Jubiläum beim Kieler "Tatort" Glückwunsch zum 20., Klaus Borowski!
26.11.2023, 21:54 Uhr Artikel anhören
Sein Abschied ist nah: Klaus Borowski (Axel Milberg).
(Foto: NDR / Thorsten Jander)
Heavy Metal am Ehrentag: Den Kieler "Tatort"-Kommissar verschlug es zum runden Jubiläum auf den heiligen Boden des Wacken-Festivals. Einmal noch ermittelt Borowski 2024, dann heißt es Abschied nehmen.
30. November 2003: Im Finale um den Daviscup gewinnt Australien mit 3:1 gegen Spanien. In Lissabon werden die Gruppen für die Fußball-EM 2004 ausgelost. Im Kino läuft "Master und Commander" mit Russell Crowe. In den deutschen Single-Charts stehen Overground vor Alexander und Sarah Connor. Und in der ARD nimmt der Kieler Kommissar Klaus Borowski seinen Dienst auf.
" Väter", so heißt die "Tatort"-Folge, Regie führt Thomas Freundner, Borowski (Axel Milberg) löst seinen ersten Fall in Kiel. "Toll, ein Kommissar mit Ecken und Kanten. Fazit: gelungene 'Tatort'-Jungfernfahrt", so lobt die "TV Spielfilm". Der Eigenbrötler aus der nördlichsten Krimifiliale sollte sich in den folgenden zwei Jahrzehnten einen unverrückbaren Platz unter den Big Names der Serie erspielen, sein Beliebtheitsgrad dabei so wechselhaft wie das Wetter an der Förde. Die einen lieben ihn für sein Grantlertum, seine latent linkische Art, die anderen schlagen schon die Hände überm Kopf zusammen, wenn sie ihn nur sehen.
Daran hat sich mit dem Fall um "das unschuldige Kind von Wacken" kaum etwas geändert, schwer zu sagen, wie es aussieht, wenn Borowski dann im kommenden Jahr wie angekündigt seinen Hut nimmt. Gut vorstellbar, dass es so ähnlich läuft wie beim Abschied von, sagen wir mal, Olli Kahn aus der Bundesliga. Eben noch einer, der aneckt und polarisiert, den man manchmal zum Teufel wünschte. Kaum ist er dann jedoch wirklich gegangen, wird er auch schon vermisst, Stichwort: Es gibt keine richtigen Typen mehr.
Borowski hat einiges mitgemacht
Ein Typ ist Borowski in seinen Dienstjahren immer gewesen, dagegen lässt sich kaum etwas sagen. Ob an der Seite seiner geliebten Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert), als Widersacher des "stillen Gastes" (Lars Eidinger) oder als Gast beim Lucia-Fest in einer dänischen Schule.

Borowskis vorletzter Fall führte sie nach Wacken: Schauspielerin Almila Bagriacik, Axel Milberg, Regisseurin Ayse Polat und Kameramann Aljoscha Hennig (v.l.n.r.).
(Foto: NDR / Thorsten Jander)
Borowski hat einiges mit- und durchgemacht, so viel steht fest. Was Milberg selbst bis heute an seinem Alter Ego gefällt? "Ich sehe in den besten Drehbüchern seinen trockenen Humor, den er hat, weil er so vieles schon kennt und richtig einordnen kann. Er wertet nicht vorschnell, er hört zu, beobachtet, stellt sich auch manchmal doof, schießt nicht so gerne, also manchem ist er nicht forsch und hitzig genug. Das mag ich aber an ihm. Gut und Böse sind nicht sein Thema, sondern warum und wie?"
Frank Beckmann, NDR-Programmdirektor, sieht es ähnlich: "Seine zurückhaltende Art, seine unkonventionellen Methoden und seine norddeutsche Verwurzelung haben ihn zu einem beliebten und authentischen Ermittler gemacht. Borowski taucht tief ein in die Fälle und lässt nicht locker, bis er die Wahrheit aufdeckt. Dabei zeigt er immer seine menschliche Seite und ist bemerkenswert empathisch gegenüber den Opfern und Zeugen von Verbrechen."
Noch ein Piercing oder ein Tattoo?
Der Wacken-Wahnsinn vom Abend hätte eigentlich auch prächtig zum großen Halali getaugt, theoretisch jedenfalls. Borowski in seinem letzten Fall, danach Stagediving bei Judas Priest, Bier aus einem Horn saufen und mit Jägermeister-Flasche unter die öffentliche Dusche, kurz vorm Abritt noch ein Piercing. Oder ein Tattoo. Das wäre es doch gewesen. Stattdessen führt Borowski Gespräche über selbstgemachte Leberwurst?
Im Ernst: Dafür muss man nicht nach Wacken fahren. Auch die Szene am Schluss, für die man Borowski und Schladitz, seinen Chef - in einem unsäglichen T-Shirt mit "Heavy Metal Over All"-Aufschrift - nach vorn in den Pit stellt, kann da nur noch wenig retten. Aber sei's drum, wie hieß es einst bei den New York Dolls: Someday it will please us to remember even this. In diesem Sinne: Einen noch, Borowski, dann ist Feierabend.
Quelle: ntv.de