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Welche Regionen sind betroffen? Extreme Wasserknappheit: Milliarden Liter könnten bald fehlen

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Wasserreservoir Gorg Blau im Tramuntana-Gebirge auf Mallorca (Bild vom 18. September 2025).

Wasserreservoir Gorg Blau im Tramuntana-Gebirge auf Mallorca (Bild vom 18. September 2025).

(Foto: picture alliance/dpa)

Wie steht es mit der weltweiten Wasserversorgung? Ein Forscherteam berechnet, wann es in welcher Weltregion mit einer fast 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit zu einer "Stunde-Null-Dürre" kommt. Demnach könnten Millionen Menschen schon bald von extremer Wasserknappheit betroffen sein.

In den kommenden 15 Jahren könnte es im Zuge des Klimawandels vor allem in Städten bestimmter Weltregionen zu extremer Wasserknappheit kommen. Zu diesen Regionen zählen vor allem der Mittelmeerraum, der Süden Afrikas und Teile Nordamerikas.

Bis zum Jahr 2100 könnten 750 Millionen Menschen, davon 470 in Städten, von extremer Wasserknappheit betroffen sein. Über diese Prognose berichten Vecchia Ravinandrasana und Christian Franzke von der Pusan National University in Busan (Südkorea) im Fachmagazin "Nature Communications".

Extremfall Stunde-Null-Dürre

Die Analysen stützen sich auf 100 Simulationen mit aktuellen Klimamodellen. Die Forscher zielten auf die Berechnung einer hohen Wahrscheinlichkeit (mehr als 99 Prozent), wann es in einer Region zum ersten Mal zu einer "Stunde-Null-Dürre" ("day zero drought") kommt. Dieser Begriff wurde 2018 geprägt, als die Stadt Kapstadt in Südafrika einen Wasserrationierungsplan vorlegte für den Fall, dass die Wasserreserven in den Reservoirs im Laufe des Jahres aufgebraucht sein würden. Weil 2018 doch wieder mehr Regen fiel, musste der Plan nicht umgesetzt werden. Doch Ravinandrasana und Franzke gehen davon aus, dass es in dürreanfälligen Regionen früher oder später zu einer solchen Stunde-Null-Dürre kommen wird.

Eine Stunde-Null-Dürre sehen die Wissenschaftler als extremes Ereignis an, bei dem mehrere Faktoren über einen längeren Zeitraum zusammenkommen: geringe Niederschlagsmengen und hohe Verdunstung, geringe Wassermengen in Flüssen, nicht angepasste Wasserentnahmen durch den Menschen. Diese Faktoren bezogen die Studienautoren durch Indizes mit Schwellenwerten in die Berechnungen ein, außerdem einen Index, der sich auf die Zeit bis zum Austrocknen von Stauseen bezieht. Dann führten sie die Simulationen in einem Szenario mit mäßigem Treibhausgasausstoß bis 2100 (im Fachjargon SSP2-4.5) und mit hohen Emissionen (SSP3-7.0) durch.

Hunderte Millionen Menschen in beiden Szenarien betroffen

Bei hohen Treibhausgasemissionen erbrachten die Simulationen, dass in 35 Prozent aller Regionen mit einem großen Risiko für Dürren bereits innerhalb der kommenden 15 Jahre eine Stunde-Null-Dürre auftreten wird. Betroffen sein werden der Süden Afrikas, Teile Nordamerikas (darunter Kalifornien und Texas) und der gesamte Mittelmeerraum, wobei in Nordafrika auch Regionen weit ab von der Küste in Mitleidenschaft gezogen werden.

Doch selbst bei niedrigeren Emissionen können die Forscher keine Entwarnung geben. "Selbst wenn wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen, werden Hunderte Millionen Menschen weiterhin mit beispielloser Wasserknappheit konfrontiert sein", wird Ravinandrasana in einer Mitteilung ihrer Universität zitiert.

Als besonders gravierend sehen die Wissenschaftler den Umstand an, dass die vorhandenen Wasserspeicher in den Ländern rund ums Mittelmeer schon bald nicht mehr ausreichen werden. "Unseren Berechnungen zufolge könnten aufgrund der zunehmenden Schwere des hydrologischen Stresses 14 Prozent der großen Wasserreservoirs bereits während ihrer ersten Stunde-Null-Dürre-Ereignisse austrocknen, mit schwerwiegenden Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Menschen", sagt Franzke.

Gefährdete Wasserspeicher sind vor allem in Spanien, Griechenland, Türkei, Algerien und Marokko vorhanden. Die Studienautoren fordern Maßnahmen, um diesen Gefährdungen vorzubeugen.

"Eine wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass in den Hotspots dieser Extremdürren, beispielsweise im Mittelmeerraum oder im südlichen Afrika, die Erholungsphasen zwischen den Dürren kürzer werden als die Dürren selbst", sagte Rike Becker vom Imperial College London. Das bedeute, dass immer weniger Zeit bleibt, um Wasserspeicher wieder zu füllen, und dies sollte in zukünftigen Wasserspeicher- und Wasserversorgungspläne berücksichtigt werden, betonte Becker. Neben Wassereinsparungen könnten Regenwassernutzung, Wasserwiederverwertung, Ausbau der Speichermöglichkeiten und Verbesserung der Wassernutzungseffizienz Maßnahmen sein, um die Wasserversorgung zu sichern.

Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa

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