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"Man muss die Welt ernst nehmen" Alexandra Maria Lara rückt da mal was gerade

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Freut sich auf die Nominierten und fiebert mit ihnen mit: Alexandra Maria Lara.

Freut sich auf die Nominierten und fiebert mit ihnen mit: Alexandra Maria Lara.

(Foto: IMAGO/Sven Simon)

Kurz vor der Verleihung der Deutschen Filmpreise: Die Präsidentin der Deutschen Filmakademie hat zwar ein bisschen Bammel vor Liveauftritten, vor allem vor der Crème de la Crème der Kollegen, aber auch das Bedürfnis, ein paar Sätze in Richtung der ewigen Nörgler und Meckerer zu senden. Das allerdings macht sie im Gespräch mit ntv.de mit gewohnter Eleganz und Grandezza.

ntv.de: Wovor hat die Präsidentin der Deutschen Filmakademie am meisten Bammel hinsichtlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises?

Alexandra Maria Lara: Dass ich einen Namen falsch ausspreche (lacht).

Und ich dachte, Schauspieler sind cool ...

Am Drehort, da weiß ich immer sehr genau, was zu tun ist, da bin ich zu Hause. Aber dieses Präsentieren und frei Sprechen vor größeren Mengen ist immer noch aufregend.

Es ist aber sympathisch, und das braucht der Filmpreis ja auch. Immerhin werden hier trotz all der Kritik Lolas verliehen.

Die Präsidentin der Deutschen Filmakademie ist für offene und konstruktive Diskussionen.

Die Präsidentin der Deutschen Filmakademie ist für offene und konstruktive Diskussionen.

(Foto: IMAGO/Eventpress)

Wir haben im letzten Jahr sehr starke und wichtige Filme gesehen, die es verdient haben, auch gefeiert zu werden und darauf freue ich mich sehr. Die Kritik beschäftigt mich natürlich auch, vor allem jetzt, wo ich einen Blick aus der Nähe auf das Geschehen in der Akademie habe und mir auch die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, sehr ans Herz gewachsen sind. Aber auch bei aller Kritik hat die Diskussion um das "Wie weiter?" ja auch eine Lebendigkeit. Und ich bin sowieso immer dafür, dass man die Dinge offen diskutiert. Ich finde allerdings einseitige Sichtweisen nur selten konstruktiv.

Es ist leicht, an allem rumzumeckern, wenn man doch eigentlich erstmal über neue Ideen diskutieren könnte. Verpuffte Energie, finde ich.

Es ist immer so mit Kritik: Lösungsorientierte Kritik ist gut und wichtig, aber wenn Geschriebenes sich hauptsächlich an einem vernichtenden Kurs orientiert, finde ich das problematisch. Ich denke, rein menschlich gesehen, passt das nicht wirklich in unsere Zeit. Es gibt doch keinen, der momentan nicht berührt, betroffen, nachdenklich ist, ob dem, was insgesamt passiert in Europa und auf der Welt. Und da verstehe ich es erst recht nicht, warum man da nicht mehr auf das Miteinander setzt.

Wie weit sind denn die Überlegungen zwischen Ihnen und Florian Gallenberger? Denken Sie darüber nach, beispielsweise, ob der Deutsche Filmpreis unbedingt mit so hohen Preisgeldern verbunden sein muss, oder könnte es auch "nur" um Ruhm und Ehre gehen, wie in anderen Ländern?

Lara und Gallenberger arbeiten hervorragend zusammen.

Lara und Gallenberger arbeiten hervorragend zusammen.

(Foto: IMAGO/Eventpress)

Ich schätze Florian und die Zusammenarbeit mit ihm sehr und finde auch, dass wir uns gut ergänzen. Eine Entscheidung von solcher Tragweite könnte aber nur von der gesamten Mitgliedschaft getroffen werden – nicht von Florian und mir. Ich persönlich finde es ist ein Privileg, dass diese Gelder vergeben werden, um neue Filme entstehen zu lassen.

Und das Auswahlverfahren?

Wir diskutieren ganz aktuell über eine Reform des Wahlverfahrens und darüber freue ich mich sehr. Abgesehen davon war ich schon einige Male Teil einer Jury und weiß, dass es eine wunderbare, aber auch eine schwierige Aufgabe ist. Menschen reagieren einfach unterschiedlich auf Filme, auf Geschichten und natürlich findet man nicht immer einen gemeinsamen Nenner. Allein schon deswegen, weil es um Kunst geht und nicht um eine sportliche Leistung. Da kann man sagen, der oder die ist jetzt wirklich auf die Hundertstel-Sekunde die schnellste Person. Das gibt es in der Musik, beim Film oder in der Literatur nicht.

Wer will das auch beurteilen? An dem Film von Christian Petzold, "Roter Himmel", hat sich nun die Diskussion entzündet. Weil er eben nicht nominiert wurde und deswegen auch nicht den Preis gewinnen kann, gar keine Chance hat. Aber einen anderen Preis, den Großen Preis der Jury der Berlinale, den hat er schon gewonnen.

Es ist ein sehr besonderer Film, der auch unabhängig davon und zurecht seinen Weg geht. Aber diese Debatte an einem Film festzumachen finde ich nicht richtig, weil ich persönlich de facto keine Filmschaffenden kenne, die nicht auch schon da gesessen hätten und dachten: "Ach, es wäre schon schön gewesen, wenn das, was wir da zusammen gemacht haben, von anderen auch so gesehen und bedacht werden würde." Natürlich wünscht sich jeder Anerkennung!

Wie sieht das bei Ihnen aus?

(lacht) Anerkennung ist wichtig, ich freue mich darüber. Aber sie ist nicht an Nominierungen und Preise gebunden. Sie kommt in erster Linie vom Publikum, und auch wenn ich mir manchmal zusätzlich einen Preis für einen meiner Filme gewünscht hätte, habe ich mich immer für andere freuen können.

Was dürfen wir denn jetzt Schönes erwarten?

Ich glaube, es wird eine ganz besondere Preisverleihung. Die wunderbare Jasmin Shakeri wird uns durch den Abend führen und unsere künstlerische Leitung Katja von Garnier und Vartan Bassil haben mit viel Herz und Leidenschaft daran gearbeitet, diesen Abend zu gestalten. Ich freue mich besonders über die vielen starken und sehr unterschiedlichen Filme und darauf, unsere Nominierten zu feiern.

Sie haben gerade gesagt, Sie gönnen es allen anderen. Gute Voraussetzungen …

Es ist immer schön, einen Preis zu bekommen, aber es ist definitiv ein Bonus und nichts, wovon man sich in seinen Gedanken zu abhängig machen sollte.

Nach der Verleihung ist vor der Verleihung - woran arbeiten Sie momentan?

Jetzt läuft gerade "Die Gewerkschafterin" im Kino. Da habe ich zwar nur eine sehr kleine Rolle gespielt, aber dafür mit der wunderbaren Isabelle Huppert zusammen vor der Kamera gestanden. Und dann habe ich noch ein paar schöne Projekte, aber ich darf leider noch gar nicht so viel sagen dazu.

Stimmt es, dass die, die vor der Kamera am lustigsten sind, im Privatleben manchmal die Ernstesten sind?

Ja, manchmal schon. Humor und Ernsthaftigkeit liegen oftmals sehr nah beieinander, genau wie im wahren Leben.

Mit Alexandra Maria Lara sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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