Unterhaltung

Prostitutions-"Tatort" in München Silberhochzeit im Rotlichtsumpf

Ex und hopp: Batic und Leitmayr feiern ihr 25-Jähriges.

Ex und hopp: Batic und Leitmayr feiern ihr 25-Jähriges.

(Foto: BR/Roxy Film GmbH/Regina Recht)

Seit 25 Jahren ermitteln Ivo Batic und Franz Leitmayr nun schon in München. So richtig genießen können die beiden Kommissare ihr Jubiläum allerdings nicht: Sie müssen einen Mordfall an einer rumänischen Prostituierten neu aufrollen.

Da stehen sie nun weit nach Feierabend in ihrem kalten grauen Dienstzimmer und stoßen mit Espresso aus Pappbechern an. Ex und hopp, viel lustloser als Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) kann man sein 25-jähriges Dienstjubiläum kaum begehen. Allerdings muss man zur Verteidigung der Münchner "Tatort"-Kommissare auch sagen, dass die beiden gerade ganz andere Sorgen haben: Ein Mord im Milieu muss neu aufgerollt werden, weil bei den Ermittlungen geschlampt wurde - neuer Hauptverdächtiger ist ein Rotlichtbaron, mit dem Batic seit Kindheitstagen befreundet ist.

Harry Schneider (Robert Palfrader) allerdings sieht sich selbst eher als Vermieter denn als klassischer Zuhälter: "Nutten kommen und Nutten gehen. Was haben wir? Wir haben sieben Häuser und da gehen pro Jahr zwischen 350 und 400 Frauen durch, da kann ich unmöglich jede beim Namen kennen, bitte!" Vor allem nicht die junge rumänische Frau, die unter mysteriösen Umständen ermordet wurde und von deren Freundin seit jenem Tag jede Spur fehlt.

Klischeebeladener Seitenstrang

"Mia san jetz da wo's weh tut" erklärt geschickt das teils schizophrene Konstrukt, das Prostitution in einer Stadt wie München heute bedeutet: Die Frauen sind als "freie Unternehmerinnen" unterwegs, haben Manager im fernen Bukarest und sind verwaltungstechnisch abgesichert. Für die Behörden ist damit alles in Ordnung und die alten Rotlichtgrößen freuen sich über die Möglichkeit, ihrem Geschäft einen seriösen Anstrich zu verleihen - die sozioökonomische Abhängigkeit, in die viele Frauen getrieben werden, ist aber trotzdem noch die gleiche wie früher.

Es ist bereits der zweite Prostitutions-"Tatort", den Regisseur Max Färberböck zusammen mit den Münchner Ermittlern gedreht hat - im direkten Vergleich mit "Am Ende des Flurs" wirkt der neue Fall allerdings geradezu farblos. Das liegt weder an der spannenden Thematik noch an den beiden ermittelnden Silberrücken selbst, die ihre Arbeit hervorragend machen und angemessen wütend durch die Gegend stapfen - sondern am Seitenstrang der Handlung, der die verschollene Prostituierte begleitet.

Mia Petrescu (Mercedes Müller) versteckt sich bei einem einsamen jungen Wäschereifahrer (Max von der Groeben), der sie völlig verstört in der Tatnacht auf der Straße aufliest. Zwischen beiden entwickelt sich - natürlich - eine romantische Beziehung, zusammen wollen sie sich an Mias Peinigern rächen. Das alles kommt reichlich klischeebeladen rüber und verpasst der ansonsten so brutal nüchtern gehaltenen Rotlichtatmosphäre unnötigerweise einen verklärten Anstrich. Weniger wäre hier mehr gewesen, auch wenn am Ende die Erkenntnis steht, dass Batic und Leitmayr selbst einen durchschnittlichen "Tatort" so stützen können, dass man am Ende nicht bereut, eingeschaltet zu haben. Und das ist ja schon mal beruhigend, wenn man an die nächsten 25 Jahre denkt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen