So läuft der 2. Bundesligaspieltag FC Bayern im Stress, Rasenballsport fiebert
09.09.2016, 13:21 Uhr
Kurzbesuch in Gelsenkirchen: Philipp Lahm, rechts, und der FC Bayern.
(Foto: imago/ActionPictures)
Carlo Ancelotti trickst, damit die Kicker des FC Bayern nicht ständig vor der Playstation hängen, auf Schalke fürchten sie sich, in Leipzig feiern sie Premiere, am Böllenfalltor wird es brisant. Der 2. Spieltag der Bundesliga steht an.
Was macht der FC Bayern?

"Ich möchte nicht, dass die Spieler so viel Playstation spielen": Carlo Ancelotti.
(Foto: imago/Sven Simon)
Die Münchner und ihr Kapitän Philipp Lahm spielen an diesem Freitagabend (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Gelsenkirchen. Und allzu bange scheint ihnen vor der Partie am zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht zu sein, der FC Bayern reist erst am Spieltag an. Trainer Carlo Ancelotti hat dafür eine pfiffige Begründung: "Es ist besser für die Spieler, über Nacht bei den Familien zu bleiben, anstatt im Hotel nichts zu tun haben. Ich möchte nicht, dass die Spieler so viel Playstation spielen." Aha, zu Hause dürfen sie das demnach nicht.
Wie so oft aber, denken sie beim Meister schon an die Champions League, die für sie am Dienstag um 20.45 Uhr mit dem Spiel gegen den FK Rostow beginnt, der in der vergangenen Saison überraschend Platz zwei in der russischen Premier Liga belegte. Am Samstag drauf steht dann schon wieder das Heimspiel gegen den FC Ingolstadt an, bevor am Mittwoch, 21. September, die Berliner Hertha in München gastiert. Den HSV besucht der FC Bayern dann am Samstag, 24. September. Und was sollen wir sagen? Am Mittwoch, 28. September, ist schon wieder Champions League, dann bei Atlético Madrid. Am Samstag, 1. Oktober, geht's dann noch gegen den 1. FC Köln, bevor die Länderspielpause beginnt. Macht also für die Bayern sieben Partien in den kommenden 20 Tagen. "Wir sind bereit für die Periode, es ist eine sehr wichtige Periode", sagt Ancelotti.
Und die Schalker? Fürchten sich nach der Niederlage zum Auftakt in Frankfurt vor einem Fehlstart. Übungsleiter Markus Weinzierl trägt's mit Fassung: "Zweimal im Jahr musst oder darfst du gegen die Bayern spielen. Das ist ein Highlight, in dem wir sie herausfordern wollen. Jeder einzelne Spieler ist gefordert, sich von der besten Seite zu zeigen." Sein Plan: "Meine Grundüberzeugung ist, dass man mutig weiterkommt. Wie mutig wir gegen Bayern sein werden, besprechen wir." Und: "Ich weiß natürlich, über welche Qualität die Bayern verfügen. Das wird eine harte Nuss. Aber ich habe keine Angst."
Wie läuft's bei Borussia Dortmund?
Die Borussen treten am frühen Samstagabend zur Premiere in Leipzig an. Und wiesen alle Annäherungsversuche des brausefinanzierten Aufsteigers zurück. Der hätte gerne, sieben Jahre nach seiner Gründung und vor seiner allerersten Partie in Deutschlands höchster Spielklasse, die Produktion von Fanschals in Auftrag geben, auf denen neben dem eigenen auch das Logo des BVB hätte prangen sollen. Doch die Dortmunder wiesen dieses Ansinnen brüsk zurück.
Ihr Geschäftsführer, Hans-Joachim Watzke, sagte der "Sport-Bild": "Dieser Klub ist nicht meine Lieblingskonstruktion und wird auch nie meine Lieblingskonstruktion werden." Einige Fans der Dortmunder stimmen ihm da in Sachen RB zu, fahren nicht nach Leipzig und schauen sich lieber das Spiel der zweiten Mannschaft gegen den Wuppertaler SV in der Regionalliga West an, ab 14 Uhr im Stadion Rote Erde neben dem Westfalenstadion. So ganz hat das mit dem Kommerzboykott allerdings nicht geklappt, innerhalb von 20 Minuten waren alle 4300 Tickets für den Gästeblock verkauft. "Am liebsten wären 15.000 BVB-Fans gekommen", behauptete RB-Sportdirektor Ralf Rangnick. Wie dem auch sei: Das Zentralstadion mit seinen 43.000 Plätzen ist ausverkauft. Und Trainer Ralph Hasenhüttl sagte dem "Kicker": "Das Letzte, was wir haben, ist Angst." Und leipzig fiebere mit: "Die Euphorie spürt man an jeder Ecke."
Wo wird's brisant?
Brennende Fahnen, Blockstürme, Innenstadtverbot - die Partien zwischen dem SV Darmstadt 98 und der SG Eintracht Frankfurt aus der vergangenen Saison wecken ungute Erinnerungen. Wenn es an diesem Samstagnachmittag zur erst siebten Auflage des Hessenderbys kommt, sind solche Szenen allerdings nicht zu erwarten. Die Ultras Frankfurt gelobten Besserung, nachdem sie im DFB-Pokal in Magdeburg Leuchtraketen in den gegnerischen Block geschossen hatten. Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann sagte dem Hessischen Rundfunk: "Momentan würde ich sagen, dass es ein ruhigerer Tag wird." Und das, obwohl die Fans der SGE diesmal die Darmstädter Innenstadt betreten und sogar zum Spiel dürfen. "Schwarz und Weiß mit allen Mann!" heißt es im Aufruf der Ultras, es werden etwas mehr als 3000 Gäste in dem Stadion erwartet, das jetzt "Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor" heißt.

Einfach wird das nicht: Darmstadts Trainer Norbert Meier und sein verletzter Kapitän Aytac Sulu.
(Foto: imago/Hartenfelser)
Auch die Darmstädter Anhänger fiebern dem Duell entgegen und rufen vor der Partie zum "Lilienmarsch" auf, der der größte in der Geschichte der 98er werden soll. Ihr Team muss allerdings auf Kapitän Aytac Sulu verzichten. Der Innenverteidiger, der mit einer Wadenverletzung ausfällt, glaubt dennoch an eine Wiederholung der Sensationserfolge aus der vergangenen Saison: "Jedem ist bewusst, dass wir wieder ein gallisches Dorf sein müssen", sagte er dem "Kicker". Doch für das Team von Norbert Meier wird's schwer gegen die SGE, die als Favoritin ins 30 Kilometer entfernte Darmstadt fährt. Schließlich gab's zum Saisonauftakt einen Sieg gegen Schalke, die Lilien hingegen verloren nach arg schwacher Leistung in Köln. Doch Eintrachts Trainer Niko Kovac versichert: "Wir werden nicht überheblich oder arrogant zu Werke gehen."
Wo wird's kuschelig?
In Freiburg, der Stadt mit den meisten Sonnenstunden der Republik, ist es doch immer kuschelig. Und falls nicht, kümmert sich der örtliche Sportclub um Abhilfe und verkauft in seinem Fanshop Pullover für 34,90 Euro. Wir zitieren: "Der neue Kinder-Kapuzensweat 1904 ist warm und kuschelig." Geht doch. Und für Samstag, 15.30 Uhr, wenn der VfL Borussia Mönchengladbach im Schwarzwaldstadion gastiert, sind eh stolze 28 Grad angesagt. Dennoch könnte es für die Gäste ungemütlich werden, die Statistik zumindest deutet das an. Von 14 Bundesligapartien im Breisgau gewannen die Gladbacher nur eine Partie. Das weiß auch Trainer André Schubert. Und er weiß auch: "Die Freiburger wollen ihren Fans im ersten Heimspiel seit dem Wiederaufstieg etwas bieten. Zudem haben sie eine sehr laufstarke Mannschaft." Doch es sei so: "Mir sind Statistiken egal. Mich interessiert mehr, wie Freiburg spielt und wie wir darauf reagieren können." Wie wild er dieses Mal sein Personal rotieren lassen will, ließ er offen. "Unsere Mannschaft geht sehr gut miteinander um, auch mit der Konkurrenzsituation. Das macht uns stark", kommentierte Schubert. "Jeder Spieler will spielen, aber die Jungs respektieren sich. Das spricht für den Charakter des Teams." Nach Kuscheln klingt das jedenfalls nicht.
Was ist sonst noch so los?

Those were the days my friend: Hamburgs Kapitän Peter Nogly tauscht in Amsterdam Wimpel mit Anderlechts Erwin van den Daele. Und dann gewinnt der HSV dieses Endspiel im Europapokal der Pokalsieger mit 2:0.
Endlich ist es so weit - das 900. Bundesliga-Auswärtsspiel des Hamburger SV steht an. Und zur Feier des Tages kommen erstmal die pinken Auswärtstrikots zum Einsatz. Die sollen an die glorreichen 70er Jahre erinnern, als der HSV noch wer war und sogar den Europapokal der Pokalsieger gewann. Zunächst geht es jedoch am Samstagnachmittag nur gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen. Dabei sollte die Elf von Trainer Bruno Labbadia gewarnt sein: Bayer hat acht der jüngsten zehn Bundesligapartien gewonnen - und diese Serie startete mit einem Sieg gegen den HSV. Beide Klubs müssen jedoch Ausfälle kompensieren. Das Team von Trainer Roger Schmidt muss auf Kevin Volland und Wladlen Jurtschenko verzichten. Beim HSV fehlt Kapitän Johan Djourou. Auch der Einsatz von Stürmer Bobby Wood ist nach den Länderspielen mit dem US-Team von Jürgen Klinsmann fraglich. Seine Premiere im HSV-Dress wird hingegen Olympiasieger Douglas Santos feiern, der für 7,5 Millionen Euro kam.
Die Berliner Hertha reist nach Ingolstadt. Auf der Bank im Audi-Sportpark wird neben Trainer Pal Dardai wie gewohnt Michael Preetz Platz nehmen - der Manager hat am Donnerstag, sicherlich zur Freude vieler Anhänger, seinen Vertrag beim Hauptstadtklub vorzeitig bis 2019 verlängert. Vor der Partie gibt sich der 49-Jährige zuversichtlich: "Die Mannschaft hat gut trainiert. Ich habe ein gutes Gefühl. Trotzdem ist Ingolstadt eine harte Nuss." Diese Frucht muss die Alte Dame ohne Mittelfeldspieler Per Skjelbred knacken. Der FCI hingegen dürfte mit seinem kompletten Kader das erste Heimspiel angehen.
Mario Gomez hat das, was Julian Draxler fehlt: Richtig Bock auf den VfL Wolfsburg. Wie sich das genau beim Zugang von Besiktas bemerkbar macht, wird sich gegen den 1. FC Köln zeigen. Zumindest steht der 31 Jahre alten Nationalspieler in der Startelf und ist "hungrig wie nie". Die Gäste wollen diesen Hunger selbstverständlich nicht stillen, müssen jedoch auf ihren verletzten Torhüter Timo Horn verzichten. Dessen Ersatz Sven Müller hat keine Angst: "Wolfsburg hat nicht nur Gomez, sondern noch andere gute Spieler. Ich trainiere hier jeden Tag mit Top-Stürmern. Deswegen ist das nichts großartig Anderes für mich." Trotz der Verletzungssorgen - neben Horn fehlen Konstantin Rausch, Dominic Maroh und Artjoms Rudnevs - glaubt Effzeh-Trainer Peter Stöger an sein Team: "Wir haben uns entwickelt und wollen in jedem Spiel punkten." Zum Abschluss dieses zweiten Spieltags gastiert die TSG Hoffenheim beim FSV Mainz 05. Nach dem überraschenden Punktgewinn zum Auftakt gegen Leipzig kündigte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann "Wechsel in der Startelf" an, schließlich sei es "immer schwer, gegen Mainz zu spielen". Sein Gegenüber Martin Schmidt lässt sein Team drei Tage unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren. Für die Mainzer ist die Partie die Generalprobe für die Rückkehr auf die europäische Bühne - am Donnerstag, 14. September, ist in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt der AS St.-Étienne zu Gast.
Der n-tv.de-Geheimtipp des Spieltags
Am Sonntagnachmittag erlebt die Bundesliga bereits ihr erstes Endspiel. So zumindest kündigte es Viktor Skripnik an: "Wir haben jetzt am zweiten Spieltag schon ein Finale", sagte der Trainer des SV Werder Bremen vor dem Heimspiel gegen Augsburg. Werders Sportchef Frank Baumann hingegen versuchte die Wogen an der Weser schnell zu glätten: "Finale hat er so nicht gesagt und auch nicht gemeint. Aber natürlich ist es ein wichtiges Spiel, bei dem wir die Tugenden zeigen müssen, die wir in München haben vermissen lassen."
Wie dem auch sei: Mit Blick auf die bevorstehenden Partien (Gladbach, Mainz, Wolfsburg) empfiehlt es sich für das Tabellenschlusslicht, im Weserstadion zu punkten. Diese Mission muss Werder allerdings ohne Stürmer Claudio Pizarro, Abwehrspieler Santiago Garcia und Torwart Raphael Wolf bestreiten. Während Pizarro und Garcia verletzt sind, wurde Wolf kurzerhand zur U23 abgeschoben. Pardon: entsandt. Schließlich sei es "keine Abschiebung. Die U23 ist eine gute Plattform", wie Baumann wieder einmal die Skripnik'schen Schritte zu erklären versuchte.
Aufgrund der wirren Kaderkonstellation könnte Zugang Serge Gnabry zu seinem Debüt für Bremen kommen. Immerhin kennt sich der U21-Nationalspieler nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille mit Finals aus. Das gilt allerdings auch für den FCA. Der hat mit Philipp Max ebenfalls einen Rio-Veteranen in seinen Reihen. Auch die Fuggerstädter sind nach dem verpatzten Heimspiel gegen Wolfsburg zum Siegen verdammt. Damit zumindest hinten der Laden dicht bleibt, verpflichtete das Team von Dirk Schuster kurz vor Transferschluss den österreichischen Nationalspieler Martin Hinteregger von Red Bull Salzburg - für die Klub-Rekordsumme von sieben Millionen Euro. Und Werders Langzeitverletzter Max Kruse? Der nutzt die Zwangspause nach seiner Knie-OP, um wieder mal dem Poker zu frönen. "Es ist alles mit uns abgesprochen", versicherte Baumann.
Quelle: ntv.de