Fußball

So läuft der sechste Spieltag Kovacs Alaba-Panne, Hertha will an die Spitze

Heute in Berlin: Thomas Alaba und Thomas Müller.

Heute in Berlin: Thomas Alaba und Thomas Müller.

(Foto: imago/ULMER Pressebildagentur)

Die Hertha träumt vor der Partie gegen den FC Bayern von Sturm an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. Doch dort wird nach dem sechsten Spieltag der forsche BVB stehen. Hoffenheims Trainer ist derweil genervt.

Was macht der FC Bayern?

Die Münchner haben tatsächlich einen 18-Jährigen im Kader. Trainer Niko Kovac hat den Linksverteidiger Jonathan Meier mit nach Berlin genommen, wo es an diesem Freitag (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) vor 74.000 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion gegen die Hertha geht. Meier, der am 11. November 19 Jahre alt wird, spielt normalerweise in der zweiten Mannschaft des FC Bayern in der Regionalliga. Bietet Kovac ihn etwa auf, weil er so angetan ist von den jungen Wilden der Berliner? Das könnte sein, es ist aber wohl eher so, dass er als Ersatzmann für die linke Abwehrseite vorgesehen ist.

Bitte lächeln: Niko Kovac.

Bitte lächeln: Niko Kovac.

(Foto: imago/MIS)

Erste Wahl auf dieser Position ist der österreichische Nationalspieler David Alaba, der aber nach einer Prellung am Knie noch nicht wieder bei 100 Prozent ist. Beim 1:1 gegen den FC Augsburg am Dienstag übernahm der deutsche Nationalspieler Leon Goretzka den Job. Das klappte eher weniger gut, er ist halt im Mittelfeld zu Hause. Nach einer Halbzeit war Schluss, Alaba kam dann doch, weil Goretzka sich am Sprunggelenk verletzt hatte. Daher fehlt er auch in Berlin - und Jonathan Meier ist dabei. Spielen aber wird Alaba, auch wenn sein Trainer bisweilen Probleme hat, sich den Namen seines Linksverteidigers zu erinnern. Nach dem Remis gegen Augsburg sagte er plötzlich: "Natürlich kann man einen David Abraham nicht eins zu eins ersetzen auf der Position." Aufgefallen ist ihm sein Versprecher nicht. Und zur Erklärung sei erwähnt: Der argentinische Innenverteidiger Abraham spielt für die Frankfurter Eintracht, also für den Verein, bei dem Kovac in der vergangenen Saison angestellt war. Was wir unbedingt erwähnen müssen: Es handelt sich bei der Veranstaltung um das Topspiel des sechsten Spieltags der Fußball-Bundesliga. Herthas Manager Michael Preetz tönte gar: "Wir haben die einmalige Chance, sogar Tabellenführer zu werden." Das ist nicht ganz falsch, die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so kommt, aber eher gering. Denn die Berliner müssten mit drei Toren Differenz gewinnen, um das zu schaffen. Aber dass sie überhaupt die Chance haben, nach Punkten mit dem Branchenprimus gleichzuziehen, ist aller Ehren wert.

Für die Freunde der Statistik noch der Hinweis: Die jüngsten drei Partien gegen die Bayern im Olympiastadion endeten jeweils unentschieden und die Hertha war jeweils näher dran am Sieg. Und da spielten die Berliner noch nicht diesen erfrischenden Fußball wie zum Beispiel beim 4:2 beim Heimspiel gegen Mönchengladbacher. Das hat auch Kovac mitbekommen: "Hertha hat sich super entwickelt, spielerisch präsentiert sie sich sehr gut. Ich bin sehr angetan. Das wird wirklich eine Herausforderung." Dennoch wäre ein Berliner Sieg auch in dieser Saison ein außergewöhnlicher Erfolg. Trainer Pal Dardai würde sich schon freuen, wenn seine Mannschaft "das erste Tor machen" würde. "Oder wenn wir ein Siegtor machen nach so viel Jahren." Dann würde er seinem ehemaligen Mitspieler Kovac vermutlich die Abendplanung verhageln. Der ist im Berliner Wedding geboren und konkurrierte mit Dardai einst um einen Platz im Mittelfeld. Nach dem Spiel will Kovac mit Freunden was trinken zu gehen. Unser Tipp: Prost! 2:2.

Wie forsch ist Dortmunds Jugend?

Die Frisur hält auch bei Gegenwind: Marco Reus.

Die Frisur hält auch bei Gegenwind: Marco Reus.

(Foto: imago/Nordphoto)

Beim Bayer-Konzern kennen sie sich mit Chemikalien gut aus. Doch was passiert, wenn die Abteilung "Jugend forscht" von Borussia Dortmund am Samstag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Leverkusen antritt? Es könnte explosiv werden. Weil das Team von Trainer Lucien Favre nach dem 7:0 gegen den 1. FC Nürnberg Lust auf mehr hat. Weil sie, lässt der FC Bayern in Berlin Punkte liegen, mit einem Sieg auf Platz eins klettert. Weil die Gastgeber und Trainer Heiko Herrlich immer besser in Schwung kommen. Und weil sich alte Bekannte treffen. Herrlich trug in 179 Spielen das Trikot des BVB. Auch Sven Bender spielte lange in Dortmund, Ömer Toprak wechselte andersherum. Und so erwartet Kapitän Marco Reus mehr Gegenwind: "Nürnberg hat uns nicht an die Grenzen gebracht. Das wird am Samstag hundertprozentig anders ein." Die Statistik spricht für den BVB: Nur eines der jüngsten elf Heimspiele hat Leverkusen gewonnen. Kleiner Tipp: Sie sollten Dortmunds "Jugend forscht"-Combo nicht zu oft an die Pille lassen, sonst fabrizieren sie wieder etwas Hochexplosives. Tipp: 1:3. Der BVB überholt den FC Bayern und setzt sich an die Tabellenspitze.

Warum ist Werder so erfolgreich?

Als der SV Werder zum bisher letzten Mal beim VfB Stuttgart siegte, sorgte ein gewisser Kevin de Bruyne für den 4:1-Schlusspunkt. Das war am 9. Februar 2013, der Belgier ist mittlerweile bei Manchester City zum Weltstar aufgestiegen. Aber auch Bremen mausert sich nach durchschnittlichen bis schwachen Jahren. Nach dem Sieg gegen die Hertha hatte ihnen Berlins Trainer Pal Dardai gar die Rolle als Verfolger des Tabellenführers angedichtet - von der sie in Bremen trotzt des dritten Tabellenplatzes nichts wissen wollen. Trainer Florian Kohfeldt sagt: "Ich fühle mich dennoch nicht als Bayern-Jäger." Sportchef Frank Baumann assistiert: "Das sind wir definitiv nicht. Das ist natürlich Quatsch. Wichtig ist, dass wir ungeschlagen sind und die Mannschaft den Glauben hat, dass es für andere schwierig ist, gegen Werder was zu holen."

Teamgeist in Person: Claudio Pizarro.

Teamgeist in Person: Claudio Pizarro.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Kohfeldt ist aber noch etwas anderes wichtig, er missbilligt es, dass sein Kollege nach dem schlechten Saisonstart mit nur zwei Punkten aus fünf Spielen um seine berufliche Zukunft beim VfB bangen muss. "Ich verstehe das überhaupt nicht. Tayfun hat mit Stuttgart eine überragende Rückrunde gespielt. Seine Arbeit jetzt so infrage zu stellen, ist grenzwertig. Selbst bei einem Sieg von uns am Samstag hoffe ich, dass es keine Diskussionen geben wird." Einen Plan für das Spiel hat Bremens Trainer dennoch: "Unser Ziel ist es, mal wieder zu null zu spielen." Bei einem Team, das zu Hause in dieser Saison noch keinen Treffer erzielt hat, ist das doch glatt machbar. Wie gut Werder ist, zeigt sich auch am Personalluxus. Rechtsaußen Milot Rashica stand gegen Hertha wie Kevin Möhwald erst gar nicht im Kader. Florian Kainz, der gegen Augsburg noch stark gespielt hatte, wurde erst in der 74. Minute eingewechselt. Nuri Sahin bekam den Vorzug für Stammspieler Philipp Bargfrede. Auch Sturmlegende Claudio Pizarro musste auf die Bank. Doch statt sich zu beschweren, freuen sich alle Spieler für die Mannschaft. So viel Teamgeist zahlt sich bei Werder derzeit aus. Tipp: 0:2.

Was steht sonst noch an?

TSG Hoffenheim - RB Leipzig: Julian Nagelsmann ist genervt. Auf die Fragen nach seinem künftigen Arbeitgeber reagiert Hoffenheims Trainer patzig. "Ich habe es schon 48 Mal gesagt und ich sage es auch noch 48 Mal. Und wenn ich etwas sage, kann man es mir auch glauben. Ich habe seit der Vertragsunterzeichnung kein einziges Telefonat mit RB Leipzig gehabt." Nagelsmann hatte vor der Saison gesagt, dass er nach der Saison zu den Rasenballsportlern geht. Dennoch behauptet er, die Partie sei "tatsächlich gar nichts Besonderes" für ihn, "ein ganz normales Bundesligaspiel". Tatsächlich? Wir sind uns da nicht ganz so sicher. Tipp: 2:2.

1. FC Nürnberg - Fortuna Düsseldorf: Nach der höchsten Niederlage in der Bundesliga-Geschichte des 1. FC Nürnberg hat Trainer Michael Köllner ein Problem. Die deprimierende 0:7 (0:2)-Pleite bei Borussia Dortmund soll vor der Partie gegen den Mit-Aufsteiger fix aus den Köpfen. "Wir müssen jetzt die Wunden lecken und gegen Fortuna Düsseldorf zu Punkten kommen." Der BVB war einfach eine Nummer zu groß, man habe "viel Lehrgeld bezahlt". Abwehrspieler Georg Margreitter sagte: "Es war eine Reifeprüfung. Wir haben sie nicht bestanden. Das tut richtig weh, der ganzen Mannschaft. Das ist schon deftig." Tipp: 1:1.

"Bei denen ist Druck im Kessel": Domenico Tedesco.

"Bei denen ist Druck im Kessel": Domenico Tedesco.

(Foto: imago/Eibner)

FC Schalke 04 - 1. FSV Mainz 05: Sandro Schwarz hat messerscharf erkannt: "Bei denen ist Druck im Kessel". Der Trainer der Mainzer hat gut reden, sein Team steht auf Platz sieben und hat in dieser Saison acht Punkte mehr geholt als die Schalker mit seinem Kollegen Domenico Tedesco. Wer es noch nicht mitbekommen hat: Die Gelsenkirchener haben alle fünf Spiele verloren. Und was passiert, wenn die Schalker auch die sechste Partie verlieren? Nichts. Manager Christian Heidel hat versprochen: "Wenn es Probleme gibt, gehen wir da gemeinsam durch." Sehr gut, immer schön ruhig bleiben. Heidel sagt allerdings auch: "Wir müssen jetzt die ersten Punkte einfahren, stellen aber nicht gleichzeitig schon Hochrechnungen auf, wohin die Punkte noch führen können." Tipp: 2:1.

VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach (alle Samstag, 15.30 Uhr): Bruno Labbadia ist mit sich, seiner Mannschaft und der Welt zufrieden: "Die Entwicklung ist zurzeit sehr positiv", sagt der Trainer des VfL Wolfsburg. Gut, zuletzt gab es ein 1:3 im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Aber: "Wichtig ist es  jetzt, dass wir mit Rückschlägen gut umgehen." Noch steht der VfL mit acht Punkten auf Platz sechs der Tabelle, zwei Zähler hinter der Borussia. Mit Gladbach komme, sagt Labbadia "eine der spielstärksten  Mannschaften. Da können wir uns auf eine spannende Partie freuen". Für seinen Kollegen Dieter Hecking ist es eine Rückkehr: Er hatte von 2013 bis 2016 die Wolfsburger trainiert und 2015 den DFB-Pokal gewonnen. Tipp: 1:1.

Eintracht Frankfurt - Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr): Apropos Mönchengladbach - dort hat die Eintracht am Mittwoch mit 1:3 verloren. Und überhaupt läuft es für die Frankfurter mit dem nicht mehr ganz so neuen Trainer Adi Hütter noch nicht so richtig. Vier Punkte, Platz 15 - das hatten sie sich anders vorgestellt. Hütter fasst das Dilemma aber gut zusammen: "Wir schießen zu wenig Tore. Wir kriegen hinten zu leicht Tore." Ob es ihn da tröstet, dass die Hannoveraner noch schlechter dastehen? Tipp: 1:0.

FC Augsburg - SC Freiburg (Sonntag, 18 Uhr): Die Augsburger haben den großen FC Bayern zwar nicht gestoppt, aber einen Punkt geholt. Die Freiburger verschärften mit ihrem Sieg die Krise der Schalke und haben auf Platz zehn der Tabelle zwei Punkte mehr als die Gastgeber. Seit Trainer Christian Streich nach seinem Bandscheibenvorfall wieder an der Seitenlinie steht, läuft es beim Sportclub. Es begann mit dem 3:3 gegen Stuttgart, dann folgten das oben schon erwähnte 3:1 in Wolfsburg und eben das 1:0 gegen Schalke. In der Streich-Tabelle liegt Freiburg auf Platz zwei, punktgleich mit dem FC Bayern. Tipp: 1:1.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Wenn in der Schule die Mädels zugeschaut haben, hat man auch besser Fußball gespielt. Für die Spieler ist es genauso, wenn das Stadion voll ist, die Atmosphäre gut ist und es gegen Bayern München geht. Dann muss man die Spieler nicht motivieren." Wer hat's gesagt? Berlins Trainer Pal Dardai.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen