viel Zeit geben und Verständnis für ihren Körper und ihre Vorlieben haben.

"Der passt da einfach nicht rein"

So berichtet beispielsweise Pia, sie habe einmal mit einem Mann, den sie noch nicht so gut kannte, Analsex gehabt und dieser habe, als es ihm nicht schnell genug ging, angefangen zu nörgeln. Tatsächlich, so schildert es Pia, habe sie zwar versucht, sich zu entspannen und sei auch erregt gewesen, aber der Penis dieses Mannes sei so dick und groß gewesen, dass sie sofort das Gefühl hatte, "der passt da einfach nicht rein".

Zur Vorbereitung von Analverkehr zählen auch sogenannte Analduschen. Abführpillen sind auf Dauer kein probates Mittel. Ebenfalls tabuisiert: Landet dennoch ein wenig Stuhl am Penis oder in den Laken, herrscht schnell Scham, als sei die Frau nicht reinlich genug gewesen, dabei kann auch bei der noch so intensiven Vorbereitung etwas Stuhl zurückbleiben.

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Abschließend sei erwähnt, dass - hat man sich für Analsex entschieden - es während des Aktes bei selbigem bleibt. Ohne sich vorher gründlich zu waschen, sollte also nicht abwechselnd Anal-, Oral- und Vaginal-Sex praktiziert werden. Auch hierüber herrscht vielerlei das reine Unwissen, weil das Thema Darmbakterien, die in die Vagina gelangen können, eben unsexy ist.

Durch die Pornoisierung unserer Gesellschaft wird die frivole Anal-Penetration als etwas Hippes verkauft, das man unbedingt ausprobieren muss, wenn man kein Klemmi sein will. Sie liegt, er dringt ein, beide sind sofort unheimlich erregt und haben die intensivsten Orgasmen. Guter Analsex ist kein heißer Sex-Trend, guter Analsex (für beide!) setzt aufrichtige Intimität, Einfühlungsvermögen und vor allem eines voraus: Vertrauen.

Quelle: ntv.de

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