Erstklassige Ohrhörer Die Jabra Elite 10 Gen 2 sind die besten und letzten ihrer Art


Die Jabra Elite 10 Gen 2 sind ausgezeichnete Ohrhörer, aber sie werden keine Nachfolger haben.
(Foto: kwe)
Die neuen Elite 10 gehören mit einem hervorragenden Klang, starker Geräuschunterdrückung, tollen Extras und hohem Tragekomfort zu den besten Bluetooth-Ohrhörern, die man aktuell kaufen kann. Nachfolger werden sie aber nicht haben, Hersteller Jabra gibt die Sparte wegen zu hoher Kosten auf.
Nachdem er seit fast sieben Jahren ganz oben in der Bluetooth-Ohrhörer-Konkurrenz mitgemischt hat, zieht sich Hersteller Jabra aus der Sparte zurück. Die Investitionen seien langfristig "in diesem sehr wettbewerbsintensiven Markt" nicht mehr gerechtfertigt, so die Begründung. Das ist schade, aber das dänische Unternehmen zeigt zum Abschied noch einmal, was seine Entwicklungsabteilung kann. Denn praktisch zeitgleich mit der Pressemitteilung zum Rückzug stellte Jabra mit der zweiten Generation der Elite 10 seine besten Bluetooth-Ohrhörer vor, die das Zeug haben, die Jabra Elite 8 Active von der Spitzenposition bei Stiftung Warentest zu verdrängen.

Verbunden mit einem Bordsystem oder anderen Geräten, kann das Ladecase als Bluetooth-Sender dienen.
(Foto: kwe)
Die nach IP57 vor Staub und Wasser geschützten Stöpsel haben das kompakte Design der Vorgänger übernommen, wodurch sie nicht nur recht unauffällig sind, sondern auch kaum in den Gehörgang eindringen und ausgesprochen bequem zu tragen sind. Ob sie auch sicher sitzen und für besten Klang und effektive aktive Geräuschunterdrückung (ANC) gut abdichten, hängt von passenden Silikon-Aufsätzen ab. Jabra liefert vier verschiedene Größen mit, was normalerweise ausreichend ist.
Ausgezeichneter Klang
Ist dies der Fall, wird man zunächst von einem ausgezeichneten, angenehm neutral abgestimmten Klang belohnt. Die Bässe sind kräftig und haben Tiefgang, übertreiben aber nicht und lassen die Mitten ihren exzellenten Job tun. Dazu kommen glasklare Höhen, die zahlreiche Details liefern, ohne jemals unangenehm zu stechen.
Die neuen Jabra Elite 10 öffnen eine weite Bühne, erst recht, wenn man in der zugehörigen App 3D Sound aktiviert hat. Die Funktion erweitert den Klang auch bei Standard-Material virtuell, was aber nicht mit der Wiedergabe von Dolby-Atmos-Songs vergleichbar ist. Außerdem bieten die Ohrhörer Head-Tracking, wobei die Musik zentriert bleibt, wenn man den Kopf dreht. Der Effekt klappt prima, man muss ihn nur mögen.
Hochauflösende Bluetooth-Codecs unterstützen die Ohrhörer nicht. Allerdings beherrscht das Ladecase den neuen Bluetooth-Standard LE Audio, womit immerhin Übertragungen in LCR-Qualität möglich sind. Das heißt, die Box wird zum Bluetooth-Sender, wenn sie über das mitgelieferte USB-C-Kabel mit Klinkenstecker-Adapter beispielsweise an ein Unterhaltungssystem im Flugzeug oder einen Fernseher angeschlossen wird. Das hat im Test problemlos und erfreulicherweise auch ohne wahrnehmbare Verzögerung funktioniert. Die Bluetooth-Verbindung ist sehr stabil, auch über größere Distanzen.
Starke adaptive Geräuschunterdrückung
Die aktive Geräuschunterdrückung ist ebenfalls ein starkes Stück. Sie passt sich automatisch an die Umgebung an, woran man in der App auch nichts ändern kann. Das ist aber kein Problem, denn das adaptive ANC arbeitet mit einem geringen Eigenrauschen sehr effektiv. Das trifft vor allem auf tiefere Frequenzen zu, bei höheren filtern die Jabra Elite 10 nicht ganz so gut wie die Klassenbesten. Das hört man beispielsweise im Straßenverkehr, wo es aber ohnehin nicht schlecht ist, mitzubekommen, was um einen herum los ist.
Top sind eine optional aktivierbare Reduzierung von Windgeräuschen sowie eine ausgezeichnete Geräuschunterdrückung bei Telefonaten. Nicht selbstverständlich ist außerdem, dass man seine eigenen Schritte beim Gehen nicht verstärkt hört.
Möchte man ganz genau hören, was passiert, bieten die Ohrhörer einen guten Transparenzmodus. Er klingt recht natürlich, kann in vier Stufen geregelt werden und rauscht auch bei höchster Intensität nur wenig.
Vorbildliche Steuerung, gute Ausdauer
Zwischen ANC und Transparenzmodus oder Wiedergabe ohne Effekt wechselt man ganz einfach über einen Druck auf den linken Ohrhörer. Die anpassbare Steuerung mit physischen Tasten hat Jabra zum Glück beibehalten. Sie ist unkompliziert und präzise. Mit den Voreinstellungen regelt man alle Funktionen bei Wiedergabe und Telefonaten mit ein- oder zweimal drücken. Die Lautstärke ändert man, indem man lange auf die linke oder rechte Seite drückt. Dazu kommt eine zuverlässige Trageerkennung. Das heißt, die Wiedergabe pausiert automatisch, wenn man einen oder beide Ohrhörer herausnimmt.
Auch die zugehörige App ist Jabra gelungen, obwohl sie an der einen oder anderen Stelle etwas unübersichtlich ist. Sie bietet unter anderem einen Equalizer mit Voreinstellungen und individuellen Anpassungen sowie die Möglichkeit, angenehme Geräusche abzuspielen, wenn man ohne Musik entspannen möchte. Dabei werden verschiedene Geschmäcker bedient, vom Ventilator über singende Vögel bis zum belebten Platz ist alles dabei.
Die Ausdauer der Ohrhörer reicht für ein ausgedehntes Nickerchen aus. Mit aktiviertem ANC schaffen sie laut Hersteller um die sechs Stunden, ohne bis zu acht Stunden. Das Ladecase soll Reserven für bis zu 21 oder 28 Stunden haben. Der Praxistest hat die Angaben ungefähr bestätigt, die Stöpsel halten bei moderater Lautstärke eher etwas länger durch.
Fazit
Die Jabra Elite 10 Gen 2 gehören ganz sicher zu den besten aktuellen Bluetooth-Ohrhörern, als Gesamtpaket sind sie vielleicht sogar die Nummer 1. Die Qualität hat mit rund 280 Euro allerdings einen hohen Preis. Wer bereit ist, ihn zu bezahlen, muss trotz des Rückzugs des Unternehmens aus der Sparte nicht befürchten, keine Updates für die Ohrhörer zu erhalten. Der Mutterkonzern GN beteuert, seine Kunden noch "mehrere Jahre" zu betreuen.
Quelle: ntv.de