Pilotprojekte von Vodafone und O2 Jetzt kommt das 4,5G-Netz
22.07.2016, 10:04 Uhr
Mit 4,5G sind Übertragungsraten von deutlich mehr als 300 Megabit pro Sekunde möglich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vodafone startet die erste Basisstation, die Mobilfunk im neuen Standard 4,5G überträgt. Es ist eine Brückentechnologie zum ultraschnellen 5G und bietet bereits viel rasantere Verbindungen als LTE. Auch O2 steht in den Startlöchern.
Vodafone hat die nach eigenen Angaben schnellste Mobilfunkstation Deutschlands in Betrieb genommen. Die Anlage steht nahe dem Flughafen Hannover. Sie erreicht über die Bündelung dreier Datenbänder ein Übertragungstempo von bis zu 375 Megabit pro Sekunde und bildet damit als Standard 4.5G eine Etappe zum Tempo-Zukunftsstandard 5G. Diese fünfte Generation des Mobilfunks wird die bisher aktuelle 4G-Technologie (LTE) ablösen und soll um 2020 kommen.
Bisher zwei Smartphones kompatibel
"Wir sind die Ersten in Deutschland, die 4.5G anbieten. Das ist für uns ein riesiger Sprung nach vorne", sagte Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter und versprach einen zügigen bundesweiten Ausbau ähnlicher Anlagen. In den nächsten sechs Monaten sollen hierzulande fünf bis zehn Prozent der Vodafone-Nutzer die 4.5-Anlagen theoretisch nutzen können - allerdings wird der LTE-Turbo vorerst nur von Samsungs Smartphone-Topmodellen Galaxy S7 und S7 Edge nach einem Update unterstützt. 4.5-taugliche Endgeräte anderer Hersteller sollen folgen.
Bei seinem 4.5G-Projekt arbeitet Vodafone mit dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei zusammen. Nach Angaben des Düsseldorfer Telekommunikationskonzerns lässt sich mit der Spitzengeschwindigkeit 375 Megabit pro Sekunde ein Musikalbum von 600 Megabyte in nur 16 Sekunden herunterladen. Die Pokémon-Go-App (60MB) sei in rund einer Sekunde aufgespielt. Das Tempo hängt aber auch von Faktoren wie Empfang oder Nutzeraufkommen ab. Wenn viele Anwender eine Funkzelle teilen, sinkt die Übertragungsgeschwindigkeit.
O2 spannt 4,5G-Netz in München, Telekom forscht in Berlin
Auch Vodafone-Konkurrent O2 arbeitet mit Huawei beim 4,5G-Ausbau zusammen. Der Provider hat ein Pilotnetz in Münchener Norden rund um das Olympiagelände aufgebaut, das allerdings noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Geplant ist ein Start im kommenden Jahr. In Tests seien Übertragungsraten bis zu 400 Megabit pro Sekunde erreicht worden, teilt das Unternehmen mit. Höhere Geschwindigkeiten würden angepeilt.
Die Deutsche Telekom setzt direkt auf 5G, mit dem theoretisch Übertragungen mit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde möglich sein sollen. Das Bonner Unternehmen will in Berlin ein Test-Netz aufspannen, das bis 2020 zu einer "intelligenten Kommunikationsinfrastruktur" ausgebaut werden soll. In Japan soll 5G zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio flächendeckend eingeführt werden. Laut Ametsreiter arbeitet auch Vodafone schon seit Jahren an 5G. Es laufe etwa eine Kooperation mit Wissenschaftlern in Dresden, zudem trieben 600 eigene Mitarbeiter den Trend voran. Vieles sei aber noch im Fluss, etwa in der Technik, die 5G einmal zugrunde liegen soll. "Die Standardisierung ist ja noch nicht passiert", sagte Ametsreiter.
Quelle: ntv.de, kwe/dpa