Neue Biografie über Elon Musk "Er weiß nicht, wie man Blumenduft genießt"
07.09.2023, 06:12 Uhr Artikel anhören
Sein Vater nannte ihn einen Schwachkopf: Elon Musk durchlebte eine schwere Kindheit.
(Foto: REUTERS)
Noch ist Elon Musk am Leben, doch US-Bestsellerautor Walter Isaacson wagt sich bereits an eine Biografie des unbequemen Tech-Visionärs. Darin schildert er Musks schwierige Kindheit mit einem autoritären Vater oder dessen notorische Rivalität mit Bill Gates.
Für seine neue Elon-Musk-Biografie hat der US-amerikanische Bestsellerautor Walter Isaacson mit Musk und Bill Gates über ihr Zerwürfnis gesprochen. Ein Streitpunkt zwischen den beiden Tech-Milliardären war, dass Gates Leerverkäufe auf Tesla-Aktien getätigt, also Geld auf fallende Kurse gesetzt hatte, weil er davon ausging, dadurch Profit machen zu können.
Isaacson hat Musk über zwei Jahre begleitet und mit dessen Familie und Weggefährten gesprochen. Die Biografie, die auf dieser Grundlage entstanden ist, erscheint am 12. September. Der "Stern" veröffentlicht schon jetzt Auszüge aus dem Buch, so auch das Kapitel über Musk und Gates.
Seinem Biografen sagte Musk nun: "Wie kann man behaupten, dass einem der Kampf gegen den Klimawandel am Herzen liegt, und dann aktiv die Gesamtinvestition in das Unternehmen schmälern, das am meisten dafür tut?" Das sei reine Scheinheiligkeit. Nach einem Gespräch mit Gates schrieb Musk an Isaacson: "Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass er vollkommen unzurechnungsfähig ist (und außerdem ein Arschloch durch und durch). Ich wollte ihn wirklich mögen (seufz)."
"Auch ein Schwanzvergleich"
Die beiden Milliardäre waren nicht nur in Sachen Leerverkäufe unterschiedlicher Ansicht. Gates äußert sich gegenüber Isaacson auch irritiert über Musks Pläne, Menschen auf den Mars zu bringen: "Er übertreibt es mit der Mars-Sache. Ich habe mir erklären lassen, wie er sich das vorstellt, und ich halte das für ziemlich bizarr." Musk habe eine "verrückte Vorstellung von einem möglichen Atomkrieg auf der Erde und von Leuten, die auf dem Mars leben und dann zurückkommen, nachdem wir uns gegenseitig umgebracht haben".
Auch Claire Boucher, die sich als Künstlerin Grimes nennt und drei Kinder mit Musk hat, kommt in dem Buch zu Wort. Sie sagt zu dem Streit der zwei Tech-Größen: "Es geht dabei wohl auch ein bisschen um den Schwanzvergleich."
Isaacson schildert auch traumatische Erfahrungen aus der Kindheit von Musk. Der junge Elon war demnach der Gewalt anderer Kinder und Jugendlicher ausgesetzt - und einem Vater, der bei der Erziehung auf Härte gesetzt habe. Isaacson lässt dafür Musks Bruder Kimbal zu Wort kommen. So sei Musk eines Tages von anderen Jungen schwer verprügelt worden. "Als sie fertig waren, konnte ich sein Gesicht nicht mehr erkennen. Es sah aus wie eine geschwollene Kugel aus rohem Fleisch, in der die Augen kaum noch zu sehen waren", erzählt Kimbal. Musk kam ins Krankenhaus, noch Jahrzehnte später musste er sich wegen der Verletzungen Operationen unterziehen.
Musks Vater "wusste definitiv, wie man Angst und Schrecken verbreitet"
Sein Vater Errol aber habe sich auf die Seite des Hauptangreifers gestellt, weil dieser kürzlich seinen Vater verloren habe. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus habe der Vater Elon runtergemacht. "Ich musste eine Stunde lang dastehen, während er mich anschrie, mich einen Schwachkopf nannte und mir erklärte, ich wäre einfach nichts wert", erinnert sich Elon Musk in der Biografie. Kimbal, der bei der Schimpftirade zusehen musste, sagt, es sei die schlimmste Erinnerung seines Lebens gewesen. "Mein Vater rastete einfach aus, drehte total durch, wie so oft. Er hatte null Mitgefühl." Elon Musk selbst sagt über den Vater: "Er wusste definitiv, wie man Angst und Schrecken verbreitet."
"Ich glaube, nach so einer Kindheit musst du dich in gewisser Weise emotional abschotten", zitiert Isaacson Elons erste Frau Justine, die Mutter von fünf seiner noch lebenden zehn Kinder. "Wenn dein Vater dich ständig Schwachkopf und Idiot nennt, dann ist vielleicht die einzig mögliche Reaktion, alles in deinem Inneren abzuschalten, das eine emotionale Dimension eröffnet hätte, mit der du nicht hättest umgehen können."
"Die posttraumatische Belastungsstörung durch seine Kindheitserfahrungen impfte ihm auch eine gewisse Abneigung gegen Zufriedenheit ein", schreibt Isaacson und stützt sich auch hier auf Musks Freundin Claire Boucher: "Ich glaube, dass er einfach nicht weiß, wie man Erfolg und Blumenduft genießt. In der Kindheit wurde er wohl darauf konditioniert, dass das Leben Schmerz bedeutet."
Quelle: ntv.de, mau