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Monokulturen im Südsee-Paradies Anbau von Kokosnusspalmen verdrängt Laubbäume

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Kokosnusspalmen gehören für viele zum Bild vom Südsee-Paradies dazu. Doch für das Ökosystem ist der Anbau dieser Palmen gefährlich.

Kokosnusspalmen gehören für viele zum Bild vom Südsee-Paradies dazu. Doch für das Ökosystem ist der Anbau dieser Palmen gefährlich.

(Foto: IMAGO/imagebroker)

Kokosnussplantagen bedecken inzwischen mehr als die Hälfte der Wälder auf pazifischen Atollen. Das zeigen Auswertungen von Hunderten Satellitenbildern. Doch die Ausbreitung der Palmen führt zu dramatischen Folgen für Flora und Fauna.

Dass im Dienste der Forstwirtschaft zahlreiche Mischwälder in Deutschland monotonen Nadelbaumplantagen wichen, ist weithin bekannt. Kaum geläufig dürfte hingegen sein, dass traumhaft palmenumkränzte Südseestrände einst oft ganz anders aussahen und die so hübsch anzuschauenden Veränderungen schlimme Folgen für die Natur hatten und haben.

Kokosnusspalmen sind in den Tropen zwar weitverbreitet und bilden seit Jahrhunderten die Grundlage für das Leben und die Kultur der Menschen der mehr als 250 Atolle im Pazifischen Ozean, wie es von den Forschenden in der Fachzeitschrift "Environmental Research Letters" heißt. Das Interesse westlicher Märkte an Kokosnussöl habe aber von lokal begrenzten Mischkulturen zu inselweiten Monokulturen dieser Palmenart geführt, erläutert das Team um Michael Burnett von der University of California in Santa Barbara (UCSB) nach der Auswertung auf hunderten Satellitenbildern basierender Vegetationskarten.

Kokospalmen (Cocos nucifera) beherrschen demnach nach zwei Jahrhunderten Plantagenwirtschaft inzwischen mehr als die Hälfte der Wälder. Früher weit verbreitete einheimische Laubbäume wie Pisonie, Cordia und Samtblatt seien durch Abholzung und Brandrodung beseitigt worden und heute nur noch auf kleine Bruchteile ihres natürlichen Verbreitungsgebiets beschränkt.

Lebensraum und Bodenbildung

Das hatte Folgen für die Natur - auf den Lebensraum von Wildtieren, den Nährstoffkreislauf und die Bodenbildung, wie das Team um Burnett erläutert. Seevögel wie die Rotfußtölpel zum Beispiel nisten nicht in Kokospalmen. Folgen seien schwindende Seevogelbestände und weniger Nährstoffe aus Exkrementen für das jeweilige Atoll. Kokosnuss-Monokulturen gingen zudem mit einer Erschöpfung des Grundwassers, Küstenerosion und negativen Auswirkungen auf angrenzende Korallenriffe einher.

Ein Rotfußtölpel: Diese Art nistet nicht in Kokospalmen.

Ein Rotfußtölpel: Diese Art nistet nicht in Kokospalmen.

(Foto: IMAGO/SuperStock)

Der Verlust einzigartiger Ökosysteme auf pazifischen Atollen sei atemberaubend, heißt es von den Forschenden weiter. Er übertreffe - das relative Ausmaß betrachtet - sogar die Abholzungsrate durch die Ölpalmenproduktion in anderen Teilen der Welt. So seien beispielsweise bis 2015 knapp 11 Prozent der Landfläche Borneos in Ölpalmen-Monokulturen umgewandelt worden. Kokospalmen bedeckten inzwischen fast 60 Prozent der gesamten Waldfläche der kartierten Atolle und fast ein Viertel ihrer gesamten Landfläche. Etwa die Hälfte der Kokospalmen stünden dabei in Monokulturen.

Verlassen und überwuchert

Historische Angaben zur ursprünglichen Bewaldung gibt es kaum. Der Vergleich zwischen Atollen, deren Klima für Kokospalmen gleichermaßen geeignet ist, zeige aber, dass der Anteil der Kokospalmen auf Atollen mit Kokosnuss-Export um gut 32 Prozentpunkte höher liegt als bei plantagenlosen Inseln.

In den letzten Jahren seien viele der Plantagen aufgegeben worden, erläutern die Forschenden auch. Das biete bisher ungenutztes Potenzial für die Wiederherstellung von Ökosystemen. Von allein verschwänden die konkurrenzstarken Palmen nicht wieder: Selbst auf Atollen, auf denen Anbau und Ernte vor Jahrzehnten eingestellt wurden, bestünden ehemalige Kokosnuss-Plantagen weiter und verdrängten andere Vegetation.

"Kokosnussöl war früher für die Wirtschaft der Atolle unverzichtbar, aber heute sind die meisten Kokosnusspalmenplantagen verlassen und überwuchert", sagte Burnett. "Angesichts der zunehmenden Klimabedrohungen für die pazifischen Atolle ist es von entscheidender Bedeutung, herauszufinden, wo diese aufgegebenen Plantagen kritische Land- und Wasserressourcen verbrauchen und wo es Möglichkeiten gibt, die ursprünglichen Wälder zum Nutzen der Inseln und der Inselbewohner wiederherzustellen."

Quelle: ntv.de, Annett Stein, dpa

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