
Die Nothing Ear (2) haben den transparenten Schick von den Vorgängern übernommen.
(Foto: kwe)
Die zweite Generation der kabellosen Ohrhörer Nothing Ear geht an den Start. Sie sehen zwar fast genauso aus wie die Vorgänger, technisch sind sie aber deutlich besser als die Vorgänger. Im Praxistest überzeugen vor allem der starke Klang und neue Anpassungsmöglichkeiten.
Als im Herbst 2021 die Nothing Ear (1) auf den Markt kamen, weckten sie für einen Newcomer durch geschicktes Marketing und ein außergewöhnliches transparentes Design erstaunlich großes Interesse. Mit 100 Euro war ihr Preis zunächst auch fast unschlagbar günstig. Allerdings musste ihn der Hersteller vergangenen Oktober wegen der allgemeinen Kostensteigerungen auf 150 Euro kräftig anheben. Ohne erneute Verteuerung kommen jetzt die Nothing Ear (2) auf den Markt. ntv.de konnte sie sich bereits einstöpseln.
Wasserfest und Druck-Steuerung
Das gelungene Design ist praktisch unverändert geblieben. Man muss schon sehr genau hinsehen, um minimale Unterschiede wie neu platzierte Mikrofone oder fehlende hellgraue Streifen auf weißen Flächen des Ladecase zu erkennen. Nothing hat sich vor allem auf technische Verbesserungen konzentriert.
Eine wichtige Änderung ist, dass die Ohrhörer und das Gehäuse jetzt nach IP55 wasser- und staubgeschützt sind. Die Touch-Steuerung der Vorgänger war zwar gelungen, aber anfällig für Fehleingaben. Deshalb werden die Stöpsel jetzt wie unter anderen Apples Airpods Pro gesteuert, indem man die Stiele mit Daumen und Zeigefinger drückt. Das klappt gut, die Drucktasten reagieren schnell und man kann die Steuerung weitgehend anpassen.
Sehr guter Klang
Nach wie vor sitzen die Ohrhörer sehr bequem und man kann sie problemlos mehrere Stunden tragen. Es ist möglich, in der App zu testen, ob die Silikonaufsätze gut abdichten. Ist das der Fall, hört man einen zu den Vorgängern deutlich verbesserten Klang. Er ist jetzt weniger basslastig und wesentlich neutraler. Die Tiefen sind zwar nach wie vor kräftig und elastisch, aber sie ordnen sich schön definierten Mitten unter. Dazu kommen auch bei hohen Lautstärken angenehme, klare Höhen mit gut hörbaren Details.
Der Klang der 11,6-Millimeter Treiber aus Polyurethan und Graphen wirkt auch luftiger, was einer zweiten Luftkammer zu verdanken sein könnte. Nothing hat prima Arbeit geleistet, insgesamt ist der Ton jetzt auf hohem Niveau.
Ausgezeichnete Anpassung
Dazu bietet die App jetzt eine Klanganpassung an das persönliche Gehör. Dafür macht man einen Test, bei dem zu einem kräftigen Hintergrundrauschen pulsierende Pieptöne in verschiedenen Tonhöhen ein- und ausgeblendet werden. Das Ergebnis ist überzeugend und machte im Praxistest den kleinen Unterschied zwischen gutem und ausgezeichneten Klang aus. Zusätzlich steht ein umfangreicher Equalizer zur Verfügung. 3D-Klang (Spatial Audio) unterstützen die Ohrhörer nicht.
Hat man ein Gerät wie das Nothing Phone (1), das den LHDC-Codec unterstützt, kann man Musik auch höher auflösend genießen. Ansonsten zeichnet sich die Bluetoothverbindung (5.3) durch hohe Stabilität und die Möglichkeit, zwei Quellen gleichzeitig zu verbinden, aus.
Gutes ANC, akzeptable Ausdauer
Nothing hat auch bei der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) eine Schippe draufgelegt. Die Funktion ist jetzt effektiver, vor allem gleichmäßiges Rauschen wie in Zügen oder an verkehrsreichen Straßen wird besser unterdrückt. Die Nothing Ear (2) können in dieser Disziplin zwar nicht ganz mit ANC-Champions wie den Airpods Pro oder den Bose QuietComfort Earbuds II mithalten, aber es ist ausreichend für einen weitgehend ungestörten Musikgenuss.
Nothing bietet auch hier in der App eine persönliche Anpassung, doch der Unterschied ist kaum hörbar. Wirkungsvoller ist das adaptive ANC, bei dem die Geräuschunterdrückung an die Umgebung angepasst wird. Gut ist auch der recht natürlich wirkende Transparenzmodus, der bei Bedarf Außengeräusche verstärkt, um beispielsweise Ansagen zu hören.
Die Ausdauer der Ohrhörer ist etwas besser als die der Vorgänger. Viel mehr als vier Stunden halten die Ohrhörer bei aktiviertem ANC aber auch nicht durch. Das ist okay und vermutlich dem schlanken Design geschuldet, aber etliche Konkurrenten haben deutlich bessere Laufzeiten. Das Case bietet Reserven von rund 18 Stunden (ANC) und lässt sich induktiv aufladen.
Fazit
Die Nothing Ear (2) sind eine gelungene Weiterentwicklung. Der Hersteller hat an den richtigen Schrauben gedreht und vor allem den Klang stark verbessert, der jetzt in der Oberliga mitspielt. Dass die Ohrhörer 3D-Audio nicht unterstützen, ist ein Manko, aber angesichts der Streaming-Realität derzeit noch zu verzeihen. Die aktive Geräuschunterdrückung ist gut, die Ausdauer akzeptabel. Insgesamt bietet so auch die zweite Generation der Nothing Ear für 150 Euro ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.
Quelle: ntv.de