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Platzhalter in der Brusthöhle Ärzte retten 35-Jährigem mit Brustimplantaten das Leben

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Dr. Ankit Bharat und Davey Bauer freuen sich gemeinsam.

Dr. Ankit Bharat und Davey Bauer freuen sich gemeinsam.

(Foto: Northwestern Memorial Hospital)

Mediziner und Medizinerinnen in den USA gewinnen den buchstäblichen Wettlauf mit der Zeit. Sie retten einem jungen Mann das Leben, indem sie völlig neue Wege gehen und Brustimplantate anstelle der Lungenflügel einsetzen – ein Fallbericht.

Ärztinnen und Ärzte haben durch den Einsatz von Brustimplantaten das Leben eines Mannes gerettet, dessen Lungen wahrscheinlich durch multiresistente Keime infiziert waren und deshalb komplett entfernt werden mussten. Die Chirurginnen und Chirurgen des Northwestern Memorial Hospitals in Chicago, Illionois wendeten das von ihnen neu entwickelte Verfahren im Mai 2023 erstmals bei ihrem Patienten an. Sie sehen darin auch für andere Menschen eine lebensrettende Zukunft: "Ich denke, es (das neue Verfahren - Anmerk. d. Red.) wird vielen Patienten, die keine andere Wahl haben, viele Türen öffnen", sagte Ankit Bharat, Chefarzt der Thoraxchirurgie in einer Mitteilung des Krankenhauses dazu.

Doch was ist passiert? David "Davey" Bauer fühlt sich im April dieses Jahres schlecht. Schnell verschlimmert sich sein Zustand. Er bekommt Atemnot und stellt sich in einem Krankenhaus in St. Louis vor. Dort wird bei ihm Influenza A nachgewiesen. Doch damit nicht genug. Beide Lungenflügel des Mannes sind durch eine weitere Infektion, bei der offenbar keine Antibiotika hilft, stark geschädigt. Bauer ist in einem schlechten Zustand. Das behandelnde Team entschließt sich deshalb, den Mann an eine ECMO, also einer Maschine, die die Funktion der Lunge außerhalb des Körpers übernimmt, anzuschließen. Die Ärzte wollen dem Mann so Zeit verschaffen, damit sich sein Zustand verbessert und er schließlich durch eine Lungentransplantation gerettet werden kann.

Lungen sind nicht zu retten

Beide Lungenflügel des Mannes waren durch die Infektion so stark geschädigt, dass sie nicht gerettet werden konnten.

Beide Lungenflügel des Mannes waren durch die Infektion so stark geschädigt, dass sie nicht gerettet werden konnten.

(Foto: Northwestern Memorial Hospital)

Doch "Daveys Lungen sind so stark infiziert, dass sie anfingen, sich zu verflüssigen. Wenn man sich sein Röntgenbild ansah, war nichts mehr zu sehen…", erinnert sich Rade Tomic, Pneumologe und Leiter des Lungentransplantationsprogramms des Northwestern Medicine Canning Thoraric Institutes. Eine Transplantation hätte der 35-Jährige wegen seines Zustandes nicht überlebt. Gleichzeitig war dem behandelnden Team auch klar, dass die infizierten Lungenflügel schnellstmöglich aus dem Körper des Mannes entfernt werden müssten. "Für uns war das Neuland, aber unser Team wusste, wenn wir Davey nicht helfen können, kann es niemand anderes", wird Tomic weiter zitiert.

Das Team entwickelt schnell eine Strategie, um das Leben des Patienten zu retten. Es entschied sich dafür, eine "künstliche Lunge" zu konstruieren, die die Arbeit der Lungen übernehmen kann. Statt der Lungenflügel sollten Brustimplantate in die Brusthöhle des Patienten gesetzt werden. Diese sollten gewährleisten, dass das Herz des Patienten auch ohne Lungen an seinem Platz bleiben würde. Zuvor wurden die operierenden Ärzte von Kollegen der plastischen Chirurgie zu den passenden Implantaten beraten.

Schnelle Wirkung erkennbar

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Die außergewöhnliche und unkonventionelle Vorgehensweise zeigte Wirkung. Bereits einen Tag nachdem die infizierten Lungen entnommen worden waren, verbesserte sich der Zustand des Patienten so rasant, dass er als Empfänger für Spenderorgane registriert werden konnte. Einen weiteren Tag später wurde ein passendes Spenderorgan gefunden. In der Operation am 28. Mai wurden die Implantate wieder entfernt und die Spenderlunge transplantiert.

Der Patient musste sich mehrere Monate nach der Transplantation auf der Intensivstation erholen und konnte Ende September aus dem Krankenhaus entlassen werden. Bis zu seiner Erkrankung war David "Davey" Bauer ein gesunder, junger, aktiver Mann aus Mossouri. Er arbeitete im Landschaftsbau und fuhr gerne Skate- und Snowboard. Davey war zuvor nie ernsthaft krank gewesen. Er begann im Alter von 21 Jahren mit dem Rauchen und rauchte normalerweise eine Packung Zigaretten pro Tag, bis er 2014 auf das Dampfen umstieg. "Dampfen fühlte sich besser an und ich dachte, es wäre die gesündere Alternative, aber ehrlich gesagt fand ich es süchtig machender als Zigaretten", sagte Bauer, der auch noch im kommenden Jahr von seinem Transplantationsteam in Chicago überwacht wird.

Quelle: ntv.de, jaz

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