480 Millionen Jahre alter Riese Krillfressender Urzeitgigant entdeckt
11.03.2015, 19:32 Uhr
Können Sie die Verwandschaft des Aegirocassis benmoulae mit heutigen Insekten, Krebs- und Spinnentieren noch erkennen?
(Foto: dpa)
Das Urmeer wurde von blutrünstigen Räubern beherrscht. Doch anders als angenommen, mangelte es auch damals nicht an Vielfältigkeit. So gab es auch Tiere, deren kulinarische Vorlieben denen heutiger Wale ganz ähnlich waren.
Schon in den Meeren der Urzeit gab es Unterseeriesen, die sich nur von Krill ernährten und tonnenweise Kleinstlebewesen aus dem Meereswasser filterten. Im Fachmagazin "Nature" stellen Forscher das Fossil eines Exemplars vor, das es auf eine Länge von etwa zwei Metern brachte. Das Tier gehört zu den sogenannten Anomalocarididae und ist ein früher Verwandter der heutigen Gliederfüßer, zu denen unter anderem Insekten, Krebs- und Spinnentiere gehören.

Gab es auch schon vor 480 Millionen Jahren: Große Meerestiere, die sich nur von Kleinstorganismen ernährten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Aegirocassis benmoulae, so der Name der Spezies, lebte im Ordovizium, das vor etwa 485 Millionen Jahren begann und vor gut 443 Millionen Jahren endete. Seine Überreste wurden im heutigen Marokko entdeckt. Das Tier besaß unterhalb seines Kopfes einen Anhang, mit dem es Nahrung aus dem Wasser filterte. Viele Anomalocarididae, wörtlich übersetzt heißt das "ungewöhnliche Garnelen", waren Räuber. Filtrierer sind zwar bekannt, aber nicht in dieser Größe, schreiben die Wissenschaftler um Peter Van Roy von der Yale University in New Haven, Conneticut.
Interessant war für die Forscher auch der Rumpf, über dessen Bau zuvor wenig bekannt war. Er besteht aus Segmenten, von denen jedes seitlich ein Paar lappenförmiger Fortsätze trägt. Die unteren Lappen wiesen Übereinstimmungen mit den beinähnlichen Fortsätzen anderer Animalocarididae und den Beinen einiger heutiger Arthropoden auf, schreiben die Forscher. Sie dienten der Fortbewegung im Wasser. An den oberen Lappen befanden sich spezielle Strukturen, die an Kiemenlappen erinnern.
Einige konnten sogar sehen
Im Zuge der kambrischen Explosion, die das fast gleichzeitige Auftauchen von Vertretern fast aller heutigen Tierstämme beschreibt, entwickelten sich komplexe planktische Ökosysteme, schreiben die Wissenschaftler. Im darauffolgenden Ordovizium konnten sich dann gigantische Filtrierer wie A. benmoulae entwickeln.
Sie gehörten damals zu den größten Lebewesen der Erde. Am Mund trugen die Tiere Greifarme, mit denen sie wohl Beute packen konnten. Und zumindest einige von ihnen hatten ein ausgezeichnetes Sehvermögen: Wissenschaftler berichteten 2011 von der Entdeckung eines 515 Millionen Jahre alten Exemplars mit zwei bis drei Zentimeter großen Augen. Sie bestanden aus mehr als 16.000 Linsen und gehören damit zu den größten und schärfsten Augen, die es je gegeben hat, berichteten die Forscher in "Nature".
Aegirocassis benmoulae blieb in der Erdgeschichte nicht das einzige gewaltige Tier, das seinen Nahrungsunterhalt über gefilterte kleine Lebewesen bestritt: Bartenwale wie der bis zu 33 Meter lange Blauwal filtern mit Hornplatten im Oberkiefer Krill und andere Nahrung aus dem Wasser - und gehören zu den größten bekannten Tieren der Erdgeschichte überhaupt.
Quelle: ntv.de, ahe/dpa