"Tatort" mit totem Zimmermädchen Immer Ärger mit der Frauenquote
25.05.2015, 21:46 Uhr
Die Frauenquote - in der Theorie ganz schön, aber in der Praxis, Frau Odenthal? Kollegin Stern jedenfalls möchte sich durchsetzen.
(Foto: dpa)
Männer sind Schweine, Frauen aber auch und Politiker erst - mittendrin eine zerknirschte Lena Odenthal, in Auflösung begriffen. Oder waren es die vielen Logiklöcher, die ihr die Sorgenfalten in die Stirn gruben?
Ob Andreas Dorau sich einen wie Joseph Sattler vorgestellt hat - machthungrig, selbstherrlich, dauergeil -, als er damals seine Mär vom "Kleinen Stubenmädchen" schrieb? "Kleines Stubenmädchen, komm doch einmal her, ich bin der Hausherr und ich will von dir ein klein wenig Spaß" - so klang es 1982, der Song kam auf den Index, nach dem Riesenerfolg des Schulprojekt-Songs "Fred vom Jupiter" ein erster, früher Bruch in der Karriere des genialen Allrounders aus Hamburg. Vielleicht einer der Gründe, warum jenes Buch, mit dem er gerade, unterstützt von Co-Autor Sven Regener, auf Lesetour durch Deutschland unterwegs ist, den Titel "Immer Ärger mit der Unsterblichkeit" trägt.
Wie zeitlos sein Popsong von einst im Kern ist, davon konnte man sich im 62. "Tatort" aus Ludwigshafen überzeugen. Die Ingredienzen sind die gleichen wie bei Andreas Dorau: Ein Stubenmädchen, ein Hausherr, schneller Sex, kurzes Vergnügen. Ein klein wenig Spaß. Und Ärger mit der Unsterblichkeit hat Jasmin Akhtar (Naima Fehrenbacher) ebenfalls. Nach der schnellen Nummer mit Sexgott Sattler (Peter Sattmann) ist das Zimmermädchen vom Nobelhotel tot, vier Stockwerke tief auf den harten Marmorboden gekracht.
Die Mär, die die Autoren Stefan Dähnert und Patrick Brunken im Hinterkopf hatten, soll jene von Dominique Strauss-Kahn gewesen sein. Die, sorry, Fallhöhe des Originals erreicht "Roomservice" jedoch zu keinem Zeitpunkt, zu scherenschnitthaft geraten Charaktere und Plot: die flotte LKA-Newcomerin Johanna Stern (Lisa Bitter) schleppt eine Wagenladung Hardware an, die jeder CSI-Folge zur Ehre gereicht hätte, nur um im Anschluss mühsam ihr kleines iPad unter Kontrolle zu bekommen.
Peter Sattmanns Sattler ist ein ebensolcher Bilderbuch-Schmierlappen wie Kontrahent René Haussmann (Peter Kremer), die Mädchen aus Sri Lanka sind eingeschüchtert, der Hoteldirex ein Schwein und Reporter, die immer nur lauern und lauschen, haben komische Spitznamen und waschen sich nie die Haare.
Und ab durch die Mitte
Als Fels in der Brandung entpuppt sich zunächst Suzanne von Borsody als Anwältin und Sattlers Gattin, die nicht nur sein viriles Wesen toleriert, sondern ihn als "Mandanten", wie sie ihn unentwegt bezeichnet, ein ums andere Mal raushaut. Bis sie am Ende jedoch auch den kurzen, aber heftigen Weg durch den Lichtschacht des Hoteltreppenhauses nimmt.
Großes Politkino wird hier versucht, ein Schuh wird nicht wirklich draus. Zwischen Hotelbildern aus dem Imagefilm und ein bisschen Talkshow zwischen Weinberg und Weinflaschen wird hier vor allem ganz viel geredet und gestritten, gehadert und gezweifelt. Der Einzige, der sich zunehmend raushält, ist Kopper, der nach fast 20 Dienstjahren an Lena Odenthals Seite zum Stichwortgeber verkommen ist.
Die Tathintergründe um eine angestrebte Frauenquote wirken hanebüchenst konstruiert, aus den Storylöchern könnte man Schweizer Käse bauen: Im Hotelzimmer wird nach der tödlichen Kopfverletzung von Jasmin kein Blut gefunden? Der Direx erstattet Anzeige gegen Sattler, ohne Infos über Verkehrsvollzug zu haben? Und das direkt beim LKA, welches Minuten später auf der Matte steht? Die mit allen Wassern gewaschene Anwältin verstopft das Klo mit Beweismaterial? Fragen über Fragen. Und nichts als Ärger. Mit der Unsterblichkeit. Mit der Frauenquote. Und vor allem mit der Logik.
Quelle: ntv.de