Mehr Einfühlungsvermögen nötig Männer medizinisch schlechter betreut
06.04.2018, 15:49 Uhr
Männer wollen keine Jammerlappen sein.
(Foto: REUTERS)
Männer sind nicht nur anders krank, sie werden auch schlechter medizinisch versorgt als Frauen. Aus diesem Grund sterben sie auch früher, finden Forscher heraus und rufen zu mehr Verständnis für die Besonderheiten kranker Männer auf.
Als Ende des letzten Jahres die Meldung von der Männer-Grippe durch die Medien ging, horchten viele Menschen auf. Tatsächlich trifft es laut Untersuchungen Männer nicht nur schwerer bei Erkältungen und Grippe, sie werden im Fall der Fälle auch schlechter medizinisch versorgt als Frauen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Deakin University in Melbourne, Australien.
Das Forscherteam um Dell Lovett befragte sowohl Pflegekräfte als auch männliche Patienten in sogenannten Tiefeninterviews nach ihren Erfahrungen. "Wir haben herausgefunden, dass viele Krankenpflegekräfte sensible oder persönliche Gesundheitsthemen mit männlichen Patienten ungern besprechen. Männliche Patienten verhalten sich nicht so wie weibliche Patienten. Ihre Gesundheitsbedürfnisse sind anders und die angewandten Pflegemaßnahmen müssen dementsprechend individuell angepasst werden", fasst die Forscherin die Ergebnisse zusammen.
Aber auch die Männer selbst sind gefragt. Sie müssen sich früher als bisher in medizinischen Behandlung und Krankenpflege begeben und mehr auf die Gesundheitsexperten und deren standardisierten Vorgehen einlassen. Bisher erkennen männliche Patienten die Wichtigkeit der medizinischen Grundversorgung nicht an. Sie wollen zudem nicht als "Jammerlappen" dastehen. "Kulturell bedingte Männlichkeitsbilder und stoisches Verhalten, vor allem bei älteren Männern, führen dazu, dass Männer sich der medizinischen Behandlung entziehen", bringt Lovett das Dilemma auf den Punkt.
Spezielle Gesundheitsversorgung für Männer, mehr Lebenszeit
Es gebe kein Land, in dem die Lebenszeit der Männer genauso hoch ist wie die der Frauen - das habe nicht nur etwas mit den Genen zu tun, so die Forscherin, die sich auf Männergesundheit spezialisiert hat. Australier gingen häufig mit einer "Wird schon wieder werden"-Mentalität durchs Leben. Das koste allerdings Lebenszeit.
Doch nicht nur die Männer sollten ihre Einstellung und ihre Handlungen überdenken. Auch beim Pflegepersonal bestehe Bedarf zur Neuorientierung. "Männer haben das Recht auf eine zielgerichtetere Behandlung als das, was momentan noch Standard ist", betont Lovett. Wenn wir es schon mal schaffen, die Männer dazu zu bekommen, sich untersuchen zu lassen, dann müssen die Krankenpflegefachkräfte auch wissen, wie sie mit ihnen umgehen müssen."
Die Ergebnisse ihrer Untersuchung, die die erste dieser Art ist, veröffentlichten die Forscher im "Australian Journal of Primary Health". Lovett führt weitere Forschungen in diesem Bereich durch.
Quelle: ntv.de, jaz