Der stille Star J.K. Simmons Mit dem Oscar gegen den Terminator
05.07.2015, 19:57 Uhr
Simmons in "Terminator: Genisys", zusammen mit Arnold Schwarzenegger.
(Foto: Melinda Sue Gordon)
In diesem Jahr hat J.K. Simmons einen Oscar gewonnen. Nun spielt er im Action-Blockbuster "Terminator: Genisys" eine kleine Rolle. Ist das nicht frustrierend? Nein! "Das ist perfekt für mich", erklärt er n-tv.de - und plaudert über seine Jugendsünden.
Der Oscar steht im Bücherregal. Das passt irgendwie zu J.K. Simmons. Der Schauspieler wirkt normal, bodenständig, sein Gesicht durchschnittlich. Doch vielen Zuschauern dürfte es bekannt sein, sie haben es sicher schon einmal im Fernsehen oder im Kino gesehen. Denn Simmons spielt oft Nebenrollen, in vielen Serien und einigen Filmen. Seinen jüngsten Auftritt hat er in "Terminator: Genisys", der nun in die Kinos kommt.
Im fünften Teil der Science-Fiction-Reihe spielt Simmons einen etwas verpeilten Polizisten. Seit Jahren untersucht dieser Vorfälle um die mysteriösen Cyborgs, die durch die Zeit reisen. So richtig schlau wird er aber nicht daraus, wie einer der Trailer zum Film zeigt. "Das war einer der interessanten Aspekte an der Figur", erklärt der Darsteller im Gespräch mit n-tv.de. "Der Detective hat sich jahrzehntelang mit dem Fall beschäftigt, er hat eine gewisse Ahnung davon, dass diese Dinge nicht von dieser Welt sind. Wie kompliziert das Ganze wirklich ist, versteht er aber nicht." Wie soll er auch dahinter kommen, dass das globale Netzwerk Skynet in der Zukunft die Menschheit auslöschen will?
Skepsis gegenüber Technologien
Damit ist der Film aktueller als seine Vorgänger. Denn anders als im Jahr 1984, als die Reihe startete, ist heute nahezu der gesamte Alltag vernetzt. Darauf angesprochen, zeigt sich Simmons jedoch skeptisch gegenüber dieser Entwicklung: "Ich habe ehrlich gesagt Bedenken, was das Ausmaß von Technologien heutzutage angeht", erklärt er und zitiert Albert Einstein: "Ich fürchte mich vor dem Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft. Auf der Welt wird es nur noch eine Generation aus Idioten geben." Selbst der Physiker Stephen Hawking habe seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass künstliche Intelligenz den Niedergang der Menschheit bedeuten könne, erklärt der Schauspieler. Er selbst nutzt nicht mal soziale Netzwerke - anders als viele seiner Kollegen in Hollywood.
Aber Simmons ist ja auch nicht der Mann, der ständig im Rampenlicht steht. Er hat Musik studiert, spielte jahrelang Theater, bevor er zu Fernsehen und Kino wechselte. Seitdem spielt er prägnante Nebenfiguren, ob in "Oz", "Law & Order", "The Closer" oder Dutzenden weiteren Reihen. Im Kino war er in "Burn After Reading" an der Seite von George Clooney zu sehen, spielte in "Juno" den Vater der schwangeren Ellen Page und in "Up in the Air" einen Angestellten, der gefeuert wird - von George Clooney. Dreimal spielte Simmons den Chef von "Spider-Man" Peter Parker - einen cholerischen Chefredakteur, den er später sogar bei den "Simpsons" parodierte und in Trickfilmen und Videospielen seine Stimme lieh.
"Jedes Projekt ist anders", erklärt der Amerikaner seine Vielzahl an Rollen. "Aber als Schauspieler hat man sozusagen eine Anzahl Werkzeuge, die man einsetzen kann. Dabei richtet sich die Vorbereitung eher nach dem Charakter als nach dem Medium." Auf einen bestimmten Charakter festlegen wollte er sich aber nie. In seinem ersten Erfolg etwa, der Serie "Oz", spielte Simmons einen brutalen Neonazi im Gefängnis. "Mein Agent bekam danach viele Rollenangebote für mich als Psychopath, Nazi, rassistischer Gefängnisinsasse und so weiter." Doch der Darsteller entschied sich dagegen: "Ich wollte nicht für den Rest meines Lebens auf diese Charaktere beschränkt werden. Deshalb war ich sehr froh, dass ich kurz darauf in 'Law & Order' einen Polizeipsychiater spielen konnte, eine ganz andere Figur."

Für "Whiplash" bekam Simmons (hier mit Miles Teller) einen Oscar.
(Foto: AP Photo/Sony Pictures Classics, Daniel McFadden)
Trotzdem steht sein Gesicht seit dem vergangenen Jahr vor allem für eine Rolle: In "Whiplash" spielt Simmons einen tyrannischen Musiklehrer, der einen Schüler bis aufs Blut quält. Für seine beeindruckende Darstellung bekam er einen Oscar als bester Nebendarsteller - obwohl er quasi eine Hauptrolle spielt. Hinzu kamen noch ein Golden Globe und buchstäblich Dutzende weitere Auszeichnungen.
Nervosität vor der Kamera
Doch mag jemand, der gerade einen Oscar gewonnen hat, überhaupt noch kleine Nebenrollen übernehmen? Wie fühlt es sich an, wenn man gerade noch eine Oscarrolle in einem Independent-Film gespielt hat und nun eine Handvoll Szenen in einem Action-Blockbuster bekommt? "Das ist perfekt für mich", sagt Simmons. "Immer, wenn ich etwas beende, wechsle ich gern zu etwas völlig anderem. Und meine beiden Figuren in 'Whiplash' und 'Terminator' sind sehr gegensätzlich."
Diese Vielfalt genießt Simmons, er scheint angekommen zu sein. "Ich fühle mich sehr heimisch, dort wo ich jetzt bin", sagt er. "Als ich beim Theater war, konnte ich mir nicht vorstellen, beim Film zu arbeiten. Als ich erstmals vor einer Kamera stand war ich sehr nervös und unsicher. Mittlerweile fühlt es sich aber sehr angenehm an." Als Filmstar möchte er aber nicht bezeichnet werden.
Das würde auch nicht wirklich passen. Simmons, der in diesem Jahr 60 wurde, ist bodenständig, seit Jahren mit seiner Frau verheiratet, beide haben zwei Kinder. Mit einem Lachen erzählt er dann aber noch von seinen Jugendsünden: "Ich wurde einmal ins Kittchen geworfen, damals an der Highschool, weil ich ein Klugscheißer war. Aber ich kam schnell wieder raus. Und einmal wurde ich in New York verhaftet, aber auch da kam ich schnell frei. Ich habe nie mehr als einen Tag im Gefängnis verbracht." Und was würde er seinen Kindern raten? "Landet nicht im Knast", sagt er mit einem Lachen. "Und behandelt Menschen mit Respekt."
"Terminator: Genisys" startet am 9. Juli in den deutschen Kinos. Eine ausführliche Besprechung finden Sie dann bei n-tv.de
Quelle: ntv.de