KI analysiert Emotionen Fröhlichste und traurigste Hymne der Welt ermittelt
09.09.2025, 18:41 Uhr Artikel anhören
Nationalhymnen werden oft als musikalischer Gegenpart der Nationalflagge gesehen.
(Foto: IMAGO/Pond5 Images)
Nationalhymnen gehören zu jedem Land wie seine Flagge. Forscher untersuchen nun, welche Emotionen die Lieder jeweils transportieren - und was das über die jeweiligen Länder aussagt.
Was sagt eine Nationalhymne über das Land und seine Bevölkerung aus? Ein Forschungsteam um Petri Toiviainen von der Universität im finnischen Jyväskylä hat die emotionalen Eigenschaften von 176 Nationalhymnen mithilfe Künstlicher Intelligenz analysiert. In der in den "Scientific Reports" veröffentlichten Studie beschreiben die Forscher, welche musikalischen Merkmale der Hymnen mit Gefühlen wie Glück, Traurigkeit, Angst und Aufregung in Zusammenhang stehen.
Nationalhymnen spiegeln laut den Autoren die Identität und den Charakter einer Nation wider, einschließlich ihrer Stimmung, Bestrebungen und Ziele. Die Hauptfunktion von Hymnen bestehe darin, die innere Einheit einer Nation und ihre äußere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen.
Globales Muster identifiziert
Mithilfe der KI-Analyse stellte das Team ein bestimmtes globales Muster bei den Emotionen fest: Hymnen aus Ländern, die näher am Äquator liegen, zeigen demnach eher ein höheres Maß an Aufgeladenheit, während diejenigen, die weiter vom Äquator entfernt sind, tendenziell trauriger sind. Auch gebe es Unterschiede zwischen Kontinenten, so die Autoren: So seien Hymnen aus Nord- und Südamerika im Allgemeinen spannungsgeladener und weniger positiv als diejenigen aus anderen Regionen.
Die deutsche Nationalhymne hat im internationalen Vergleich eine eher neutrale Grundstimmung, weder besonders fröhlich noch besonders traurig, wie aus den Daten hervorgeht. Als besonders fröhlich hingegen wird die chinesische Hymne von der KI charakterisiert. Als die weltweit traurigsten Hymnen werden jene von Japan, Israel und Liechtenstein eingestuft. Während auch bei der Emotion Angst die deutsche Hymne im Mittelfeld verortet wird, stechen jene aus Katar und Jamaika hervor. "Traurigkeit steigt in östlicher Richtung an, während Angst in Richtung Westen zunimmt", schreiben die Autoren.
Mehr Energie in hierarchischen Kulturen
Die Studie fand auch Zusammenhänge zwischen kulturellen Dimensionen und den mit der Hymne verbundenen Emotionen: Hierarchische Kulturen mit einer hohen Machtdistanz hatten energiegeladenere Hymnen, während individualistische Kulturen Hymnen hatten, die zarter und weniger spannungsgeladen waren.
"Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Nationalhymnen sowohl geografische als auch kulturelle Merkmale von Nationen in ihrem musikalischen Ausdruck widerspiegeln", so Studienleiter Toiviainen laut einer Mitteilung der Universität. Als Nächstes wäre es interessant, zu untersuchen, wie Menschen ihre eigene Nationalhymne erleben oder wie der Zeitpunkt ihrer Komposition ihren emotionalen Gehalt beeinflusste.
Wissenschaftler hatten Nationalhymnen in der Vergangenheit schon auf unterschiedliche Weise untersucht. Dabei ging es etwa um den Inhalt: Eine Studie unterteilte Hymnen in Ehren-/Huldigungs- auf der einen und Revolutionshymnen auf der anderen Seite. Lyrische Analysen ergaben zudem, dass häufige Themen von Hymnentexten die Herkunft und Vorfahren, Heimat, Schönheit, Einheit, Sieg und Freiheit sind.
Quelle: ntv.de, kst