Musik

Live-Bretter und Pop-Raketen Das war das Musikjahr 2018

Helene Fischer bezog 2018 Stellung.

Helene Fischer bezog 2018 Stellung.

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Zwei Mucki-Checker beerdigen den wichtigsten deutschen Musikpreis, Helene outet sich als Toleranz-Anhängerin und die AfD verschluckt sich an sahnigem Fischfilet: Das Musikjahr 2018 schlägt nicht nur in puncto Sounds hohe Wellen.

Das wuchtigste Live-Brett, der nachhaltigste Ohrwurm, das faszinierendste Studio-Gesamtkunstwerk, die hartnäckigsten "Alten" und die vielversprechendsten "Jungen": Kurz bevor der Weihnachtsmann den letzten Staffelstab des Jahres an den Böllerverkäufer von Nebenan übergibt, drehen Freunde und Fans von populären Sounds wieder eifrig am Fazit-Zeiger.

Das Jahr 2018 hatte aber auch so Einiges zu bieten. Vor allem hiesige Open-Air-Dauergäste werden den vergangenen Sommer wohl ihr Leben lang in bester Erinnerung behalten. Sonne satt und anhaltende Rekordtemperaturen sorgten überall im Land für volle Arenen und grinsende Gesichter vor den Bühnen. Egal ob Guns N' Roses auf der Leipziger Festwiese, Pearl Jam in der Berliner Waldbühne oder Marteria im Rostocker Ostseestadion: Sie alle rockten und rappten unterm wolkenlosen Himmelszelt. Selbst in Wacken präsentierte sich der strahlend goldene Erderhitzer in voller Pracht.

Gegen Fremdenhass und Diskriminierung

Aber nicht nur draußen, auch in den großen Hallen der Republik hüpfte und tanzte das Volk begeistert zu den Klängen ihrer Idole. Wer letztlich die größten Spuren hinterlassen hat? Schwer zu sagen. U2 lieferten wieder ab. Auch Metallica ließen zu Beginn des Jahres einige lautstarke Live-Bomben platzen. Kendrick Lamar begeisterte die hiesige Hip Hop-Community. Katy Perry und Kylie Minogue verzückten die Pop-Massen. Und Die Toten Hosen setzten in Chemnitz (wieder einmal) ein massenkompatibles "#wirsindmehr"-Zeichen gegen Fremdenhass und Diskriminierung.

Sie beerdigten den Echo: Kollegah (r.) und Farid Bang.

Sie beerdigten den Echo: Kollegah (r.) und Farid Bang.

(Foto: picture alliance/dpa)

Apropos Abgründe: Im Musikjahr 2018 wurden so einige Kämpfe ausgetragen, die noch Wochen und Monate später für Schlagzeilen sorgten. So präsentierten sich beispielsweise die beiden Sprachakrobaten Kollegah und Farid Bang zu Beginn des Jahres auf der Echo-Verleihung als die mit Abstand dunkelsten, fleischgewordenen Kerzen auf dem Branchenkuchen.

Ebenfalls am Pranger - wenn auch auf der anderen Uferseite - standen die ach so staatsfeindlichen Punk-Buben von Feine Sahne Fischfilet. Im Fall der kein Blatt vor den Mund nehmenden Combo aus Mecklenburg-Vorpommern polterten gar hochrangige Schlipsträger aus der CDU und der AfD drauf los.

Helene Fischer bezieht Stellung

Sich in irgendeiner Art und Weise zu positionieren stand in diesem Jahr ganz oben auf dem Zettel vieler Künstler. Selbst Mainstream-Queen Helene Fischer beugte sich dem zunehmenden öffentlichen Druck und outete sich in der Berliner Mercedes Benz-Arena vor der versammelten Anhängerschaft als Gegner von Intoleranz und Rassismus. Hut ab, die Dame. Zeit wurde es aber auch.

Gerne hätte man Ähnliches auch aus den Mündern anderer Deutschpop-Hochkaräter vernommen. Doch von den Herren Forster, Giesinger und Co gab's nur gewohnt Oberflächliches in Form von neuen Schall-und-Rauch-Dreiminütern à la "Einmal" und "Legenden" auf die Ohren.

Neuer Stern am Hip-Hop-Himmel: Cardi B.

Neuer Stern am Hip-Hop-Himmel: Cardi B.

(Foto: imago/Pacific Press Agency)

Musikalisches Ringelpiez mit Anfassen ist aber glücklicherweise nicht jedermanns Sache. Vor allem auf internationaler Ebene gab es 2018 viel Qualität zu entdecken. So sorgten beispielsweise das Eminem-Comeback-Werk "Kamikaze" und das Debütalbum von Cardi B ("Invasion Of Privacy") für ein wahres Groove-Beben in der auf und ab hüpfenden Hip Hop-Community.

Hartgesottenere Seelen erfreuten sich am "Hipster Black Metal"-Krach von Deafheaven ("Ordinary Corrupt Human Love") und dem immer noch beeindruckenden Organ von Judas-Priest-Frontmann Rob Halford ("Firepower"). Die schwedische Dance-Pop-Expertin Robyn ("Honey") und die Ösi-Dudes von Bilderbuch ("Mea Culpa") schossen die buntesten Pop-Raketen in den Himmel.

Viel Licht, aber auch viel Schatten

2018 war ein solides Musikjahr - kein berauschendes - mit viel Licht, aber leider auch viel Schatten. Während sich vielversprechende Neuankömmlinge wie die Damen und Herren von Goat Girl, Greta van Fleet und Fever 333 auf die Reise in Richtung  Rock- und Pop-Olymp machten, verabschiedeten sich Klang-Größen wie Avicii, Montserrat Caballé und Aretha Franklin von ihrem irdischen Dasein.

Es wurde gefeiert und getrauert, gelacht und geweint. Machen wir nun also den Deckel drauf. Wer Lust hat, der liest noch schnell ein tolles Buch ("Beastie Boys Buch") oder schwelgt in Erinnerungen an einen grandiosen Kino-Abend ("Bohemian Rhapsody"). Danach legen wir dann die Beine hoch. 2019 kommt bestimmt. Und zwar mit großen Schritten. Die finale Kiss-Tour, ein neues Rammstein-Album und vielleicht auch ein neues Studio-Schaffen aus dem Hause Fischer: Wir freuen uns auf alles. Na ja, auf fast alles …

Quelle: ntv.de

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