Fußball

So läuft der Bundesliga-Auftakt Gemobbt, verkloppt und 'nen Herrengedeck

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Herrje Freunde, WAS für einen Bundesliga-Auftakt hat sich die DFL da aus ihrem Altherren-Sakko geschüttelt: Bayern feiert, Bremen dilettiert, in Hoffenheim trifft sich die Gemobbten-Selbsthilfegruppe und eine BVB-Ikone warnt vor Schalke.

Was macht der FC Bayern?

Jaja, wir wissen's selbst. Diese Kategorie ist echt langweilig und wird zur neuen Saison vermutlich auch nicht viel spannender als in der Vergangenheit. Aber was sollen wir auch anderes schreiben, als dass der FC Bayern gewinnt. Vor allem jetzt zum Auftakt der Fußball-Bundesliga (heute Abend 20.30 Uhr im n-tv.de-Liveticker), wo der Gegner SV Werder Bremen heißt und mit der Empfehlung einer ziemlich peinlichen Darbietung samt Pleite im DFB-Pokal bei den Sportfreunden Lotte (die heißen wirklich so) in die nach Toren gierige Allianz-Arena kommt. Diese Einschätzung haben wir uns jetzt nicht exklusiv aus den Hirnwindungen geschraubt, die sind nämlich nach Europameisterschaft und Olympischen Spielen noch ziemlich verstopft. Nein, diese Expertise haben wir von einem Spielbeobachter der Sportschau übernommen und an der angegriffenen Fanseele eines Kollegen abgearbeitet. Und weil uns dann auch noch Tim Wiese in der monomuskulösen Gestalt des "Bild"-Analysten begegnet ist, unterschreiben wir an dieser Stelle die steile Tim-These: "Mit 'ner Leistung wie im Pokal fängt sich Werder einen Zehner." Was wiederum Folgendes bedeuten könnte: No more Victory an der Weser, Schluss für Skripnik.

Unnützes Wissen zum Buli-Start

Neuling: RB Leipzig ist der 55. Bundesliga-Debütant seit der Gründung im Jahr 1963.
Winzling: Der kleinste Platz im deutschen Fußball kehrt zurück. Die Spielfläche im Stadion des SC Freiburg ist mit einer Länge von 100,5 Metern die kürzeste der Liga.
Kein Herbstmeister: Erstmals in der Geschichte der Bundesliga wird es sicher keinen Herbstmeister geben, weil der 17. Spieltag (der letzte der Hinrunde) nicht vor Weihnachten, sondern erst im neuen Jahr, vom 20. bis 22. Januar 2017, ausgespielt wird.
Comicball: Zwar wird auch in der neuen Saison mit dem "Torfabrik"-Ball von adidas gespielt. Das Design des offiziellen Spielgerätes hat sich aber geändert. Eine Reihe von Comic-Motiven, die Emotionen und Szenen darstellen, die einen Bundesliga-Spieltag ausmachen, schmücken den Ball.

Aber wir wollten ja über die Bayern sprechen. Problem: Carlo Ancelotti will nicht reden, zumindest nicht am Platz. "Deine Arbeit als Trainer musst du vor dem Spiel erledigen. Die Spieler hören dich auf dem Platz manchmal nicht - und manchmal wollen sie dich auch nicht hören." Also dann, reden wir übers bajuwarische Vorspiel. Da erzählt der Trainer nämlich Folgendes: "Werder hat eine gute Mannschaft" (höflich); "Ich weiß nicht, ob es ein Torfestival geben wird. Ich bin kein Magier" (ehrlich); "Ich habe den Spielern gesagt, dass wir die Meisterschaft gewinnen müssen. Nicht, dass es heißt: Es lag an Ancelotti (selbstbewusst); Fassen wir also zusammen: Nix Neues an der Isar. Bayern haut Bremen weg. Das allein sagt die Statistik: 13 Siege in Serie, dabei 44:7 Tore. Was also ist spannend? Nun, vielleicht die Frage, welches Personal den 14. Erfolg herausschießen wird. Denn den Bayern fehlt unter anderem mit Jéròme Boateng, Douglas Costa, Kingsley Coman und Arjen Robben wichtiges Personal. Erwähnen wir der Höflichkeit halber, dass auch Bremen mit Claudio Pizarro und Max Kruse zwei nicht unerhebliche Ausfälle zu beklagen hat.

Wie läuft's bei Borussia Dortmund?

Bestens. Erster Titel der Saison eingefahren. Den FC Schalke zum Vizemeister gemacht und die Bayern um Längen abgehängt. Schwarzgelbe Partylaune – okay, sind nur die Dauerkartenverkäufe – herrscht trotzdem. Die Fans haben offenkundig ein großes Interesse an dem, was sie da in der Spielzeit 2016/17 erwartet: Supertalente noch und nöcher, der (ein bisschen) rehabilitierte Judas Götze (noch verletzt), ein glücklicher Trainer Thomas Tuchel und ein superteurer André Schürrle, der im DFB-Pokal gegen Eintracht Trier seine 30-Millionen-Klasse andeutete. Gegen Ex-Klub Mainz soll der Weltmeister die erste Spitzenleistung seit der WM-Tor-Vorbereitung bestätigen. Und viel spricht ja eigentlich nicht dagegen. Denn die Mannschaft von Trainer Martin Schmidt ist in der Vergangenheit nicht als Partycrasher an der Strobelallee aufgefallen. Vier Remis und sechs Niederlagen in zehn Spielen sorgen demnach nicht für zusätzliche Schweißausbrüche auf der ohnehin schon klatschnassen Stirn im glühend heißen Ruhrpott.

Wo wird's brisant?

So, und jetzt kommt ihr: Leroy Sané verkauft, okay. Kann man machen. Ist sportlich bitter, war wirtschaftlich für den FC Schalke 04 aber (herrlich, dass wir das Wort auch im Sport mal benutzen dürfen) alternativlos. 50 Millionen und ein paar Zerquetschte eingenommen und gleich wieder auf'n Kopp gehauen, wie Omma sagen würde - wenngleich sie auf Schalke sicher lieber "clever investiert" lesen würden. Nun, das wird sich zeigen. Worauf wir uns aber einigen können: Die Neuen können kicken. Da ist zum Beispiel Breel Embolo, ein (okay, das Wort ist überinflationär in Gebrauch) Supertalent. Da sind außerdem noch Nabil Bentaleb aus Tottenham, Benjamin Stambouli aus Paris, Naldo aus Wolfsburg, Coke aus Sevilla und Abdul Rahman Baba vom FC Chelsea. Kommen könnte auch noch die deutsche Olympia-Entdeckung Serge Gnabry (FC Arsenal). Tüchtig was los unterm Zechenturm also. Und der Trainer, der ist ja auch noch neu und ganz gut, erzählen sie sich in den hiesigen Eckkneipen. Und dann ist da ja auch noch Jürgen Klopp, der nach wie vor ein schwarzgelbes Herz (also für Schalkes Erzfeind BVB) hat. Der sagt: "Ich weiß, das will kein BVB-Fan hören: Aber ich fürchte, Schalke könnte echt erfolgreich sein." Diese Prognose gilt seit Sonntag nicht mehr für Gegner Eintracht Frankfurt. Die haben sich zwar auch bei großen Klubs in Europa bedient (Manchester United, FC Chelsea), aber eben nur auf deren Restrampe, Verzeihung, in deren Talentschmieden. Klingt irgendwie super, funktioniert aber leider (noch) gar nicht. Deswegen sagt Coach Kovac im Interview auch: "Keiner weiß, wo er steht, keiner weiß, wie es laufen wird – außer die Topmannschaften. Wir wollen einfach sehen, dass wir besser abschneiden als im vergangenen Jahr. Es wird Aufs und Abs geben." Schöner hätte es DFB-Phrasenonkel Thomas Schneider auch nicht sagen können. Herrlich. So's Fußball!

An diese Ailton'sche Weisheit haben sie sich am Donnerstagabend sicher auch in Mönchengladbach erinnert. Die Auslosung zur Gruppenphase der Champions League bescherte der Borussia Traumlose in Serie: den FC Barcelona, Manchester City und Celtic Glasgow. Dann kannste im 50 Kilometer entfernten Leverkusen ja nur neidisch werden: ZSKA Moskau, Tottenham Hotspur und AS Monaco, nunja. Egal, am Wochenende ist erstmal Bundesliga und - verrückte Geschichte - beide Mannschaften treffen aufeinander (Samstag, 18.30 Uhr). Und endlich dürfen sich die "Fohlen" wieder über Heimspiele gegen den Rheinrivalen freuen. Nach 22 sieglosen Duellen durchbrach die Borussia vor zwei Spielzeiten endlich den Bayer-Fluch, gewann 3:0 und vergangene Saison 2:1. Beide Male qualifizierten sich die Gladbacher so noch für die Champions League. Und sonst so? Nun, beide Teams rühmen sich für ihre top besetzten Kader. Die Gladbacher bejubeln vor allem die Rückkehr von Weltmeister Christoph Kramer. Der kommt - natürlich ausgerechnet - von Bayer Leverkusen, wo er sich so gar nicht wohlgefühlt hat, wie er der "Rheinischen Post" ganz unterschwellig mitgeteilt hat: "Ich bin ein Typ, der neben dem Fußballleben auch ein Leben-Leben haben möchte. Es fühlt sich sehr gut an, wieder hier zu sein, ich bin sehr zufrieden und ein sehr glücklicher Mensch." Oha, da zündelt einer aber ...

Wo wird's kuschelig?

Ein Herrengedeck.

Ein Herrengedeck.

Nun, bei 1899 Hoffenheim gegen RB Leipzig (Sonntag, 17.30 Uhr). Tollkühne These, was? Darauf erstmal 'nen Herrengedeck. So, Pils und Korn verdaut? Dann wird's jetzt inhaltlich. Es ist das erste Zusammentreffen der Selbsthilfegruppe des gemobbten Bundesliga-Nachwuchses. Man wird sich gegenseitig das Leid klagen: "Warum mag uns denn keiner, wir haben doch niemandem etwas getan." Physisch ist das natürlich richtig, abgesehen vielleicht von der einen oder anderen knackigen Grätsche, aber psychisch haben beide Klubs tiefe Wunden in die Seele der Fußball-Traditionalisten geschnitten. So viel Geld und so wenig Kultur. Das ist ja nicht zum Aushalten! Also schämt euch. Besser noch: Heult doch! Blöd für alle Traditionalisten: Machen sie nicht. Im Gegenteil: Sie spielen nicht (oder nur selten) die beleidigte Retorte, sondern mitunter richtig guten Fußball. Die Hoffenheimer wären unter Trainer-Bubi Julian Nagelsmann in der Rückrunde (nur in der Rückrunde) lässig in den Europapokal marschiert und die Leipziger haben ebenfalls (trotz Pokal-Aus in Dresden) einen Trupp beieinander, der den Ball unfallfrei von links nach rechts und von hinten nach vorne spielen kann. Und jetzt wollen die Sachsen auch noch zwei weitere Topspieler verpflichten, Geld ziemlich egal. Sapperlot! Darauf noch 'nen Herrengedeck?

Was ist sonst noch so los?

Irgendwie trist, was?

Irgendwie trist, was?

(Foto: imago/SKATA)

Willkommen zurück in der Bundesliga, lieber Mario Gomez. Ach nee, doch nicht. Is' ja noch gar nicht so weit, Frische und Fitness fehlen nach der EM-Verletzung noch. Sagt zumindest der Trainer. Sorry für die Verwirrung. Kümmern wir uns also lieber um Julian Draxler, der muss nämlich gegen Augsburg spielen. Und das dürfen Sie gerne wörtlich nehmen. Denn ganz freiwillig macht der aufmüpfige Schwiegermutter-Liebling das nicht. Lieber würde er doch für Juventus Turin oder den FC Arsenal das Bällchen streicheln – in der Champions League vornehmlich. Stattdessen gibt's aber Autostadt-Tristesse. So jedenfalls sieht er das und versuchte sich aus seinem Vertrag zu pöbeln. Hat nicht geklappt. Transferverbot, Bundesliga. Auftakt gegen Augsburg. Die werden seit dieser Saison von Kämpferherz-Coach Dirk Schuster betreut. Der verspürt vor seinem Heimdebüt "ein wenig Lampenfieber und Kribbeln", will aber "positiv in die Runde starten". Vor allzu hohen Erwartungen warnt er jedoch: "Es wird nicht alles von heute auf morgen funktionieren, aber wir sind auf einem sehr guten Weg." Aber grätschen geht ja immer. Blöd für den Julian, der will doch einfach nur das Bällchen streicheln. Aber eben nicht in dieser ruppigen Bundesliga.

In Freiburg können sie solche Gedanken ja nun gar nicht verstehen. Die Breisgau-Brasilianer sind zurück im Oberhaus, glücklich darüber und wissen das vor dem Auftakt gegen die Hertha aus Berlin, die laut Coach Pal Dardai nicht absteigen will, auch seriös einzuschätzen. Was wiederum nicht verwundert, denn die Anhänger des Sportclubs sind die gebildetsten der Liga. Das jedenfalls hat das Karrierenetzwerk Xing herausgefunden. Interessiert Sie nicht. Okay, jetzt wissen Sie's trotzdem. Aber jetzt Schluss mit dem Geschwurbel: Sportlich hat SCF-Coach Christian Streich tüchtig Alternativen dazubekommen. Ob sie spielen? Keine Ahnung, verrät uns ja leider keiner. Was wir aber investigativ beim "Kicker" abschreiben: Olympia-Silbermedaillist und Fünffach-Torschütze gegen die Fidschis, Nils Petersen wird nicht spielen.

Ganz anders als Maskenmann und HSV-Rüpel Emir Spahic. Er läuft nämlich trotz gebrochener Augenhöhle auf. "Es ist echt klasse, dass er sich zur Verfügung stellt. Wir sind froh, dass er so einen Eisenschädel hat", sagt Bruno Labbadia, der mit seiner Elf gegen den FC Ingolstadt antreten muss. Dass klingt beim ersten Lesen nach so einem Achje-solche-Spiele-muss-es-auch-geben-Duell. Aber, liebe Freunde, nicht mit Markus Kauczinski, der mit den Hamburgern noch eine Rechnung offen, ähm ... Moment.., doch nicht? "Das Spiel gegen den HSV hat zwar besondere Vorzeichen, doch alles Vergangene ist kalter Kaffee. Wir wollen als Schanzer punkten", sagt er nun. Wir erzählen die Geschichte trotzdem: Kauczinski war vor zwei Jahren als Trainer des Zweitligisten Karlsruher SC in der Relegation denkbar knapp am HSV gescheitert. Seit Saisonbeginn ist er in Ingolstadt Trainer. Nach dem glücklichen Pokalsieg der Oberbayern in Aue gebe es "in einigen Bereichen noch Luft nach oben, doch die Abläufe werden stetig besser im Team. Zum Auftakt werden wir alles reinwerfen!", kündigte Kauczinski an. Der DFB-Pokal sei zwar sein erstes Pflichtspiel gewesen, "doch jetzt geht's so richtig los". Der HSV habe "gut investiert", sagte er zum Gegner, "wir versuchen das mit unserer Taktik und mit unseren Tugenden auszugleichen."

Der n-tv.de-Geheimtipp des Spieltags

Gut, bei der Hitze draußen soll man nicht so viel Alkohol trinken, aber angesichts des hier verzapften Bundesliga-Irrsinns schadet es nicht, vielleicht nochmal am Pilsken zu nippen?! Darmstadt gegen Köln soll der Geheimtipp des Spieltags sein? Aber ja! Warum? Nun, der "Eff-Zeh" aus Köln ist so stolz auf sich und seine Mannschaft, dass er gleich zwei "Elfen" ins Bundesliga-Rennen schicken möchte. In bester Kreisliga-Rhetorik lobhudelt der Österreicher Peter Stöger seine Truppen in der "Kölnischen Rundschau": "Ich hätte keine Ängste, dass sie es nicht hinbringen." Diese Ängste kennen sie dagegen bei Gegner Darmstadt nur zu gut. Nach all den Abgängen um Torjäger Sandro Wagner und Co. sowie dem fast kollektiven Wechselwunsch des Restkaders, mussten wir zwischenzeitlich gar fürchten, die "Lilien" würde ihre 1. Mannschaft vom Wettkampfbetrieb abmelden. Dann aber schlugen Coach Norbert Meier und sein Sportlicher Leiter Holger Fach zu: Binnen kürzester Zeit wurde ein Konstrukt zusammengeklöppelt, dass nun 20 bundesligaerfahrene Akteure aufweist - also fast zwei Mannschaften. Zustände sind das. Paradiesisch, kölnisch, quasi. Darauf noch 'nen..., ach Sie machen das schon.

Quelle: ntv.de

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