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Panoramablick auf "Tschuri" "Philae" fotografiert mit Berliner Kamera

Auf den Bildern ist der Komet in 509.500.000 Kilometern Entfernung gestochen scharf zu sehen.

Auf den Bildern ist der Komet in 509.500.000 Kilometern Entfernung gestochen scharf zu sehen.

(Foto: Esa/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR)

Selten ließ sich Weltraumforschung so hautnah miterleben, wie bei der Arbeit von "Philae". Seit seiner Landung sendet das Weltraumlabor Daten und vor allem Bilder, die bei Wissenschaftlern wahre Begeisterungsstürme auslösen.

Experten sind begeistert von den Nahaufnahmen, die der Forschungsroboter "Philae" vom Himmelskörper "Tschuri" liefert. Täglich zwei Mal baut die Forschungssonde Rosetta eine Verbindung zu "Philae" auf. Auch an diesem Morgen gelang es wieder, eine stabile Verbindung herzustellen. Darüber wurden erneut Telemetrie- sowie Wissenschaftsdaten, aber auch Bilder übermittelt.

Die Datenübertragung zur Erde geschehe dabei mit rund 28 kbit/s, heißt es von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Für die "Rosetta"-Telemetrie seien davon 1 bis 2 kbit/s reserviert, der Rest stehe den wissenschaftlichen Daten und den Daten von "Philae" zur Verfügung. In der Twitter-Nachricht von "Philae" ist von einem atemberaubenden Blick auf den Kometen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" die Rede.

Die Bilder liefert die vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof entwickelte Panoramakamera "Rolis". Die Abkürzung steht für Rosetta Lander Imaging System. Die Spezialkamera, die für Temperaturen bis zu minus 150 Grad ausgelegt ist, befindet sich an der Unterseite von "Philae".

Hightech für raue Umstände

Sie beleuchtet den Boden mit vier Leuchtdioden in Blau, Grün, Rot und Infrarot. Die Auflösung der Bilder liegt bei 0,4 Millimetern/Pixel bei einem Abstand von etwa 30 Zentimetern zum Boden. Das entspricht ungefähr der Schärfe, die das menschliche Auge erreicht, wenn wir einen Gegenstand in etwa 70 Zentimetern Entfernung betrachten. Für die Übertragung verwendet "Rolis" moderne Bilddatenkompression.

Die Kamera verfügt über ein Weitwinkelobjektiv, was sich nun nach dem ungünstigen Landeort unter einem Feldvorsprung noch als echter Glücksfall erweisen könnte. Mit seinem extrem breiten Dynamikbereich von 16.384 Graustufen sind auch Bilder unter ungünstigen Lichtverhältnissen möglich. Den DLR-Entwicklern zufolge kann "Rolis" außerdem mikroskopische Aufnahmen von speziellen Gebieten des Landeplatzes liefern, die der Bestimmung der Korngrößen der Oberflächenteilchen und ihrer Verteilung dienen. Dafür werden interessante Bildteile in besserer Auflösung übertragen als der Rest des Bildes. Die Bilddaten werden schließlich in Blöcken übermittelt, um die Gefahr von Übertragungsfehlern oder vielleicht sogar den Verlust von wertvollem Bildmaterial zu minimieren.

Wie alle "Philae"-Instrumente ist auch "Rolis" extrem energiesparend ausgelegt. Trotzdem ist unklar, wie lange "Philae" arbeiten kann. Die Batterien des Labors seien auf etwa 60 Stunden ausgelegt, sagte ein Esa-Sprecher. Da "Philae" sich in einer eher schattigen Position befinde, sei aber noch nicht sicher, ob die Batterie über Kollektoren wieder nachgeladen werden könne.

Im ungünstigsten Fall müsste "Philae" womöglich am Wochenende die Arbeit beenden. Allerdings könnte sich auch "Tschuri" noch so günstig zur Sonne hin drehen, dass "Philae" neue Energie bekommt. Dann könnte es Hunderte weitere Bilder geben, die die Wissenschaftler in Entzücken versetzen.

Quelle: ntv.de

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