Tenhagens Tipps Wie reicht das Vermögen möglichst lange?
23.12.2015, 11:49 Uhr
(Foto: imago/Ralph Peters)
Erbschaften, Lebensversicherungen, andere Ersparnisse - zu Beginn der Rente ist idealerweise etwas Geld da. Wenn man damit eine Weile auskommen will, braucht man einen Auszahlplan. Aber welchen? Finanztip-Chef Tenhagen weiß Rat.
n-tv.de: Wenn Leute in Rente gehen, haben sie ja oft ein gewisses Vermögen. Das soll dann natürlich möglichst lange reichen. Wie kriegt man das hin?
Hermann-Josef Tenhagen: Zunächst hat man zwei organisierte Möglichkeiten. Die klassische ist die Sofortrente. Dabei zahlt man das Geld in eine Versicherung ein und bekommt dann lebenslang eine Auszahlung. Auch, wenn man wie Jopi Heesters 106 wird. Das ist dann auch der große Vorzug der Versicherungslösung, man ist garantiert versorgt. Natürlich ist das eine Wette aufs Alter. Wenn ich richtig alt werde, gibt das eine ordentliche Rendite. Wenn ich aber früh sterbe, ist das mit der Rendite so eine Sache. Wir haben das bei Finanztip mal durchgerechnet. Selbst mit einem günstigen Vertrag dauert es 23 Jahre, bis man das eingezahlte Geld garantiert wieder raus hat – ohne Zinsen. Nun werden viele Leute inzwischen ja sehr alt. Dann kann die Sofortrente ein gutes Geschäft sein.
Und wenn man lieber nicht auf die eigene Langlebigkeit setzen möchte?
Wer nicht glaubt, dass er so alt wird, der kann auch einen Bankauszahlplan abschließen. Dabei wird das Geld verzinst und ausgezahlt und wenn am Ende noch etwas übrig ist, dann kriegen das eben die Erben. Bei der Versicherung ist das Geld dagegen weg, wenn man stirbt, es sei denn, man vereinbart noch eine Rentengarantie. Dann fällt die Rente aber noch niedriger aus. Die Krux beim Bankauszahlplan ist, dass das Geld inzwischen nur noch sehr mager verzinst wird. Selbst wenn man sich auf zehn Jahre festlegt, kommt da praktisch nichts bei raus. Da liegen die Zinsen derzeit bei gut 0,7 Prozent.
Das ist ja weniger als auf einem guten Tagesgeldkonto.
Genau. Die dritte Möglichkeit ist folglich auch, sich den Auszahlplan selbst zusammenzustellen. Wir empfehlen, das Geld aufzuteilen. Den einen Teil packt man auf ein Tagesgeldkonto oder noch besser auf ein Tages- und ein Festgeldkonto. Auf guten Tagesgeldkonten gibt es ein Prozent Zinsen, bei Festgeld für drei Jahre sogar 1,5 Prozent im Jahr. Vom Tagesgeldkonto lässt man sich dann jeden Monat etwas auszahlen. Den anderen Teil investiert man in einen kostengünstigen, renditestarken Indexfonds, aus dem man sich dann regelmäßig bedient.
Auszahlpläne für Depotkonten sind leider nur über spezielle Vermittler zu bekommen und den Service regelmäßiger Auszahlungen aus Indexfonds gibt es noch nicht. Also muss man sich selbst darum kümmern, dass das Geld auf dem Girokonto landet und beispielsweise alle drei Monate eine Auszahlung veranlassen. Weil jede Depotorder Geld kostet, sollte man das besser nicht im monatlichen Rhythmus machen.
Vorteile bei dem selbst gebauten Auszahlplan sind eine höhere Rendite bei Tages- und Festgeld, niedrigere Kosten bei der Fondsanlage und die Möglichkeit, in der Rente jederzeit über das Vermögen zu verfügen. Von daher ist das eigentlich die ideale Version, wenn man sich das Hin- und Herschieben zutraut.
Gute Tagesgeldkonten bringen derzeit Renditen um ein Prozent. Was kann man von ETFs erwarten?
Die Zukunft ist bekanntlich ungewiss, wir haben alle keine Glaskugel. In der Vergangenheit waren auf lange Frist Renditen zwischen fünf und sieben Prozent drin. Wer sichergehen will, dass das Geld bis zum Ende der geplanten Laufzeit reicht, überweist vom Fondsdepot keine absoluten Summen, sondern lässt sich den Indexfonds anteilsweise auszahlen. Man kauft also beispielsweise 24.000 Fondsanteile und ordert dann für jeden Monat 100 Anteile. Wenn der Fondswert steigt, kriegt man eben mehr Geld und wenn er sinkt, dann weniger. Auf jeden Fall bekommt man auf diese Weise konstant etwas raus und das reicht dann in jedem Fall auch für 20 Jahre. Für alle, die nicht davon ausgehen, richtig alt zu werden, bietet sich diese Variante an. Wenn aber nichts gegen ein langes Leben spricht, sollte man die Sofortrente auf jeden Fall in Erwägung ziehen.
Mit Hermann-Josef Tenhagen sprach Isabell Noé
Festgeldkonten und Tagesgeldkonten im Vergleich
Quelle: ntv.de