Politik

500 Gramm Sprengstoff samt Zünder Medien: al-Bakr plante Anschlag in Berlin

Zugriff mit Sturmleitern: Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkräfte der Polizei bei der Dursuchung einer Wohnung im Chemnitzer Osten.

Zugriff mit Sturmleitern: Schwer bewaffnete Spezialeinsatzkräfte der Polizei bei der Dursuchung einer Wohnung im Chemnitzer Osten.

(Foto: AP)

Haben die Behörden in Sachsen einen Terroranschlag auf einen Berliner Flughafen verhindert? Die Hinweise auf Verbindungen zum "Islamischen Staat" verdichten sich. Der Generalbundesanwalt spricht von einer "schweren, staatsgefährdenden Gewalttat". Die Fahndung dauert an.

Nach dem Chemnitzer Bombenfund zieht die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen an sich. "Die Gesamtschau der Ermittlungen, insbesondere die Menge des gefundenen Sprengstoffs deuten darauf hin, dass die Person vor hatte, einen islamistisch motivierten Anschlag durchzuführen", begründete eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft den Schritt.

Aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls habe der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wegen des Verdachts einer "schweren, staatsgefährdenden Gewalttat" nach Paragraf 89a Strafgesetzbuch übernommen, hieß es.

Die Polizei fahndet unterdessen weiterhin bundesweit nach dem flüchtigen Hauptverdächtigen Dschaber al-Bakr. Der mutmaßliche Islamist soll Medienberichten zufolge von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu einem Attentat in Deutschland angestiftet worden sein.

Bei der Anti-Terror-Razzia in Chemnitz war der 22-jährige Syrer der Polizei offenbar nur knapp entwischt. Bei der anschließenden Erstürmung einer Wohnung, in der sich der junge Mann aufgehalten hatte, waren mehrere Hundert Gramm eines hochexplosiven Sprengstoffgemisches gefunden worden.

Sprengstoff samt Zünder

Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR handelte es sich bei den aufgefundenen Materialien zum Bombenbau um etwa 500 Gramm an bereits fertig gemischtem Sprengstoff. Daneben seien die Ermittler in der fraglichen Wohnung, in der sich Dschaber al-Bakr kurz zuvor aufhielt, auf etwa ein weiteres Kilo Chemikalien gestoßen, die zum Bombenbau geeignet gewesen seien. Außerdem stellte die Polizei Zünder sicher und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten.

Bisherigen Erkenntnissen der Behörden zufolge ging von den in der Wohnung aufgefundenen Materialien aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften akute Explosionsgefahr aus. Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge soll es sich um den hochexplosiven Sprengstoff TATP (Acetonperoxid) gehandelt haben. "Schon 200 Gramm TATP haben eine verheerende Wirkung", zitiert das Blatt einen Sprengstoffexperten. "Wer weiß, wie man sie richtig einsetzt, kann damit eine Halle sprengen."

Hinweis aus dem Abwehrzentrum

Die meisten zur Herstellung nötigen Stoffe seien frei erhältlich, heißt es. Die Herstellung gelte aber als sehr komplex - und als extrem gefährlich für alle Beteiligten. Experten des Kampfmittelräumdienstes machten den Sprengstoff nach einer Analyse durch eine kontrollierte Zündung vor Ort unschädlich.

Spezialkräfte der sächsischen Polizei hätten die Wohnung auf einen Hinweis des Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrums (GTZ) in Berlin hin gestürmt, heißt es in dem Bericht der SZ weiter. Am Freitagnachmittag hätten sich frühere Hinweise des Bundesnachrichtendienstes und des Bundesamts für Verfassungsschutz konkretisiert, dass der 22-jährige Syrer einen Anschlag plane.

Anschlagsziel Berlin?

Offenbar stand der Syrer über das Internet in Verbindung mit dem IS, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" weiter. Auch über ein mögliches Ziel soll dort anscheinend schon diskutiert worden sein. Die Rede war von Berliner Flughäfen. Die Bundesbehörden hätten den Sachsen zum sofortigen Zugriff geraten, heißt es.

Zu möglichen Anschlagszielen wollten sich die Behörden bislang ausdrücklich nicht äußern. Allerdings wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld bereits am Samstagnachmittag massiv verstärkt.

Weiterer Polizeieinsatz in Chemnitz

Bei der Suche nach dem flüchtigen Dschaber al-Bakr und möglichen Komplizen nahm die Polizei in Chemnitz am Nachmittag einen weiteren Mann fest. Er wurde am Sonntag bei der Durchsuchung einer Wohnung im Chemnitzer Yorckgebiet vorläufig in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte. Zur Nationalität machten die Behörden keine Angaben. Der Stadtteil liegt im Osten von Chemnitz. Die Wohnung, in der tags zuvor Sprengstoff gefunden wurde, liegt in der Luftlinie gut sechs Kilometer entfernt.

Der Mann habe in irgendeiner Weise Kontakt zu der Wohnung im Fritz-Heckert-Gebiet oder dem gesuchten 22-jährigen Syrer gehabt, hieß es lediglich. Die Wohnung seiner Familie war eine von mehreren Kontaktadressen des gesuchten Mannes, die derzeit überprüft werden.

"Wir können es uns nicht leisten"

Wie im Fall der Wohnung in der Chemnitzer Fritz-Heckert-Siedlung hatten Spezialeinsatzkräfte der Polizei auch hier die Tür aufgesprengt, um sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes begründete die aggressive Vorgehensweise damit, dass Sprengstoff im Spiel sei. "Wir können es uns nicht leisten, hier zu taktieren."

Hinweise zu dem Gesuchten nimmt das Landeskriminalamt Sachsen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 855 2055 (alternativ: 0351 - 8554114) oder per E-Mail an lka@polizei.sachsen.de an. Die Polizei Berlin schaltete die Nummern 030 - 4664978050 und 030 - 4664978051 für Hinweise zum Gesuchten frei.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen