Studie lokalisiert Gedächtnislücken Kopfbälle machen sofort balla-balla
27.10.2016, 16:40 Uhr
Bekannt für seine wuchtigen Kopfbälle: Critiano Ronaldo.
Kopfbälle sind in Verruf geraten. Es kursieren Geschichten über Impotenz, Demenz und sogar über erhöhtes Suizid-Risiko. Wissenschaftler warnen schon lange: Kopfbälle können das Gehirn auf Dauer schädigen. Doch das ist noch nicht alles.
Flanke, Kopfball, Tor: Der Kopfball ist elementarer Bestandteil des Fußballs. Er gehört zum Standard-Repertoire eines jeden Spielers, egal ob er bei den Bayern oder in irgendeiner Kreisliga-Mannschaft kickt. Doch im Extremfall prallt das harte Leder mit 100 Stundenkilometern auf den menschlichen Schädel ein. Mit ungesunden Nebenwirkungen. Wissenschaftler warnen schon lange: Kopfbälle können das Gehirn langfristig schädigen.
Doch das ist noch nicht alles, wie Forscher der University of Stirling in Schottland in einer neuen Studie zeigen. Demzufolge hat das Zusammentreffen von Kopf und Ball auch unmittelbare Folgen. Er verändert augenblicklich die Funktionsweise des Gehirns, heißt es.
Für die Untersuchung ließen die Forscher um Neurologin Magdalena Ietswaart Fußballspieler 20 Kopfbälle ausführen. Dabei nutzten sie eine Ballmaschine, um das Tempo und die Kraft eines Eckballs zu simulieren. Davor und unmittelbar danach testeten sie die Gehirnfunktionen und das Gedächtnis der Probanden.
Erst nach 24 Stunden wieder normal
Die Wissenschaftler stellten unmittelbare und messbare Veränderungen der Hirnfunktion fest. Im Gedächtnistest zeigten die Kopfballspieler demnach eine um 41 bis 67 Prozent reduzierte Leistung. Zwar sei der Effekt nur vorübergehend gewesen und die Leistungsfähigkeit des Gehirn habe sich nach 24 Stunden normalisiert, wie Ietswaart und ihre Kollegen im Fachjournal "EBioMedicine" berichten, doch sie beweisen, dass das Denkorgan eines Spielers direkt nach einem Kopfball eingeschränkter ist.
Die Forscher sind sich sicher, dass die beobachteten Veränderungen zu Langzeitfolgen führen können – "vor allem, wenn sie immer wieder passieren", befürchtet die Neurologin. "Sportorganisationen und die Öffentlichkeit haben nun zum ersten Mal einen klaren Beweis, welche Risiken die wiederholten Stöße beim Kopfball bergen", ergänzt ihr Kollege Angus Hunter.
Kopfbälle sind schon länger medizinisch umstritten. In den vergangenen Jahren erschienen verschiedene Studien, die einen Zusammenhang zwischen intensivem Kopfballspiel, Hirnveränderungen und kognitiven Defiziten andeuten: So analysierten zum Beispiel Forscher der New Yorker Yeshiva Universität in einer Studie unnormale weiße Stellen im Gehirn von Fußballern, die jeweils mehr als 885 Bälle im Jahr köpfen. Diese Spieler schnitten bei kognitiven Tests schlechter ab als Spieler, die seltener köpften.
Auch ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hatte in den Gehirnen von Profifußballern im Vergleich zu Leistungsschwimmern großflächigere Veränderungen in der weißen Substanz entdeckt, die für die Nervenkommunikation bedeutsam ist. Bedenkliche Werte entstanden durchweg bei Probanden, die für die vorherigen zwölf Monate mehr als 2000 Kopfbälle angegeben hatten.
Quelle: ntv.de, dsi