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Symptome wie beim Infarkt Gebrochenes Herz macht krank

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Ein gebrochenes Herz kann körperliche Schmerzen bereiten.

(Foto: imago/UIG)

Am Valentinstag wird nicht nur geliebt, sondern auch gestritten. Da kann es schnell zu einem gebrochenen Herzen kommen. Diesen Zustand sollte man nicht unterschätzen. Die körperlichen Symptome ähneln einem Herzinfarkt.

Am Valentinstag verlassen zu werden oder allein zu sein, tut besonders weh. Blumenläden haben Hochsaison, Juweliere hoffen auf gute Geschäfte, rote Herzen prangen überall. Diejenigen, die Single und unglücklich damit sind, leiden jetzt besonders. Was nach Melancholie klingt, kann schnell zum Krankheitsbild werden. Mit dem Broken-Heart-Syndrom befassen sich Kardiologen seit Anfang der 1990er-Jahre. Die sogenannte Stress-Kardiomyopathie kann bei schweren Verlusten, Trennungen und psychischer Belastung auftreten, berichtet Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See.

Rat und Nothilfe
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222 oder 116-123, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111; Mo-Sa von 14 bis 20 Uhr)
  • Auf den Seiten der Deutschen Depressionshilfe sind Listen mit regionalen Krisendiensten und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige, um die Situation und die Versorgung Depressiver zu verbessern. Sie bieten Depressiven ein E-Mail-Beratung als Orientierungshilfe an.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Die Erkrankung geht mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Infarkt: Das Herz krampft, die Brust schmerzt. Allerdings ist die Ursache keine verschlossene Ader, sondern eine stressbedingte Verengung der Herzkranzgefäße und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels. "Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil plötzlich die ganze Lebensgrundlage entzogen ist", sagt Pache. Allerdings kann das Syndrom auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die ihrerseits psychischen Stress verursachen. In einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar. In der Regel heilt ein gebrochenes Herz ohne Folgen aus.

Zunächst war das Gebrochene-Herz-Syndrom vor allem bei älteren Frauen festgestellt worden, die ihren Partner verloren hatten. Mediziner in Japan, die das Phänomen als erste beschrieben, nannten es Takotsubo, weil die Form der linken Herzkammer an die gleichnamigen Tintenfischfallen erinnert. Inzwischen wurden in einem internationalen Register 1700 Fälle gesammelt, um das eher seltene Phänomen besser zu verstehen. Psychischer Stress wie Trennung oder Mobbing können auch den Blutdruck nach oben treiben. "Das sind extreme psychische Belastungen, die ganz gewaltige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben", sagt Pache. Menschen mit Liebeskummer berichten oft von Schmerzen in der Herzgegend, auch wenn sie meist ohne medizinische Hilfe auskommen.

Liebeskummer beeinträchtigt Körper enorm

Verspannungen, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein geschwächtes Immunsystem - Liebeskummer kann den Körper gewaltig beinträchtigen, wie Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, erläutert. Experimente in den USA hätten gezeigt, dass seelischer Schmerz und soziale Zurückweisung im Gehirn ähnliche Regionen aktivieren wie körperlicher Schmerz, sagt Hauth.

"Es gibt einige wenige Studien, die die seelische Verarbeitung von Liebeskummer mit funktioneller Kernspintomographie darstellen", sagt die Ärztliche Direktorin am Zentrum für Psychiatrie des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus in Berlin. Obwohl fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Trennung, Schmerz und unerfüllte Liebe durchleidet: "Der Liebeskummer an sich ist wissenschaftlich relativ schlecht untersucht." Langzeitfolgen sind schwer nachweisbar.

Bei Konzentrationsmangel, Depression oder gar Selbstmordgedanken sollten Betroffene laut Hauth einen Therapeuten oder Psychiater zu Rate ziehen. Kaum belegbar, aber häufig beobachtet: Gerade am Valentinstag gibt es - wie zu Weihnachten - Experten zufolge besonders oft Knatsch und Beziehungskrisen. "An Tagen, an denen hohe Erwartungen bestehen an die Einfühlung und das Aufeinandereingehen, kommt es natürlich leichter zur Differenz - gerade wenn die Beziehung schon vorher problematisch war", sagt Hauth.

Quelle: ntv.de, lsc/dpa

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